20.Filmkunstfest M-V: „Anlass zum Innehalten und zur Reflexion …“

Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow über die Bedeutung des Festivals, Schwerin als cineastische Traumkulisse, Ehrenpreisträger Manfred Krug, den Film „Die Grenze“ und eigene Filmkunstfest-Vorlieben

„The same procedure as every year … „

Auch in diesem Jahr werden im traditionsreichen Lichtspieltheater bzw. Kino CAPITOL an der Wismarschen Strasse in Schwerin zwar möglicherweise auch „die Bären steppen“, aber vor allem „die Ochsen fliegen“. Der Mai kommt, das Schweriner Filmkunstfest damit ebenfalls.

Wenn draußen der „Arbeiterkampftag“ gerade beendet ist, wird zwischen Leinwänden und Kino-Sesseln, mit oder ohne Popcorn, um die Gunst der Juroren und der Zuschauer gekämpft.
Seit 20 Jahren ist das nun schon so – und mittlerweile ist das Filmkunstfest eine Erfolgsstory „Made in Meck-Pomm“, weit über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus.

Doch wie sieht die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow das Filmkunstfest ? Schaut sie genau hin oder weg ? Geht sie zudem oft hin oder eher nicht ? Wie ist ihre Meinung zu künstlerischen Filmen ?

Frage: Frau Oberbürgermeisterin, der Countdown zum 20.Filmkunstfest läuft. Was einst beschaulich begann, ist zu einer nicht mehr wegzudenkenden Festival-Größe in Deutschland gewachsen. Was verbinden Sie mit dem Filmkunstfest ?

Angelika Gramkow, Oberbürgermeisterin der Stadt Schwerin.Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow:
Das Festival ist aus dem kulturellen Leben Schwerins nicht mehr wegzudenken. Gerade weil es schon immer als Fest ganz verschiedener Künste auf die gesamte Stadt mit ihren verschiedenen Veranstaltungs- und Ausstellungsorten ausstrahlt, ist es ein wichtiger Bestandteil unseres Konzepts, Schwerin als Kulturstadt des Nordens weiter zu profilieren.

Frage:
In der „Retrospektive“ des diesjährigen Filmkunstfestes wird auf „20 Jahre Filmkunstfest – 20 Jahre deutsche Einheit“ zurückgeblickt. Wie lautet Ihr persönlicher Rückblick auf 20 Jahre deutsche Einheit – auch im Kontext mit dem Filmkunstfest ?

Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow: Schwerin hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Denken Sie nur an die Sanierung der Altstadt oder an die Bundesgartenschau. Es hat sich gezeigt, dass Kunst und Kultur für Schwerin ein wichtiger Standortfaktor sind.

Dennoch gibt es gravierende Probleme – die wirtschaftliche Schwäche und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit ist das größte. Unter den Hartz IV-Betroffenen sind zudem viele Menschen, die zwar den ganzen Tag arbeiten gehen, deren Lohn aber nicht zum Leben ausreicht und die daher Hilfen bei der Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. Kommune beantragen müssen und erhalten.

So übernehmen wir inzwischen für 42 Prozent aller Kinder die Kinderbetreuungskosten, ganz einfach, weil die Mütter und Väter zu wenig verdienen, um die Elternbeiträge zu bezahlen.

Was mich persönlich angeht, so waren die vergangenen 20 Jahre von einer rasanten persönlichen und beruflichen Entwicklung gekennzeichnet. Natürlich bildet da ein regelmäßig wiederkehrendes Ereignis wie das Filmkunstfest in Schwerin einen willkommenen Anlass zum Innehalten und zur Reflexion. Schließlich laufen in Schwerin jedes Jahr Filme, die ganz nah dran sind an den persönlichen Erschütterungen, an den Umbrüchen, aber auch den Freuden unserer Zeit.
Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin.
Frage: Der Ehrenpreis des Filmkunstfestes, der „Goldene Ochse“, wird Manfred Krug verliehen. Sind Sie auch ein Fan des Schauspielers ? Was zeichnet ihn aus Ihrer Sicht aus ?

Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow:
Fan, das wäre sicher übertrieben. Ich finde, dass Manfred Krug ein hervorragender Schauspieler und Entertainer Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. ist. Seine Jazz-Platten waren schon zu DDR-Zeiten ein Renner.
Und als Publikumsliebling, der er in Ost und West war und ist, kann man ihn heute tatsächlich als ein Aushängeschild der deutschen Einheit betrachten.

Deshalb passt seine Würdigung – wie ich finde – sehr gut zu einem Filmkunstfest, das auch auf 20 Jahre Einheit zurückblickt.

Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. Frage: Politiker sehen in kulturellen Veranstaltungen immer auch einen wirtschaftlichen Faktor. Welche Bedeutung hat das Filmkunstfest für Mecklenburg-Vorpommern ? Wie ist hierzu Ihre Ansicht ?

Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow: Es ist das wichtigste Publikumsfestival der neuen Länder und ein Podium für junge, aufstrebende Talente des Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. deutschsprachigen Films.
Ich bin mir sicher: Die Weiterentwicklung des Festivals zum wichtigsten Schaufenster der Filmförderung in Mecklenburg-Vorpommern wird der Landeshauptstadt  zugute kommen.

Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. Und vielleicht heißt es ja dann nicht nur „Gedreht in MV“, sondern auch öfter mal wieder „Gedreht in Schwerin“. Traumkulissen hat die kleinste und schönste Landeshauptstadt Deutschlands jedenfalls jede Menge zu bieten.

Frage: Kürzlich lief in SAT.1 der sehr umstrittene Film „Die Grenze“, in dem Mecklenburg-Vorpommern als Hort des Links- und Rechtsextremismus erscheint, undHasso Hartmann, Pionier und künstlerischer Festival-Leiter 2006-2010 des Filmkunstfestes. in dem sich die Mecklenburger und Vorpommern – natürlich alles nur fiktiv – vom Rest des deutschen Vater- und Mutterlandes abspalten wollten. Der Film wurde sogar mit Mitteln des Landes gefördert. Wie ist Ihre Meinung zum Film ?

Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow: Ich habe mir den Film angesehen. Er hat bei mir widersprüchliche Gefühle hinterlassen, weil er die Klischees vom rückständigen Osten bedient, in dem die DDR-Vergangenheit nicht aufgearbeitet wird und rechtsextremes Gedankengut zu Hause ist.

Manfred Krug erhält in diesem Jahr den Allerdings halte ich die damit verbundene Kritik an der Filmförderung für verfehlt. Filme sind künstlerische Produkte und es ist nicht Aufgabe einer staatlichen Filmförderung die Aussage oder Tendenz eines Films durch inhaltliche Restriktionen zu zensieren oder die Förderung von Wohlgefälligkeit abhängig zu machen.

Filmförderung ist auch nicht dazu da, Tourismuswerbung für Mecklenburg-Vorpommern zu machen. Dieser Effekt sollte sich eher nebenbei einstellen, wenn eine Geschichte vor einer schönen Kulisse spielt. Oder er stellt sich auch nicht ein, wenn es für einen bestimmten Stoff erforderlich ist, Verfall oder Trostlosigkeit ins Bild zu setzen.

Allerdings: „Die Grenze“ hat werbetechnisch durchaus interessante Bilder gezeigt. Beispielsweise das Ozeaneum in Stralsund. Würde mich nicht wundern, wenn Touristinnen und Touristen auch durch den Film angeregt wurden, ganz gezielt das Meereskundemuseum zu besuchen.

Frage: Zurück zum Filmkunstfest … Was werden Sie sich unbedingt anschauen ?

Das CAPITOL, Hauptspielstätte des Filmkunstfestes - auch 2010.Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow: Natürlich den Eröffnungsfilm „Boxhagener Platz“. Wenn ich die Zeit finde, dann würde ich auch gern zur Musikfilmnacht am 5.Mai in den  Speicher gehen. Sie ist dem leider viel zu früh verstorbenen Sänger Rio Reiser gewidmet.

Ich besuche auf jeden Fall die „Werkstatt der Künste“ mit ihren verschiedenen Ausstellungen. Und bei der Abschlussveranstaltung werde ich den Film- und Medienpreis der Landeshauptstadt übergeben. Wer ihn bekommt – das wird aber noch nicht verraten!

Dann abwechslungsreiche Tage beim Filmkunstfest 2010 !

Die Fragen stellte: Marko Michels

Einer sagt „Adieu“

Hasso Hartmann, Aktiver und Pionier „in Sachen“ Filmkunstfest M-V sowie künstlerische Leiter des Festivals von 1996 bis 2010, sagt nach zwei Jahrzehnten „FKF“, das er maßgeblich mitprägte bzw. mitgestaltete, „Adieu“ – getreu dem Motto „Man soll die Party verlassen, wenn sie auf dem Höhepunkt ist !“.

Da sich das Filmkunstfest jedoch inzwischen fest etablierte, kommt nach Hasso Hartmann nicht die „cineastische Sintflut“ in M-V, sondern wird die (Filmkunst-)Party natürlich weiter gehen. „Überlebt“ hat Hasso Hartmann mit dem Filmkunstfest jedenfalls eine Menge Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, nicht nur die Kritiker, die von Anfang an ein „grandioses Scheitern“ des Filmkunstfestes prognostizierten:

Er war länger in (FKF-)Verbundenheit bzw. im Amt als der „ewige Kanzler“, konnte vier Ministerpräsidenten kommen und drei von ihnen wieder gehen sehen, erlebte zwei Schweriner Oberbürgermeister (nicht mehr im Amt) und eine Schweriner Oberbürgermeisterin (im Amt). Wer sich so lange hält, besitzt entweder Pattex und Können oder sogar beides …

Der (Filmkunstfest-)Acker ist jedenfalls bestens hergerichtet und bestellt. Hasso Hartmann kann zufrieden und gelassen auf die Arbeit seiner Nachfolger blicken. Und neue Herausforderungen anvisieren … Denn: „Wer rastet, der rostet !“. Aber „Rost“ wird Hasso Hartmann mit Sicherheit (noch) nicht „ansetzen“.

Dann, maximale Erfolge für die neuen Aufgaben !

M.M.

> > Programm-Höhepunkte (kleine Auswahl)

Eröffnungstag – 4.Mai

19.00 Uhr CAPITOL / Saal 1: Eröffnungsveranstaltung des XX.Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern, Moderation: Dörthe Graner, musikalische Umrahmung: Studenten der Hochschule für Musik und Theater in Rostock / Eröffnungsfilm: Boxhagener Platz von Matti Geschonneck

Tag zwei – 5.Mai

11.00 Uhr NDR-Landesfunkhaus / Podiumsdiskussion „Die Rolle der Kunst im Prozess der deutschen Einheit“ / 18.30 Uhr Verleihung des Medienpreises der Architektenkammer im CAPITOL / Saal 1 / 20.00 Uhr Musikfilmnacht – Rio Reiser im Speicher mit Konzert (Die Rettung-Rostock)/Dokumentationsfilm

Tag drei – 6.Mai

15.00 Uhr – Trickfilmwerkstatt im WURM / ab 18.00 Uhr Architektur-Filme im Speicher / ab 19.00 Uhr Werkstatt der Künste, mit TANZperformance Partita for Seven (Uraufführung) im Staatlichen Museum und 19.00 Uhr Lesung mit Jana Hensel (Achtung Zone) im Schleswig-Holstein-Haus

Tag vier – 7.Mai

20.00 Uhr CAPITOL / Saal 1: Konzert mit Manfred Krug, Uschi Brüning und Jazzin`the Blues, Manfred Krug liest und s(w)ingt, danach Film „Auf der Sonnenseite“ / 20.00 Uhr Werkstatt der Künste, Buchhaus Weiland – 20.00 Uhr Lesung mit Ursula Karusseit (Wege übers Land und durch die Zeiten) / 20.00 Uhr Kurzfilmnacht im Speicher

Tag fünf – 8.Mai

20.00 Uhr CAPITOL / Saal 1: Preisverleihung des XX.Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern, Ehrung der Sieger der einzelnen Wettbewerbe, Verleihung des Ehrenpreises an Manfred Krug, Verleihung des Film- und Medienpreises der Stadt Schwerin / Moderation: Knut Elstermann, musikalische Umrahmung: Dozenten und Studenten der Hochschule für Musik und Theater in Rostock / ab 22.00 Uhr Festivalzelt CAPITOL-Hof Jubiläumsparty

Tag sechs – 9.Mai

ab 10.00 Uhr – Das war das XX. … mit vielen Filmen und Kinderfilmfete

ansonsten: zwischen 4. und 9.Mai – Filme nonstop (innerhalb und außerhalb der Wettbewerbe, insbesondere im CAPITOL), Film-Talks mit Knut Elstermann und jede Menge weiterer Veranstaltungen rund ums Filmkunstfest

Weitere Infos: www.filmkunstfest-mv.de !

Nicht vergessen: Rechtzeitiger Erwerb der Tickets sichert die besten Plätze …

Foto-Nachweis:

1. Angelika Gramkow, Oberbürgermeisterin der Stadt Schwerin. Stadt Schwerin
2.-8. Impressionen von früheren Filmkunstfesten in Schwerin. Michels
9. Hasso Hartmann, Pionier und künstlerischer Festival-Leiter 2006-2010 des Filmkunstfestes. Michels
10. Manfred Krug erhält in diesem Jahr den „Goldenen Ochsen“. Filmkunstfest M-V
11. Das CAPITOL, Hauptspielstätte des Filmkunstfestes – auch 2010. Michels

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