Anna bleibt unvergessen …

Hoffnung auf Leben für andere Patienten – Interview mit Stefanie Doss von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei

Ereignisse bewegen. Die vermeintlich großen mehr, als die oftmals kleinen aber ebenso wichtigen. Nicht immer ist es einfach, die Relationen herzustellen, das wirklich Wichtige vom doch eher Unwichtigen zu trennen. Nicht alles kann man im Blickfeld haben und dennoch muß der Blick die richtige Perspektive besitzen.

Der 1. August 2012. Was war noch gleich am 1. August? In einem archivierten Wetterbericht der Hansestadt Rostock kann man nachlesen, dass die Tagestemperatur fast 26 Grad betrug, dass es wolkig, aber zunehmend sonnig wurde. Gab es politisch irgendetwas ganz Besonderes? Nein, nicht wirklich. Bei den französischen Nachbarn trat nur eine eigene Finanztransaktionssteuer in Kraft, über deren Wirksamkeit man durchaus streiten konnte und kann. Sportlich war jedoch viel los, an jenem Mittwoch. Olympia in London war dabei für viele sehr wichtig. Es gab 20 Entscheidungen, u.a. holte der Deutschland-Achter der Herren Gold. Auch andere jubelten und durften sich freuen. Tränen der Freude am 1. August 2012.

Woanders wichen die Tränen der Freude den Tränen der Trauer

Eine achtzehnjährige junge Frau aus Mecklenburg-Vorpommern, aus Malchin, verlor an diesem Tag ihren wichtigsten Kampf, den Kampf um ihr Leben. Fünf Monate, nachdem Anna erfahren hatte, dass sie an Leukämie erkrankt war, gab es Trauer und Tränen. Anna stand kurz vor ihren Abitur-Prüfungen und freute sich auf ihr Leben nach der Schule … Sie hat mehr kämpfen müssen, mehr Härten ertragen müssen, als diejenigen, die an diesem Tage siegreich waren, Gold erkämpften oder politische Reden hielten und im Fokus standen.
Viele hatten bis dahin mit ihr und um sie gekämpft. Dieser aufopferungsvolle Kampf war leider nicht erfolgreich. Für sie ist noch jetzt, drei Monate nach dem frühen Tod der tapferen Anna, schmerzvoll.

Der berühmte Arzt Albert Schweitzer meinte einmal: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen.“ Das ist es, was zählt: Nicht die vielen Augenblicke zu vergessen, mit denen auch eine junge Malchinerin die Welt glücklicher machte. Anna wird nicht vergessen, nicht von ihren nächsten Angehörigen, ihren Klassenkameraden und ihren Freunden. „Man sieht sich im Himmel, auf Wolke 7 …“, sagte die Journalisten-Legende Hanns-Joachim Friedrichs in seinem letzten Interview dem Magazin „SPIEGEL“ 1995 – kurz bevor er an Lungenkrebs starb.

Anna ist immer noch da, sie ist nur ganz woanders!

Ein Gespräch mit Stefanie Doss, Teamleiterin Spender-Neugewinnung bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mbH

„Anna schenkt nun anderen Patienten Hoffnung auf Leben …“

Frau Doss, vor sieben Monaten gab es noch viel Hoffnung für die junge Anna aus Malchin. Es gab die Aktion „Anna will leben!“, viele Hilfsaktionen für die junge Frau aus Mecklenburg-Vorpommern. Sogar ein passender Spender wurde gefunden, aber dennoch war Annas Kampf gegen die Leukämie nicht erfolgreich. Was verbinden Sie mit der Aktion „Anna will leben“?

Stefanie Doss: Diese Aktion war sehr außergewöhnlich, denn man spürte den Zusammenhalt einen gesamten Ortes. Die Verbundenheit unter den Helfern, als auch der Einsatz der Initiativgruppe, hat zu dem Erfolg beigetragen – es konnten 1615 potentielle Spender in die Datei aufgenommen werden.

War Annas Kampf vergeblich?

Stefanie Doss: Definitiv nicht. Anna hatte einen großen Überlebenswillen und hat sich auf ihr Leben nach dem Abitur gefreut. Durch Annas Krankheit haben sich viele ihrer Freunde und Klassenkameraden mit der Leukämie und der Registrierung als Stammzellspender auseinandergesetzt.

Daher schenken sie nun anderen Patienten Hoffnung auf Leben. Jeder Mensch ist einzigartig. Daher ist es umso schwieriger für jeden Patienten den genetischen Zwilling zu finden, der zu einer Stammzellspende bereit ist. Leider findet immer noch jeder fünfte Patient keinen Spender, doch durch die Aktion in Malchin sind wir dem einen kleinen Schritt näher.

Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement bei Ihrer Arbeit!

Die Fragen stellte Marko Michels

Info: Go 4 DKMS – Bitte mitmachen!

Auf www.go4dkms.org ruft die DKMS Blutkrebspatienten, Spender und Unterstützer in aller Welt dazu auf, in ihrer Muttersprache zu bloggen, sich über die Situation in verschiedenen Ländern auszutauschen und Fragen zu stellen. Bitte beteiligen und den Link weiterleiten! Go 4 DKMS!

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