Alle Jahre wieder: Die Schweriner Schach-Woche

Großmeister Henrik Danielsen wieder dabei


Vom breiten Publikum beinahe unbeachtet fanden diesen Sommer zwei internationale Sport-Großereignisse statt. Neben den Olympischen Jugendspielen in Nanjing wurde im norwegischen Tromsö die Schacholympiade ausgetragen. Letztere wird als Mannschaftsturnier vom Weltschachbund FIDE ausgetragen. Sie fand zum 41. Mal seit 1927 bei den Herren (Vorläufer-Veranstaltungen 1924 und 1926) und zum 26. Mal seit 1957 bei den Frauen statt. 2014 wurd mit 172 Mannschaften im offenen Turnier und 134 Teams bei den Damen ein neuer Teilnahmerekord erreicht.

Es war eine sehr ereignisreiche Olympiade, die zwar leider von einigen Zwischenfällen überschattet wurde, aber letztendlich herausragende Siegerinnen und Sieger hervor brachte. So siegte im Team-Wettbewerb bei den Frauen Russland vor China sowie der Ukraine und im Open-Team-Contest China vor Ungarn bzw. Indien. Dazu gab es noch spezielle Ehrungen für die besten Spielerinnen und Spieler an den einzelnen Brettern, so für Nana Dzaganidze (Georgien/Brett 1/Elo-P. 2719), Walentina Gunina (Russland/Brett 2), Alexandra Kostenjuk (Russland/Brett 3), Natalja Tschukowa (Ukraine/Brett 4) sowie Padmini Rout (Indien/Reserve) bei den Frauen und Wesselin Topalow (Bulgarien/Brett 1), Nguyen Ngoc Truong Son (Vietnam/Brett 2), Yu Yangyi (China/Brett 3/Elo-P. 2912), Nikola Sedlak (Serbien/Brett 4) und Sam Shankland (USA/Reserve) bei den Herren.

In der Historie der Schach-Olympiaden ist nun bei den Herren (offenen „Klasse“) Russland (mit UdSSR) mit 24 Erfolgen am besten, vor den USA mit 5 Erfolgen, Ungarn sowie Armenien mit jeweils 3 Erfolgen, der Ukraine mit 2 Erfolgen bzw. Jugoslawien, Polen, Deutschland und China mit je einem Erfolg. Bei den Frauen führt Russland (mit UdSSR) mit 14 Triumphen, vor China bzw. Georgien mit je 4 Siegen, Ungarn mit 2 Siegen bzw. der Ukraine und Israel mit je einem Sieg.

Die deutschen Teams erreichten 2014 Platz neun (Damen) und Platz dreißig (Herren).

Schach in Schwerin

Eine Schach-Olympiade gab es in Schwerin zwar noch nicht. Traditionsreich ist „das königliche Spiel“ neben Sportarten wie Boxen, Volley- und Handball, Segeln oder Leichtathletik aber allemal. Die Landeshauptstadt hat dabei eine beachtliche schachsportliche Entwicklung hinter sich und vielleicht sogar noch vor sich. So erfolgte vor 103 Jahren, am 31. Januar 1911, die Neugründung des „Schweriner Schachklubs“. Der erste „Schach-Verein“ in Schwerin war im Jahr 1859 gegründet worden und löste sich mangels Interessenten wieder auf. Ein zweiter Schweriner „Schach-Verein“ konstituierte sich am 17. Mai 1878. Auch dieser stellte seinen „Spielbetrieb“ infolge der dürftigen Resonanz unter den Schwerinern wieder ein. Im Jahr 1911 lud Schwerin allerdings dank des Engagements des „SSK“ zum 14. Schachkongress in Mecklenburg ein.
In ganz Mecklenburg-Vorpommern sind rund 1.200 aktive Schachspieler in rund 50 Schach-Vereinen organisiert.

Vom 22. bis 27. September 2014 findet im Schlosspark-Center wieder die Schweriner Schach-Woche statt. Dabei wird auch ein Simultanschachturnier mit dem isländischen Großmeister Henrik Danielsen am 25. September ausgetragen.

Über die Ergebnisse der Schach-Olympiade sowie über die schach-sportliche Lage in M-V sprach Marko Michels mit dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit beim Landesschachverband Mecklenburg-Vorpommern, Sven Helms.

„Die Schach-Saison wird spannend…“

Marko Michels: Die Schach-Olympiade 2014 ist Historie. Wie beurteilen Sie die Ergebnisse in Tromsö?

Sven Helms: China ist endlich auf dem Thron angekommen. Die Herren-Mannschaft aus dem „Reich der Mitte“ konnte in Norwegen ihre jahrelangen Bemühungen endlich mit dem Gewinn der Schach-Olympiade krönen. Ist es Zeit für die Wachablösung im Schach, ist Russland nicht mehr die Nummer eins?

… Denn den Einzeltitel verteidigt im November ja bekanntlich der Titelverteidiger aus Norwegen (Magnus Carlsen) gegen den Herausforderer aus Indien (Viswanathan Anand). Die deutschen Mannschaften haben beide gut gespielt, auch wenn die Ergebnisse es nicht ganz wieder geben. Die Herren waren bis zwei Runden vor Schluss vorne mit dabei und rutschten dann auf Platz 30 ab, die Frauen hatten in der letzten Runde noch Medaillenchancen und verloren gegen Georgien dann leider klar mit 0:4! Aber Platz 9 ist durchaus ein gutes Ergebnis!

MM: Wie ist Ihre Meinung zu den diversen Zwischenfällen in Tromsö?

SH: Die Schach-Olympiade wurde von zwei Todesfällen überschattet, die sich in der letzten Runde bzw. nach dem Ende des Turnieres ereigneten. Das ist natürlich tragisch, wobei man sich darüber im Klaren sein muss, dass eine Schach-Olympiade eine sprichwörtliche „Großveranstaltung“ ist, bei der einige Tausend Schachspieler zusammenkommen. Das da organisatorisch nicht alles klappen kann, ist durchaus verständlich und dürfte mit den Todesfällen (die beide offiziell als natürliche Todesfälle erklärt wurden) nichts zu tun haben.

MM: Was gibt es Neues bei den Schach-Enthusiasten in M-V? Wie ist da das Leistungsniveau zwischen Schwerin via Rostock bis Usedom?

SH: Es gilt: Am 18. Oktober starte die erste Bundesliga und mit dabei ist der SSC Rostock 07 als erster Verein aus Mecklenburg-Vorpommern! Alle sind gespannt, wie die Rostocker das Abenteuer meistern werden. Die Daumen sicherlich jeden Schachspielers in Mecklenburg-Vorpommern sind gedrückt, aber der Klassenerhalt erscheint sehr, sehr, sehr schwer…
Dahinter ist die erste Mannschaft der Schachfreunde Schwerin in die zweite Bundesliga aufgestiegen und wird alles versuchen, die Klasse zu halten. In der Oberliga versuchen dieses die Schachfreunde Schwerin II und der Greifswalder SV.
In der Verbandsliga erwarten die Schachspieler eine spannende Saison, da die bisherigen dominierenden Mannschaften jetzt alle überregional aufgestiegen sind. Güstrow, Torgelow oder die Schachfreunde Schwerin III… Es ist sehr eng in dieser Saison.

MM: Demnächst gibt es ja wieder die Schach-Tage in Schwerin… Wer wird dort teilnehmen?

Im September findet wieder die Schachsport-Woche in Schwerin statt. (Archivfoto: M. Michels)SH: Die Schweriner Schachwoche findet zum dritten Mal statt. Sie beginnt am 22.September und dauert – über die ganze Woche – bis zum 27.September. Als Stamm-Gast dürfen sich die Besucher wieder auf den isländischen Schach-Großmeister Henrik Danielsen freuen.
Ansonsten werden wieder in bewährter Art und Weise am 23. und 24.September die Schul-Schachmeisterschaften stattfinden; viele Besucher werden während dieser schachsportlichen Woche erwartet.
Weitere Termine im Land sind am 12. September das Turnier um den Rügen-Pokal, am 14. September das Turnier um den Usedomer Chess Cup und am 23.Oktober die zehnten offenen Meisterschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Uni Greifswald zu nennen.
Die Saison geht also mit voller Fahrt wieder los!

MM: Vielen Dank, weiterhin bestes schachsportliches Engagement und alles erdenklich Gute – nicht nur auf dem Schachbrett!

mm

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