Aktionswoche „Keine Gewalt gegen Frauen und Kinder“

Ausmaß von häuslicher Gewalt erschreckend.

Jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren , die in einer Partnerschaft lebt oder gelebt hat, hat mindestens ein- oder auch mehrmals körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt. Das geht aus einer Statistik des Bundesfamilienministeriums hervor. „Das Ausmaß der häuslichen Gewalt ist erschreckend. Doch Opfer sind nicht  nur Frauen, sondern in den meisten Fällen  auch Kinder“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Petra Willert. Deshalb wurde das Motto der diesjährigen Antigewaltwoche erweitert. Die vom 20. bis 30. November stattfindende Aktionswoche trägt in diesem Jahr den Titel „Keine Gewalt gegen Frauen und Kinder“.
Liane Dommer, Leiterin des Schweriner Frauenhauses, zitiert die Statistik der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, die den traurigen Trend belegt: So sind von den seit 2002 registrierten 2095 Fällen häuslicher Gewalt mehr als 1900 Kinder betroffen (Stand 31.10. 2009). „Häusliche Gewalt geht überwiegend von Männern aus. Nur selten werden sie dafür auch zur Verantwortung gezogen“, so Petra Willert. Die Kosten von Interventionsstellen und Frauenhäusern würden stattdessen von der Allgemeinheit getragen – auch deshalb  sei häusliche Gewalt eben keine Privatsache.
Die Aktionswoche „Keine Gewalt gegen Frauen und Kinder“,  für die Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow in der Landeshauptstadt die Schirmherrschaft übernommen hat, beginnt am 20. November um 10.30 Uhr mit der Hissung einer von der Frauenorganisation Terre des Femmes entworfenen Flagge vor dem Schweriner Rathaus. „Häusliche Gewalt darf nicht totgeschwiegen werden, denn diese Wunden verheilen nie“, sagt Angelika Gramkow. „Im schlimmsten Falle schleppen Kinder diese Gewalterfahrungen ein Leben lang mit sich herum und tragen sie vielleicht sogar weiter, wenn ihnen nicht geholfen wird.“
Um die Sprachlosigkeit einer Mutter und die Traumatisierung einer Tochter angesichts des gewalttätigen Vaters geht es beispielsweise auch in einer Buchlesung, mit der Klaus Bieligk die Antigewaltwoche unterstützt. So wird der Schauspieler am 25. November um 15 Uhr im FiZ  (Arsenalstr.15) aus Veronika Peters Roman „An Paris hat niemand gedacht“ lesen.
Darum, wie Täter besser zur Verantwortung gezogen werden können, geht es auf einer Fachtagung unter dem Titel „Operschutz weiterfassen -Täter in die Verantwortung nehmen“, die am 23. November in Waren /Müritz stattfinden wird.
Ab dem 20. November machen Plakate in den Bussen und Bahnen des Nahverkehrs auf den Frauen-Notruf aufmerksam. Unter der angegebenen Telefonnummer (0385/5557356) können sich Betroffene anonym beraten lassen. „Mit diesen Angeboten wollen wir die Öffentlichkeit für die Problematik weiter sensibilisieren und für Betroffene Wege aufzeigen. Frauen sollen sich trauen, bei uns Rat zu suchen“, so Petra Willert.
Am Abend des 27. Novembers (18 Uhr) rufen das Schweriner Frauenbündnis und die Gleichstellungsbeauftragte auf, für jede misshandelte Frau eine Kerze im Schweriner Dom zu entzünden. Zeitgleich ist im Dom die Ausstellung „Der richtige Standpunkt gegen Gewalt“ zu sehen. Auf Bus-Tour gehen die acht Gleichstellungsbeauftragten aus der Region Westmecklenburg am 30. November zum Abschluss der Aktionswoche. Sie werden dabei Einrichtungen in Städten und Gemeinden besuchen, die Hilfsangebote für Betroffene anbieten.

Hintergrund der Aktionen ist der Internationale Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“ am 25. November. Es handelt sich hierbei um einen Gedenktag, der zurückgeht auf den Tod der drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden.
Sie waren im Untergrund tätig und hatten sich in diesem Zusammenhang an Aktivitäten gegen den Diktator Trujillo beteiligt.
1981 trafen sich lateinamerikanische und karibische Feministinnen in Bogota, Kolumbien, gedachten der Opfer und riefen den 25. November zum Internationalen Gedenktag an die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen aus.

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