Als ein Schweriner die Rodelbahnen eroberte

Walter Wendt sorgte 1951 für Glücksmomente im Schlittensport

Mecklenburg-Vorpommern und leistungssportlich orientierter Schlittensport – ein NO GO oder doch im Bereich des Möglichen?!

Felix LochTja, richtig ist, sogar in Sachen „Rennrodeln“ konnten die Mecklenburger und Vorpommern, der Nordosten allgemein, in der Vergangenheit mit den „Großen“ aus Thüringen, Sachsen oder Bayern mithalten.

Jochen Asche 1959So wurde der auf der Insel Rügen wohnende Meinhard Nehmer dreifacher Olympiasieger 1976/1980 im Bobsport. Torsten Voss vom SC Traktor Schwerin, 1987 Zehnkampf-Weltmeister und 1988 Zehnkampf-Olympia-Zweiter, konnte später als Anschieber des Czudaj-Bobs 1995 bzw. des Hoppe-Bobs 1996 jeweils WM-Bronze und mit dem Vierer-Bob von Dirk Wiese die Vize-Weltmeisterschaft 1997 erkämpfen.

Ein weiterer Leichtathlet aus M-V sorgte vor mehr als 16 Jahren für viel schlittensportlichen Wirbel: Ulf Hielscher, 1967 geboren und für den SC Neubrandenburg über die 110 Meter-Hürden mit passablen regionalen Erfolgen startend, wechselte zu den Bobfahrern. Als Anschieber gewann er im Hoppe-Bob bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer die Bronzemedaille; 1995 wurde er gar Weltmeister!

Natalie Geisenberger Eine sehr erfolgreiche bayrische Rennrodlerin, die Olympia-Dritte 2010 Natalie Geisenberger, hat sogar „preußische Wurzeln“. So beantwortete sie die Frage kurz vor den Winterspielen 2010, ob sie schon einmal in Mecklenburg-Vorpommern war, folgendermaßen:

„Nein, bisher leider noch nicht. Mein Großvater ist in Wolletz und Holzendorf aufgewachsen – also ganz in der Nähe von Mecklenburg-Vorpommern. Seit langem Natalie Geisenberger schon möchte ich mit ihm seine alte Heimat besuchen und die Gegend per Pferd oder Rad erkunden. Für die Winter darf ich Ihnen dann aber doch einen Urlaub in meiner bayrischen Heimat empfehlen. Bei mir quasi um die Ecke kann man wunderbar Skifahren und auf dem Wallberg hobbymäßig rodeln!“

Erfolgreiche Bobfahrer hat M-V bereits aufzuweisen, aber auch gute Rennrodler …?!

Ja, auch die gab es. Einer davon ist Walter Wendt, Jahrgang 1928, der aus Schwerin stammt, im Jahre 1951 mecklenburgischer Meister im Rennrodeln wurde und Ende April seine diamantene Hochzeit feierte.

Aber wie war das damals?!

Nachgefragt bei Herrn Walter Wendt ….

Frage: Herr Wendt, Sie wurden 1951 mecklenburgischer Meister im Rennrodeln in Oberhof. Wie kam es dazu? Wie lief der Wettkampf damals ab?

Walter WendtWalter Wendt: Die Meisterschaften wurden im Frühjahr 1951 in Oberhof auf einer Naturbahn durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt lag dort noch etwas Schnee, so konnten die Meisterschaften dort durchgeführt werden. Der Schlitten war ein ganz normaler Holzschlitten, der mit den heutigen HighTech-Geräten in keiner Weise vergleichbar ist.

In diesem Zusammenhang wäre es vielleicht interessant, wie die heutigen Sportler mit so einem Gerät zurechtkommen, und ob sie sich überhaupt damit die Bahn runter trauen, dieses aber nur am Rande …

Beim Championat verletzte ich mich jedoch an der Hand, so dass ich an den eigentlichen Deutschen Meisterschaften nicht teilnehmen konnte, aber zumindest eine Wertung hatte.

Frage: Hatten Sie nach dem Mecklenburger Meistertitel auch weitere sportliche Ziele im Rennrodeln?

Walter Wendt: Zwar hätte ich meine rodelsportlichen Ambitionen gern weiter verfolgt, aber mit dem Wegzug aus Schwerin im Januar 1952  und aufgrund neuer beruflicher Aufgaben hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, mich weiter dem Rennrodeln zu widmen.

Frage: Sie wurden in Crivitz geboren und wohnten viele Jahre in Schwerin. Wo wohnten und arbeiteten Sie damals in der heutigen Landeshauptstadt M-V?

Walter Wendt: Ich arbeitete damals im Finanzamt in Schwerin und wohnte  in der Münzstrasse, in der mein Sohn Rüdiger 1951 das Licht der Welt erblickte.

Frage: Wie sah Ihr weiterer Lebensweg aus?

Walter Wendt: Nach mehreren Stationen in Westdeutschland arbeitete ich bis zu meiner Pensionierung bei einem großen amerikanischen Unternehmen, lebe jetzt seit über 17 Jahren in Bremen und genieße dort seinen wohlverdienten Ruhestand mit meiner Ehefrau.

Dann herzliche Grüße und Glückwünsche aus der alten Mecklenburger Heimat, weiterhin beste Gesundheit und sportliches Aktiv sein!

Marko Michels

Fotos:

1.Bundesarchiv
Bild: 183-62355-0005
Fotograf: Löwe
Zentralbild Löwe 21.2.1959-Deutsche Rennschlitten-Meisterschaften in Oybin
Auf der sehr schnellen Hochwaldbahn im Kurort Oybin übernahm Jochen Asche (Chemie Waltershausen) am 20.2.1959 im ersten Wertungslauf der Deutschen Rennschlitten-Meisterschaften mit der ausgezeichneten Zeit von 1:59,5 Min. die Führung.Anm.: Einen ähnlichen Schlitten hatte auch Walter Wendt.

Von den weiteren favorisierten Teilnehmern liegen die beiden Zittauer Gottfried Foerster (2:07,15) und Helmut Teifel (2:09,9) auf dem 9. bzw. 13. Platz. Bei den Frauen setzte sich die Titelverteidigerin Bärbel Schmeisser (Empor Ilmenau) mit 2:05,65 Min. an die Spitze. Ihr folgen Freia Aschermann (Empor Ilmenau) mit 2:11,45 und Bärbel Kuehner (Rotation Schierke) mit 2:12,65.

UBz: Helmut Teifel (Motor Zittau) auf der Strecke.
– Die ersten DDR-Meisterschaften gewann 1951 Walter Feist (Chemie Piesteritz).

2.Natalie Geisenberger, das bayrische Mädel mit den „preußischen Wurzeln“, rodelte in Whistler zu Bronze. Helmut Geisenberger

3.HighTech statt Holz: Natalie Geisenberger unterwegs. Helmut Geisenberger

4.Felix Loch wurde in Whistler Olympiasieger 2010. Deutscher Bob- und Schlittenverband

5.Walter Wendt 1948. W.Wendt/privat

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