Interview mit Lisanne Straka vom DGB in Schwerin

Am 23.April ist nicht nur BUGA-Eröffnung – auch  Girl`s Day …

BUGAEs ist einmal wieder so weit: Der Girl`s Day steht „vor der Tür“. Am 23.April, wenn Marienkäfer Fiete zusammen mit mehr oder minder bekannten V.I.P.`s (einschließlich gemeinem Volk) die BUGA auf der Freilichtbühne eröffnet, dürfen auch die „Mädels“ ran. Es ist Girl`s Day.

Hier kann das nur vermeintlich schwache Geschlecht wieder einmal beweisen, dass es doch zum Einparken fähig ist,  mit Hammer und Zange umgehen kann und sogar weiß, dass „Software“ keine „Tempo-Taschentücher“ sind.

Nicht nur „Flower-Power“ auch „Frauen-Power“ ist also am 23.4. angesagt …

Aus diesem Grund sprach Schwerin-News mit Lisanne Straka vom DGB in Schwerin

„Eine Kanzlerin allein macht noch keinen Sommer …“

Gespräch mit Lisanne Straka, Abteilungssekretärin beim DGB Nord für Frauen- und Gleichstellungspolitik

> Frage: Frau Straka, am 23.April findet bundesweit wieder ein „Girl`s Day“ statt. Mädchen und junge Frauen sollen animiert werden, auch nicht
„frauen-spezifische Berufe“ zu ergreifen. Nur: Leider ist es doch so, dass die meisten Mädchen und jungen Frauen doch tatsächlich Krankenschwester, Kindergärtnerinnen, Friseurinnen oder Bürokauffrauen werden wollen, glaubt man den „Statistiken“.

Wozu tendieren die Schulabgängerinnen tatsächlich ?

Lisanne Straka– Lisanne Straka: Es ist schon ein mühsames Geschäft jungen Frauen und Mädchen klar zu machen, dass Sie bei der Berufswahl nicht nur auf den Spaßfaktor sondern auch auf das zukünftige Gehalt und die Karrierechancen achten sollen.

Hier spielen traditionelle Rollenbilder, die nicht von heute auf morgen geändert werden können, eine wesentliche Rolle. Der Girl`s Day setzt auf eine geschlechtsspezifische Berufsfrühorientierung. Diesen Ansatz wünsche ich mir auch verstärkt in der Schule.

FriseurinÜber die Hälfte der Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern wählt aus den Top-Ten der beliebtesten Berufe. Sie wollen Verkäuferin, Friseurin, Hotelfachfrau oder Bürokauffrau werden. Dabei gibt es über 350 Berufe. Unter den 10 beliebtesten Berufen von Mädchen ist nicht ein einziger im technischen Bereich. Jungen dagegen haben ein viel breiteres Berufswahlspektrum.

> Frage: Wir haben mit Angela Merkel eine passable Bundeskanzlerin, im Lande machen die Ministerinnen Uta-Maria Kuder, Heike Polzin oder Manuela Schwesig ihre Jobs auch „ohne Nebengeräusche“, Ivonne Derstappen wurde Unternehmerin des Jahres in Nordwestmecklenburg.

Heidi KlumMSchwesigMit Heidi Klum können wir nicht nur ein Topmodel, sondern zugleich auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau vorweisen. Girlsgroups, wie Monrose oder Queensberry, eilen von Erfolg zu Erfolg. Sportlerinnen, wie Maria Riesch oder Kati Wilhelm, sind internationale Top-Stars.

Frauen hierzulande sind ausgezeichnete Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen oder Gewerkschafterinnen. Frauen können alles werden, wenn sie es nur wollen !, meinen nicht nur männliche Gegner von „Frauen-Quoten“. Warum also noch ein „Girl`s Day“ ?

– Lisanne Straka: Allein diese genaue namentliche Aufzählung zeigt, dass es sich um Ausnahme-Frauen handelt, die in den verschiedensten
gesellschaftlichen Bereichen in Führungspositionen gelangten bzw. außergewöhnliche Erfolge erzielten. Diese Namen sind präsent, auch medial,
spiegeln aber nicht die tatsächliche Lage wieder.

MonroseAIDAViele Frauen haben heutzutage eine gute Ausbildung. Ihnen gelingt zudem auch ein guter beruflicher Einstieg. Insbesondere wenn Kinder „mit im Spiel“ sind, treffen diese Frauen plötzlich auf eine „gläserne Decke“. Hatten sie vor der Familiengründung noch Führungspositionen inne, so verzichten meistens die Frauen nach dem beruflichen Wiedereinstieg auf die Karriere.

MRieschIch möchte nur ein Beispiel nennen: In den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen sind nur 9 Prozent Frauen – fast ausschließlich auf Arbeitnehmerseite. Hier gibt es noch einen gewaltigen Nachholebedarf.
BK A.MerkelEine Kanzlerin allein macht noch keinen Sommer.

> Frage: Es gibt mittlerweile Studien, die besagen, dass Schüler bei gleicher Leistung – im Vergleich zum vermeintlich „schwachen Geschlecht“ – schlechtere Noten in der Schule erhalten. Hat die Gleichberechtigung hier eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung hervorgerufen ?

– Lisanne Straka: Erst einmal ist es wichtig, dass eine Debatte um die Geschlechtergerechtigkeit in der Schule geführt wird, die auch notwendig ist.

Fakt ist, dass die Mädchen gegenüber den Jungen ungemein aufgeholt haben, hervorragende Leistungen in allen Unterrichtsfächern zeigen. Aber: Aus einem „Alpha-Mädchen“ wird schnell „eine Beta-Frau“. Die gute Ausgangsposition, die viele Mädchen und junge Frauen haben, sich im Laufe der Zeit ins Gegenteil verkehrt.

KinderDennoch: Es ist mehr Sensibilität im Umgang mit Jungen und Mädchen bereits im Vorschul- wie dann später im Schul-Alter gefragt. Es müssen mehr männliche Vorbilder als Kindergärtner und Grundschullehrer in den Betreuungs- und Schuleinrichtungen.

> Frage: Ein Punkt, der allerdings wirklich Unmut mit sich bringt, ist die oftmals schlechtere Bezahlung von Frauen bei gleicher Arbeit. Waren die Gewerkschaften in dieser Frage in der Vergangenheit zu passiv ?

– Lisanne Straka: Das ist in der Tat ein großes Manko und hier haben die Gewerkschaften natürlich eine große Verantwortung. In den 1960er Jahren gab es ja in Westdeutschland noch Lohnabstandsklauseln zwischen Mann und Frau.

Die Gewerkschaften haben hier auf Veränderungen gedrängt. Insbesondere Gewerkschafterinnen treten für die Notwendigkeit ein, tarifliche Regelungen auf ihre Geschlechtsneutralität hin zu überprüfen und diskriminierungsfreie Systeme zur Arbeits- und Leistungsbewertung weiterzuentwickeln und umzusetzen.

Allerdings sind Tarifverhandlungen immer auch Aushandlungsprozesse und Kompromisse müssen eingegangen werden. In den Tarifkommissionen sind leider ebenfalls noch zu wenig Frauen vertreten und wenn, dann meistens nur bei den Vertretern der Arbeitnehmer.

> Frage: Welche Aktionen und Veranstaltungen organisierte der DGB Nord zum „Girl`s Day“ mit ?

A.GramkowLisanne Straka:Der DGB Nord übernimmt zusammen mit der Vereinigung der Unternehmensverbände die Landeskoordinierung des Girl´s Day in Mecklenburg-Vorpommern. Es wird eine Reihe von Aktionen geben. So wird am 23.April um 8.00 Uhr im Schweriner Technologiezentrum der Girl`s Day 2009 eröffnet. Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern können aus über 400 Angeboten wählen. Insgesamt stehen über 3600 Plätze auf der Homepage  www.girls-day.de bereit.

So werden 115 Mädchen in der Design-Schule Schwerin mithelfen, ein Game-Design für Computerspiele zu entwickeln.Bei der Bundespolizei können Mädchen aud Spurensuche gehen und beim DVZ Datenverarbeitungszentrum zerlegte Computer wieder zum Leben erwecken.

Am 23.April wird ja auch die BUGA in Schwerin eröffnet. Fr.Dr. Margret Seemann, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Landes, Angelika Gramkow, Oberbürgermeisterin Schwerins, und Manuela Schwesig, die Sozialministerin, werden von Mädchen an diesem Tag begleitet und so die Eröffnungsgala der BUGA live miterleben.

BühneWährend dieses Tages stellt der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau die „grünen Berufe“ auf der Marschstallhalbinsel vor – so u.a. den Beruf, der Landschaftsarchitektin.

In den zurückliegenden Jahren haben über 22.000 Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern am Girl´s Day teilgenommen.

Die Fragen stellte: M.Michels.

>>> Mehr Infos zum Girl`s Day unter: www.girls-day.de

F.:

1.Lisanne Straka vom DGB Nord (L.S./privat)

2.Handwerksmesse 2006 in Schwerin: Junge Friseurin bei der Arbeit. (SN-News)

3.Erfolgreiches internationales Top-Model und erfolgreiche Geschäftsfrau – Heidi Klum (mit Anni Wendler aus Schwerin, Zweitplatzierte bei GNTM 2007). ProSieben

4.Manuela Schwesig – hier bei einer Tagung in Wismar 2009 – mit 34 Jahren Deutschlands jüngste Ministerin. M.M.

4.1. Musikalische Frauen-Power: Monrose treten am 23.4. auch bei der BUGA-Eröffnung auf. / 4.2.Auch bei AIDA Cruises sind auch technisch begabte Mädchen willkommen … (AIDA Cruises)

5.Bundeskanzlerin Dr.Angela Merkel – mit wieder deutlichen Sympathie-Zugewinnen in den letzten Wochen. Bundestag

6.Maria Riesch – nach viel Verletzungspech, herben Rückschlägen nun – 2009 – Weltmeisterin im alpinen Skisport. DSV

7.Sehr wichtig ist eine gute Betreuung bereits in der Kita … (Impression von der Bummi-Olympiade 2008 in Wismar.) M.M.

8.OB Angelika Gramkow ist bei BUGA und Girl`s Day aktiv. BUGA-Büro

9.Bei der Eröffnungsveranstaltung der BUGA auf der Freilichtbühne werden auch Girl`s Day-Mädchen dabei sein … SN-News

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