Glänzender Schlusspunkt mit Preisverleihung und Filmkonzert im Mecklenburgischen Staatstheater
Mit rund 18.000 Besuchern, darunter ca. 1.500 Kinder und Jugendliche, verzeichnet das 25. filmkunstfest zum Jubiläum einen großen Publikumserfolg. Zu den Gästen zählten rund 250 akkreditierte Teilnehmer, Fachbesucher und Journalisten. „Das Festival hat zu alter Stärke zurückgefunden und rund 3.000 Besucher zurück- und neu gewonnen. Unser Programmkonzept in Verbindung mit einer guten Öffentlichkeitsarbeit ist voll aufgegangen. Die Mischung aus Neuem und Bewährtem wurde hervorragend angenommen. Überwältigend war auch der Zuspruch für Geschichten und Produktionen aus dem Bundesland“, freut sich Festivalchef Volker Kufahl.
Auch in den letzten beiden Tagen riss der Besucherstrom nicht ab. Die sonntägliche Matinee des im Sommer 1950 in Schwerin gedrehten DEFA-Jugendspielfilmes DIE STÖRENFRIEDE fand im nahezu ausverkauften Saal 1 des Festivalkinos Filmpalast Capitol statt. Dank der Anwesenheit vieler ehemaliger Kinderdarsteller, die einem Aufruf der Schweriner Volkszeitung gefolgt waren, wurde die von der DEFA-Stiftung ermöglichte Sonderaufführung zu einer anrührenden Zeitreise ins Schwerin der 50er Jahre.
„Dass sich auf diese Weise die Kinder aus dem damaligen Film – nun in etwas gealterter Form – nach über 64 Jahren persönlich wiedersehen, ist etwas, die nicht jeden Tag irgendwo auf der Welt stattfindet. Zwischen Premiere und heute liegt ein ganzes Leben“, sagte der frisch gekürte Preisträger des „Goldenen Ochsen“ des 25. filmkunstfests, Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase. DIE STÖRENFRIEDE (Regie: Wolfgang Schleif) war der erste Film, bei dem der Ehrengast des Festivals als junger Autor mitgewirkt hatte, aber beim Dreh nicht in Schwerin dabei war.
Das anschließende Filmgespräch, das der Chef der DEFA-Stiftung, Ralf Schenk, mit einigen der ehemaligen Mitwirkenden zusammen mit Kohlhaase führte, war einer der emotionalen Höhepunkte des Festivals. Bereits am Vortag stand ein sichtlich bewegter Wolfgang Kohlhaase im Mittelpunkt der feierlichen Preisverleihung, als er den „Goldenen Ochsen“ aus den Händen des Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns, Erwin Sellering, entgegennehmen konnte. Ralf Schenk würdigte in seiner Laudatio die Verdienste Kohlhaases als einem der unterhaltsamsten und feinfühligsten Geschichtenerzähler der deutschen Filmhistorie, der die autobiografische Prägung stets in seine Drehbücher hat einfließen lassen.
Die seit Monaten komplett ausverkaufte Preisverleihung im Staatstheater in Schwerin zählt zu einer der erfolgreichsten Veranstaltungen der Festivalhistorie. Viele der Preisträger sorgten mit ihren Dankesreden für bewegende Momente, z.B. als der Schweizer Schauspieler Pascal Ulli aus dem Gewinnerfilm des „Fliegenden Ochsen“, DER GOALIE BIN IG, die Regisseurin Sabine Boss auf der Bühne per Handy anrief, damit sie das Schweriner Publikum grüßen konnte. Die Preisträgerin des Darstellerpreises Alice Dwyer (für ihre Rolle im Eifersuchtsdrama MA FOLIE) dankte ihrem Spiel- und Lebenspartner Sabin Tambrea, der ebenfalls nach Schwerin gereist war. Auch die Schauspieler Peter Kurth (SCHMITKE) und Horst Westphal (NACHSPIELZEIT), der kurz auf die ihm wohl bekannte Schweriner Theaterbühne zurückkehrte, unterstützten ihre Regisseure bei den Danksagungen.
Bei der Vergabe des Preises für den besten Kinder- und Jugendfilm – der LEO – lobte die junge Jury die gute Auswahl des Wettbewerbs. Für Bundesfamilienministerin und Preisstifterin Manuela Schwesig leistet das filmkunstfest einen wichtigen Beitrag für die filmkulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen. Insgesamt vergab das Festival 14 Preise im Wert von 50.000 Euro.
Jazzige Einlagen des Band-Trios von Musiker und Sänger Andreas Pasternack und die humorvolle Moderation von Knut Elstermann sorgten für eine kurzweilige Preisgala, die von einem grandiosen Filmkonzert zur Aufführung von Charlie Chaplins MODERNE ZEITEN gekrönt wurde. Das Publikum quittierte das vom Mecklenburgischen Staatsorchester mitreißend dargebotene und von Dirigent Adrian Prabava virtuos geleitete Filmkonzert mit Standing Ovations. Die Genialität Chaplins hat über all die Jahrzehnte nichts an Wirkung eingebüßt, so die einhellige Meinung der mehr als 500 Galagäste.
Auf ganz anderem Parkett, im neuen Festivalclub TIVOLI, fand auch die zweitägige Branchenkonferenz ein großes Echo. Die mehr als 120 Fachbesucher folgten der Einladung der filmlocation MV der FilmLand gGmbH, sich über Perspektiven für den Drehstandort Mecklenburg-Vorpommern und über die notwendige Weiterentwicklung der Filmförderung auszutauschen. Die teils kontroversen Diskussionen erreichten die angestrebten Ziele der Veranstalter, die Kreativen und medienpolitisch Beteiligten in einen konstruktiven Dialog zu bringen und neue Denkanstöße für eine wirkungsvolle Filmförderung im Land zu initiieren.
Branchenexperten wie Frank Völkert (Filmförderungsanstalt), Dr. Uwe Hornauer (Landesmedienanstalt) und Elke Haferburg (NDR-Landesfunkhauschefin) diskutierten mit erfolgreichen Produzenten wie Gunnar Dedio, Olaf Jacobs, Katrin Schlösser und Stefan Sporbert und jungen Medienproduzenten u.a. aus Rostock.
Die von Festivalleiter Volker Kufahl angestrebte stärkere europäischere Ausrichtung des Festivals wurde vom Publikum angenommen. Sowohl der Länderschwerpunkt Frankreich als auch die neue Programmschiene mit Filmen der Ostseeanrainerstaaten, Focus Baltic Sea, wurden gut nachgefragt. Wie wichtig für den Erfolg eines Filmfestivals die Mischung aus kulturpolitischer Beharrlichkeit und programmatischer Innovation ist, daran erinnerten einige der Gründer des filmkunstfests MV im TIVOLI, Heinz Brinkmann, Jochen Wisotzki, Dieter Schumann und Edda Wanske.
Dieter Schumann, dessen neuer Film „Heimstatt der Seele“ vor über 300 Besuchern am Sonntag seine Weltpremiere erlebte, erinnerte an die gesellschaftskritische Verortung des Festivals, und äußerte bei der Preisverleihung zudem coram publico, dass er und seine damaligen Mitstreiter das filmkunstfest bei Volker Kufahl „in guten Händen wissen“.
Ministerpräsident und Schirmherr Erwin Sellering äußerte sich ebenfalls zuversichtlich über die Zukunft des filmkunstfests, das mit seiner programmlichen Ausrichtung die Filmkultur feiere und dabei die besondere ostdeutsche Vergangenheit nie aus dem Blick verloren habe.
Quelle: FilmLand MV gGmbH