Interview mit Dr. Matthias von Hülsen, Intendant der Festspiele MV

Die Festspiele MV vor dem Finale 2009 am 13.September …

VHDie Festspiele MV sind hierzulande ein fester Bestandteil des Kulturlebens. Zwischen Schönberg bis Usedom werden an bekannten und weniger bekannten, aber immer reizvollen Spielstätten zahlreiche hochklassige Konzerte geboten. Auch in diesem Jahr strömten Einheimische und Gäste wieder zu den vielfältigen Veranstaltungen. Waren jedoch die Festspiele MV des Jahrganges 2009 auch ein großer ideeller wie finanzieller Erfolg?!

Schwerin-News befragte den Intendanten Dr. Matthias von Hülsen über die Höhepunkte der Festspiele 2009, den „Endspurt“ bis 13.September und über die Preisträgerin in Residence 2009, Viviane Hagner

„Wunderbare Künstlerin ohne Allüren …“

> Frage: Herr Dr. von Hülsen, Sie waren Intendant der Festspiele MV bis Oktober 2002 und sind es wieder seit Januar 2009. Was reizte bzw. reizt Sie an dieser Tätigkeit?

MvHülsen– Dr. Matthias von Hülsen: Ich hatte ja seinerzeit die Festspiele MV aufgebaut. Prof. Sebastian Nordmann hatte diese dann mit sehr großem Erfolg weiter entwickelt. Ich bin jedoch „am Ball geblieben“ und war weiter im Hintergrund für die Festspiele MV aktiv.

Mein erneuter Einsatz bei den Festspielen MV ist für mich ein Vergnügen und Freude, denn ich arbeite gern mit dem Team und den Künstlern zusammen.

> Frage: Die Festspiele M-V des Jahres 2009 gehen in die Schlussrunde. Was waren für Sie die bisherigen Höhepunkte? Welche Veranstaltungen hatten einen besonderen Zuspruch? Was können die Festspielbesucher bis zum 13.September noch erwarten?

– Dr. Matthias von Hülsen: Es ist für einen Intendanten natürlich sehr schwierig, Favoriten  zu nennen, da ja alle Künstlerinnen und Künstler sowie alle Veranstaltungen jeweils Priorität haben. Die Preisträger-Konzerte haben allerdings eine besondere Bedeutung. So dürfte das Konzert des Faurè-Quartettes am 29. August in der Festspielscheune Ulrichshusen zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn-Bartholdy besondere Aufmerksamkeit verdienen. Alfred Biolek wird hierbei rezitieren.

PKDie Reihe „9 mal 9“ ist ein ebenso wichtiger Bestandteil der diesjährigen Festspiele MV. Was hat es mit dem Mythos „9.Sinfonie“ auf sich? Welche Stellung hat die Zahl 9 dabei? Wie entwickelte sich die Sinfonie im Laufe der Jahrhunderte? Um diesem Komplex auf die Spur zu kommen, luden wir das interessierte Publikum 2009 zu neun neunten Sinfonien ein. Das abschließende Konzert in dieser Reihe am 12.September in Ulrichshusen mit der Uraufführung des Auftragswerkes der Festspiele M-V „Code Nine“ von Christian Jost und der Sinfonie Nr.9 d-Moll von Bruckner ist eine künstlerische Herausforderung, die besonderes reges Interesse verdient.

FestspieleEinen enormen Zuspruch fand das Musikfest im Park von Schloss Bothmer am 15.August und einen Tag zuvor, am 14.August, das Konzert von Patricia Kaas auf der Freilichtbühne in Schwerin. Bei beiden Veranstaltungen zählten wir zusammen 11000 Musik-Interessierte. Der Park in Schloss Bothmer hätte sogar doppelt so groß sein können, wir hätten die große Karten-Nachfrage dennoch nicht erfüllen können.

Große Resonanz gab es auch für die Reihe „Musik aus M-V – Jüdische Musikkultur“.
Sehr angenehm ist für mich speziell auch die Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen bzw. Künstlern der „Jungen Elite“. In dieser Kammermusikreihe stellen sich seit 1995 die weltweit talentiertesten und vielversprechendsten jungen Musikerinnen sowie Musiker vor.

> Frage: Viviane Hagner war die diesjährige Preisträgerin in Residence, die bei 13 Konzerten auftrat. Was zeichnet die Künstlerin aus?

VH– Dr. Matthias von Hülsen: Viviane Hagner ist meine Favoritin der Festspiele M-V 2009. Sie ist eine wunderbare Künstlerin, mit inzwischen höchster Meisterschaft im Geigenspiel. Sie ist so sympathisch und unprätentiös – ohne jegliche Allüren.

VHDer Umgang mit ihr ist unkompliziert und zwischen den Festspielmitarbeitern und ihr ist eine wirkliche Freundschaft entstanden. Sie ist wahrlich das Aushängeschild der Festspiele M-V 2009.

> Frage: Schwerpunkt der Reihe „Musik aus MV“ 2009  war bzw. ist die jüdische Musikkultur, deren verschiedene Facetten und reiche Tradition in den jüdischen Kulträumen des Landes durch Künstler wie David Orlowsky, das Fauré Quartett, Anne Sofie von Otter und Daniel Hope beleuchtet wurden. Wie war hier die Resonanz ? Welche Bedeutung hat für Sie dieser Schwerpunkt, die jüdische Musikkultur, in der Reihe „Musik aus M-V“ ?

PK– Dr. Matthias von Hülsen: Die Musik des jüdischen Volkes ist rund 3000 Jahre alt und erstreckt sich von der biblischen Periode über die Zeit der Diaspora und die Gründung des Staates Israel bis zur Gegenwart. Warum wir diesen Schwerpunkt 2009 setzten ? Daniel Hope hatte vor zwei Jahren mit einem Konzert die Einweihung der neuen Synagoge in Hagenow künstlerisch begleitet und ist d e r Botschafter der verfemten Musik.

Er publizierte ja über diese Thematik bereits ein Buch. Zudem gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen den Festspielen und dem Zentrum für Verfemte Musik der Hochschule für Musik und Theater in Rostock unter Leitung des von mir sehr geschätzten Kollegen Volker Ahmels. Es war bisher relativ unbekannt, dass Mecklenburg-Vorpommern eine große Tradition in der jüdischen Musikkultur hat, obwohl die Vergangenheit diesbezüglich schon intensiv aufgearbeitet wurde bzw. wird. Die große Resonanz auf diese Veranstaltungsreihe ist daher um so erfreulicher.

Nicht zuletzt auch deshalb, da es im politischen wie öffentlichen Raum hierzulande leider nazistische Aktivitäten gibt. Aber darauf lässt sich Mecklenburg-Vorpommern nicht reduzieren – im Gegenteil. Die Mehrheit der Menschen hier ist aufgeschlossen und gastfreundlich. Die Festspiele wollten daher mit der Reihe „Musik aus M-V – Jüdische Musikkultur“ ein Zeichen setzen, einen Kontrapunkt gegen Intoleranz.

> Frage: Nach den Festspielen 2009 ist vor den Festspielen 2010. Laufen die Planungen für das kommende Jahr schon auf Hochtouren?

Kirche– Dr. Matthias von Hülsen: Das Programm für 2010 steht schon weitgehend. Wenn die Festspiele ihr Programm aktuell „abarbeiten“, müssen parallel die Vorbereitung für die kommenden Festspiele laufen. Ansonsten könnten wir langfristig die Künstlerinnen und Künstler gar nicht engagieren. Die Vorbereitungen für die Festspiele 2010 befinden sich schon im Endspurt, und die Konzeption für die Festspiele 2011 und 2012 ist in vollem Gange.

> Letzte Frage: Gibt es eigentlich noch Karten für die letzten Vorstellungen der Festspiele M-V 2009?

Wismar– Dr. Matthias von Hülsen: Bis auf das Abschlußkonzert der Festspiele M-V am 13. September in der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar bei dem unsere Preisträgerin in Residence 2009, Viviane Hagner nun Julia Fischer ersetzt, da diese ein Baby erwartet, und dem Preisträger-Konzert am 10.September auf Schloss Hasenwinkel gibt es noch Karten für unsere Veranstaltungen bis 12. September.

HGDiese sind unter der Telefon-Nummer 0385-591850 und unter der Mail-Adresse service@festspiele-mv.de erhältlich.
Die abschließenden Programm-Angebote sind auch unter www.festspiele-mv.de zu finden.

Dann einen erfolgreichen Endspurt 2009 und weiterhin viel Erfolg mit den Festspielen M-V !

Die Fragen stellte: M.Michels.

F.: 1.Viviane Hagner, Preisträgerin in Residence 2009. Festspiele MV / 2.Dr.Matthias von Hülsen, Intendant der Festspiele MV. Monika Lawrenz / 3.Patricia Kaas gastierte am 14.8. auf der Freilichtbühne in Schwerin. Festspiele MV / 4.Idyllische Spielstätten – ein Markenzeichen der Festspiele MV. Festspiele MV / 5.Viviane Hagner, eine Meisterin mit der Geige. Bernd Lasdin / 6.Viviane Hagner begeisterte die Festspiel-Besucher 2009! Festspiele MV / 7.Patricia Kaas – von der Bühne des „Eurovision Song Contests“ in Moskau auf die Freilichtbühne der BUGA in Schwerin … Festspiele MV / 8.In der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar findet am 13.September das Abschlußkonzert der Festspiele MV 2009 statt. mm / 9.Wismar (Blick über den Alten Hafen) – Stadt des letzten Festspiel-Konzertes 2009. mm / 10.Innenhof der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar. mm

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