85.Vereinsgeburtstag für „Petri Heil“

In vier Monaten feiert der organisierte Angelsport in Schwerin ein rundes Jubiläum.

AngelnAngeln ist in diesen Tagen wieder „in“. Erst einmal gilt es, sich preisgünstige und dennoch extravagante Weihnachtgeschenke zu angeln – immerhin nur noch 7 Wochen bis zum Fest. Der eine oder andere „Weihnachtsenge“l erhofft sich, den einen oder anderen von den in Schwerin wohl nur minimal vorhandenen Millionäre zu angeln – ein schwieriges Unterfangen im trüben städtischen Wasser.

Geangelt hat sich der globale Hoffnungsträger Barack Obama allerdings den mächtigsten Job der Welt, den des amerikanischen Präsidenten; andere wiederum angeln sich ihre Jobs im lukrativen öffentlichen Dienst oder (h)angeln sich anderweitig durchs Leben.

Doch die Anglerinnen und Angler aus Schwerin haben bald allen Grund zum Feiern. Nicht, weil zu Silvester wieder „Karpfen-Zeit“ angesagt ist, nein, in vier Monaten darf das Vereins-Angeln in Schwerin feiern, den 75.Geburtstag, und den sogar im BUGA-Jahr.

Der organisierte Angelsport entwickelte sich dabei in Schwerin – obwohl „sieben Seen“ vorhanden –  spät. Obwohl im angelsächsischen Raum der Angelsport insbesondere vom Adel mit großem Interesse betrieben wurde, war dem mecklenburgischen Bürgertum bzw. Großadel dieser Sport anscheinend nicht standesgemäß.

Dazu bemerkt der Schweriner Historiker Dr.Wilhelm Jesse in seiner Chronik zum Jahr 1920: „Ein sportmäßiges Angeln hat sich in Schwerin trotz der vielen Seen noch nicht entwickeln können.“

Zwar gab es mit Sicherheit bereits vor dem ersten Weltkrieg zahlreiche Angler auf den Schweriner Seen, insbesondere auch zahlreiche Sportangler, aber das Angeln wurde damals in einfacher Form als Grundangelei – zur Bereicherung der „heimischen Küche“ – betrieben.
Erst 1924 – am 30.03.24 – fand die Gründungsversammlung des Schweriner Anglervereins 1924 e.V. statt.

An dieser Versammlung nahmen 115 Gründungsmitglieder teil. Knapp 2 Monate später, am 26.Mai 1924, wurde der „SAV“ in das Vereinsregister der Stadt eingetragen und damit offiziell als Sport-Verein anerkannt. Noch im gleichen Jahr schlossen sich die Schweriner Sport-Angler dem 1923 gegründeten Mecklenburgischen Anglerbund an.
Gerade im Bereich der Mitgliederwerbung verzeichnete der „SAV“ große Erfolge. Ende des Jahres 1924 zählte man im Verein bereits 220 Mitglieder.

Im Jahr 1924 bestand der Vorstand aus Herrman Gromolla, einem Malermeister, und Fritz Schnell, einem Feuerwehrbeamten. Hans Vick war 1925 der erste Vorsitzende des „SAV“.
Obwohl der Schweriner Angler-Verein sowohl sportlich als auch personell gute Ergebnisse vorweisen konnte, „leisteten“ sich die Angler erst 1928 ihr eigenes Anglerheim – in der Bornhövedstrasse 101 zum Kaufpreis von 13500 Mark.  Im Jahr 1929 erhielt dieses – im „Zuge“ einiger Umbaumaßnahmen – einen Erfrischungsraum. Des weiteren wurde am Anglerheim eine Tankstelle errichtet.

Die Jahre 1929 und 1930 brachte einige Veränderungen für den „SAV“ mit sich. Zunächst bekam der „SAV“ eine neue Satzung und nannte sich nun „Schweriner Sportanglerverein von 1924 e.V.“. Karl Ode wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. An seiner Seite fungierte der Schweriner Barck als Sportwart – eine Funktion, die der „SAV“ erst 1929 eingeführt hatte.
Auch innerhalb des Anglerheims gab es einige Neuerungen: Die große Halle erhielt ein massives Fundament, eine Lichtanlage und Schränke.

Erfreulich war auch die Mitgliederentwicklung zwischen 1930 und 1931 für den „SAV“. Nachdem der Schweriner Sportangler-Verein 1930 aufgrund einiger Austritte bzw. infolge Fortzugs einzelner Angler „nur“ 183 Mitglieder zählte, hatte der Verein schon 1931 wieder 216 angelbegeisterte Schweriner in seinen Reihen.

Auch mit der Entwicklung im finanziellen Bereich durften die Schweriner Angler zufrieden sein. So konnten sie im Jahr 1932 mit dem Bau des ersten Hafenbeckens, der Slipanlage und mit dem Bau der ersten Kojen in der ersten Reihe beginnen.
Der organisierte Angelsport war (aus) in Schwerin nicht mehr wegzudenken !

Und, vielleicht „angelt die eine ihren Hecht und der andere seine Sprotte“ im neuen angelsportlichen Jubiläumsjahr, dann in glasklaren Gewässern.

M.Michels (aus M.Michels „Die Entwicklung des Schweriner Sportes von 1850 bis 1933“, mit Dokumenten- und Foto-Anhang, Stadtsportbund Schwerin 2000)

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