Aktionswoche „Nein zu Gewalt an Frauen und Kindern“

Ausmaß von häuslicher Gewalt erschreckend

In den Bussen und Bahnen des Schweriner Nahverkehrs hängt das Plakat mit dem roten Dreieck und der Nummer des Frauennotrufs schon seit Anfang des Monats. 5557356 – hier können sich Betroffene anonym beraten lassen. „Frauen sollen sich trauen, bei uns Hilfe zu suchen“, sagt  die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Schwerin Petra Willert.

Die Plakate in den Bussen und Bahnen kündigen gleichzeitig  die Aktionswochen „Nein zu Gewalt an Frauen und Kindern“ an, die vom 18. bis 26. November in der Landeshauptstadt stattfinden. Erstmals wird es in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Kita gGmbH für die Erzieherinnen eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Sexueller Missbrauch“ geben. Geplant ist dazu eine Lesung aus dem Buch „Durch dichte Dornen“, in dem die Autorin Ellen Rachut die Geschichte ihrer Therapie nach erlebter und verdrängter sexueller Gewalt als Kind und Jugendliche verarbeitet hat. „Kinder entwickeln Strategien, um den Missbauch zu überleben. Erinnerungen an die erlebte Gewalt äußern sich eher in körperlichen Symptomen – Bauchschmerzen, Übelkeit, anhaltend starke Kopfschmerzen. Ich finde, es ist wichtig, dass Menschen, die viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, darüber Bescheid wissen und die Signale erkennen“, so Petra Willert.

Für die Schirmherrin der Aktionswochen, Oberbürgermeisterin  Angelika Gramkow, sind Gewalt- und Missbrauchserfahrungen von Kindern besonders tragisch. Sie sagt: „Kinder verdienen die Aufmerksamkeit und den besonderen Schutz der Gesellschaft. Deshalb müssen wir für sie Auswege aus häuslicher Gewalt zeigen und dürfen sie nicht mit ihren Problemen alleine lassen. Denn oft ist für die Opfer das Schweigen des sozialen Umfeldes genauso schlimm wie die Gewalt selbst.“

Männer mehrheitlich in der Täterrolle
Frauen und Kinder stehen im Mittelpunkt der Aktionswochen, denn Männer finden sich mehrheitlich in der Täterrolle wieder. Das belegt auch die Statistik der Polizei: Bei 168 Einsätzen wegen häuslicher Gewalt im Bereich der Polizeiinspektion Schwerin wurden im vergangenen Jahr in nur drei Fällen Frauen als gewalttätig aktenkundig. In 130 Fällen waren es Ehemänner, Lebensgefährten, Ex-Lebensgefährten oder Söhne. Meist handelt es sich um Wiederholungstäter. „Häusliche Gewalt geht oft mit Körperverletzungen einher, mit Faustschlägen, Tritten und Stößen, die zu  erheblichen Verletzungen führen können. Schwere Körperverletzungen und Vergewaltigungen sind aber eher die Ausnahme“, erläutert  Ingo Renk, Leiter der Schweriner Polizeiinspektion, die Statistik.

Flaggenhissung, Ausstellungen, Frauenfrühstück
Die Aktionswochen „Nein zu Gewalt an Frauen und Kindern“ beginnen am 18. November um 9.00 Uhr mit einem thematischen Frauenfrühstück unter dem Motto „Gewalt im Heim(lichen)“, das im Mehrgenerationenhaus Am Dreescher Markt stattfindet. Am 19.11.2010 wird am Marienplatz (10.00 Uhr) und Am Dreescher Markt (13.00 Uhr) von den Veranstalterinnen und dem Schweriner Frauenbündnis eine von der internationalen Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes entworfene Flagge gehisst. Ebenfalls am 19.11.2010 wird in den Räumen der Krankenkasse Barmer die Ausstellung „Hier wohnt Familie Schäfer“ eröffnet. In der von der Kinder- und Jugendberatung des AWO-Kreisverband Schwerin-Parchim gestalteten Schau wird das Thema häusliche Gewalt kindgerecht aufbereitet, um Kinder über Schutzmöglichkeiten zu informieren. Die Ausstellung ist bis 26.11. werktäglich von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Weitere Veranstaltungen:
– 23.11.2010, 7.45 Uhr, Rundtour der Gleichstellungsbeauftragten durch die Region Westmecklenburg und Werkstattbesuche in verschiedenen Gleichstellungsprojekten
– 26.11.2010, 18.00 Uhr, Kerzenaktion „Ein Licht für jedes Kind“ mit musikalischer Begleitung und Gedanken zum Thema Gewalt im Schweriner Dom

4 Kommentare zu „Aktionswoche „Nein zu Gewalt an Frauen und Kindern““

  1. So fnktioniert Sexismus im 21. Jahrhundert.
    Frau setzt sich für Frau ein (Kinder vorgeschoben, siehe Verlässlichkeit der Polizeistatistik, weil überwiegend Frauen Kinder misshandeln).
    Oder ist das mit der Polizeistatistik doch keine so gute Idee, weil eigentlich nichts aussagend?
    Wie dem auch sei: Wer glaubt, dass die – hiermit Geld verdienenden – Frauenhelferinnen hier mit vollständigen Wahrheiten glänzen, irrt. Häusliche Gewalt geht zu gleichen Teilen von Männern und Frauen aus, zumindest in den in den abendländischen Kulturen. Sollte es sich in anderen Kulturen anders verhalten, wäre das Problem als Integrationsproblem zu sehen und anzugehen.

    Breit angelegte Misandire ist für Banalfeministinnen ein großer Spaß und der böse Mann, vor dem man Kinder und Frauen schützen müsse, die tollste Lüge seit Münchhausens Abenteuer.
    Siehe hierzu:
    http://www.welt.de/debatte/article10847107/Frauen-schlagen-mindestens-so-haeufig-zu-wie-Maenner.html

  2. @Comment70:
    Man sollte trotz aller unterschiedlicher Meinungen und statistischer Erhebungen nicht den Nutzen einer solchen Veranstaltung verkennen oder gar bestreiten. Und sicherlich werden Männer hier nicht a priori als böse deklariert und in jeglicher Hinsicht verteufelt. Was hingegen deutlich zu differenzieren ist, ist die Art und die Ursache der Gewalt , die von Männern oder Frauen ausgeht. Zumindest ist das ein Sinnvoller Streitpunkt, der bei einer solchen Veranstaltung vorzutragen wäre.

    Und: Die Polizeistatistik, nach der bei 168 Einsätzen in Schwerin lediglich in drei Fällen Frauen als Täter aktenkundig wurden, ist vielleicht nicht aussagekräftig genug, jedoch glaubhafte Grundlage für einen Diskussionsschwerpunkt. So ist natürlich zu bedenken, dass es sich dabei schlicht um Fälle handelt, die zur Anzeige gebracht wurden. Nicht mehr und nicht weniger. Gewalt durch Frauen wird eben sehr selten angesprochen oder öffentlich gemacht. Ob das nun in soziologischen oder psychologischen Ursachen Begründung findet, sei dahingestellt. Meist kann leider nur – was die häusliche Gewalt durch Frauen angeht – von einer Dunkelziffer ausgegangen werden.

    Von welcher Seite man dieses Thema auch angeht, werden Lösungen eher durch Prävention und Aufklärung gefunden und weniger durch einen Streit, wer nun der Böse bzw. wer böser ist.

  3. Ich stimme Comment70 zu. Es geht hier gar nicht darum, wer böser ist. Männer sind keine Engel, Frauen auch nicht. Es stört mich aber wie jedes Jahr massiv, dass Feministinnen das ernste und vielschichtige Problem „häusliche Gewalt“ auf die einfache Formel „Männer schlagen, Frauen leiden“ reduzieren. Deswegen ist der Nutzen dieser Veranstaltung für mich auch sehr zweifelhaft. Wem es wirklich darum geht, häusliche Gewalt zu bekämpfen, dem kann es doch egal sein, wer Täter oder Opfer ist. Der hilft den Betroffenen, ohne groß zu fragen.
    Gerade das geschieht hier nicht, sonst hätte man – auch am Frauen-Gewalt-Gedenktag! – zumindest das eine oder andere Wort des Bedauerns für die männlichen Betroffenen übrig gehabt.
    Nein, dieser triste Gedenktag dient alleine dazu, der Frauenhaus-Industrie und dem Netzwerk der „Frauen helfen Frauen“-Initiativen zu etwas Publicity zu verhelfen und dem dahinwelkenden Feminismus noch etwas Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das wird mit diesem öden Ritual zwar nicht mehr gelingen, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
    Dieser Gedenktag gehört entweder abgeschafft oder umgewandelt in einen Aktionstag gegen häusliche Gewalt an Männern, Frauen und Kindern. Alles andere ist verlogen.

  4. der vorletzte satz von albino hat meine volle unterstützung
    vorallem kinder leiden egal wer die gewalt ausübt -denn es gibt auch geschwisterkinder schulkameraden egal ob w* oder m*
    aber es gibt auch gewalt an alten hilflosen behinderten usw.daher denke auch ich sollte einfach die aussage geändert werden! gewalt tut keinem gut!also in 2011 die inhalte mehrschichtig gestalten

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