Noch drei Tage bis zum Beginn der Spiele

Sportliches Miteinander statt Konfrontation …

Chinesischer KampfgeistDie heiße Phase für die Olympischen Spiele hat begonnen. Die Olympia-Stätten erhalten einen letzten Schliff, fast alle Sportlerinnen und Sportler beziehen ihr Quartier im olympischen Dorf, und die allerletzten Vorbereitungen werden abgeschlossen.

Sportlerinnen und Sportler, die einem Klub in Mecklenburg-Vorpomern angehören bzw. hier ihre „Wurzeln“ bzw. ihre „Wiege“ hatten, nehmen mit einem qualitativ als auch quantitativ sehr starkem Aufgebot teil.

Mehr als 30 Athletinnen und Athleten aus „heimischen Gefilden“ haben ihre Chance auf ein Peking-Ticket genutzt.

Andreas DittmerAndreas Dittmer, der erfolgreichste Canadier der neueren Sportgeschichte, strebt bei seinen vierten Olympischen Spielen das vierte Gold an. Über Atlanta, Sydney, Athen und nun Peking schließt sich die sportliche Karriere des Ausnahme-Kanuten. Angesprochen, wo es ihm – im Hinblick auf die Unterkunft bisher am besten gefiel – meinte der Neubrandenburger: „Jedes Olympische Dorf hat seine Eigenheiten. In Athen waren die Unterkünfte am besten; in Sydney gab es ein familiäres Flair.“.
Sein Abschied als aktiver Kanu-Rennsportler auch unwiderruflich – wohl leider ja …
„Andreas Dittmer beendet seine erfolgreiche Karriere !“ – diese Schlagzeile möchte er am Ende des Jahres am liebsten über sich lesen.

Ramona Brussig„Ganz oben stehen“ möchte in Peking auch die paralympische Judoka Ramona Brussig aus Schwerin – am besten mit ihrer Schwester Carmen.
So freue sich die Goldmedaillen-Gewinnerin 2004 schon sehr auf Peking – nicht zuletzt, weil ihre Schwester mit dabei ist. Einen Erfolg würde sie ihrem verstorbenen Vater widmen, der die Spiele nicht mehr miterleben konnte.

Ein Sympathieträger mit und ohne Kugel ist zweifellos Ralf Bartels, der Europameister von 2006. Und der strebt in Konkurrenz zu US-Amerikanern, Russen oder Ukrainern ebenfalls zu einem „(Erfolgs-)Platz an der Sonne“ – auch wenn der Wettbewerb gerade im Kugelstoßen ganz stark besetzt sein wird.
Das gilt natürlich auch für die anderen leichtathletischen Disziplinen, deshalb ist der SCN-Athlet auch skeptisch, ob sich der positive Trend für die deutsche Leichtathletik auch in Peking fortsetzen wird:
          
Chinesische Kampfkunst„Es wird in Peking für die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten schwieriger als bei der WM und vor allem im Vergleich zu der EM. Es dürfte unheimlich schwer werden, an die partiellen Erfolge der letzten beiden Jahre anzuknüpfen. Sicherlich wird es so sein, dass die Erwartungen „von außen“ sehr hochgeschraubt werden, diese dann wahrscheinlich aber enttäuscht werden. Wir haben in Deutschland in den technischen Disziplinen, bei den Werfern oder Stoßern, sicherlich erstklassige Athleten. Aber es gibt auch eine ganze Reihe von Disziplinen, gerade im Laufbereich, in denen der Anschluss an die Weltklasse verloren wurde. Eines dürfte aber bestimmt eintreten: Es wird `Ausreißer` nach unten wie nach oben geben …“, hofft der Sportsoldat.
Und bestimmt wird er zu den „Ausreißern nach oben“ gehören !

Thomas RupprathAuch die Schwimmer aus M-V müssen nicht mehr nur allein auf die vergangenen Erfolge eines Frank Wiegand aus Rostock , einer Andrea Pollack (Schwerin) oder Caren Mahn-Metschuck zurückblicken.
Die olympische Bilanz für „Meck-Pomm“ im Schwimmsport kann der Wahl-Mecklenburger
Thomas Rupprath weiter aufbessern, auch wenn dieser hinsichtlich der eigenen erhofften Olympia-Bilanz eher bescheiden bleibt: „ Also, eine Einzel-Medaille steht nicht auf meiner `Agenda`. Ich bin ja im Vergleich zu Athen 2004 nicht jünger geworden! Wenn es in Peking erneut mit einer Staffel-Medaille klappen sollte, wäre ich absolut glücklich.“.

Triathlon WM 2007Olympisches Edelmetall wäre auch für eine so vielseitige Athletin wie Anja Dittmer das „Nonplusultra“
„Eine Olympiamedaille wäre ein absoluter Traum für mich !“, hofft die ambitionierte Triathletin vom SC Neubrandenburg, die beim letzten Weltcup in Hamburg hervorragende Vierte wurde, auf ein klasse Resultat in Peking.

M.DraegerEine „leichte Ruderin“, Marie-Louise Dräger aus Rostock, hat diesbezüglich auch klare Medaillen-Ziele. Im Leichtgewichts-Doppelzweier erhofft sie sich ihre Medaille – „hoffentlich irgendeine“ !
 Eine klare Meinung hat Marie auch über einen lange ernsthaft ins Gespräch gebrachten Boykott der Olympischen und Paralympischen Spiele 2008, nachdem im Frühjahr politische Unruhen in Tibet von chinesischen Sicherheitsbehörden hart unterdrückt wurden. „Der Sport kann Politik nicht verändern. Er kann aber ein Beispiel für echtes Miteinander und Toleranz sein. Daher wäre ein Boykott kontraproduktiv. Ich denke schon, dass Olympia positive Spuren in China hinterlassen kann. Zudem: Ein Boykott würde nur die Sportler, die sich vier Jahre auf diesen absoluten Höhepunkt vorbereitet haben, bestrafen. Ein sportlicher Lebenstraum würde zerstört werden!“, erteilte die Rostockerin allen Boykott-Überlegungen eine klare Absage.

Viele Überraschungen gibt es im Peking-Team des Jahres 2008. Mit der Qualifikation des Neubrandenburger Kajak-Fahrers Martin Hollstein rechnete vor vier Wochen niemand so richtig, auch die Teilnahme von Leichtathletin Jana Schmidt ist eine kleine Überraschung, Straßen-Radsport-Ass Jens Voigt konnte auch noch die olympische Kurve bekommen, Ruderer Stephan Krüger erkämpfte zu Recht seinen Platz im Ruder-Doppelvierer und das Duo Felix Drahotta und Tom Lehmann hatte vor Wochen ebenfalls noch niemand so richtig auf der olympischen Rechnung. Vorn sein, wenn es darauf ankommt ! Mit dieser Devise katapultierten sich die „Überraschungs-Athleten“ nach Peking.

Dazu Ruderer Tom Lehmann: „Wir haben aus den Worldcups in dieser Saison gelernt und wollen in Peking uns so weit wie möglich nach vorne schieben. Da wir nun unsere Gegnerschaft bereits kennen gelernt haben, können wir wesentlich taktischer an die Rennen herangehen.“ .

Britta KamrauDoch bei aller Freude über die bereits Qualifizierten und Nominierten:
Vergessen werden sollten auch diejenigen nicht, die verletzungsbedingt und/oder ganz unglücklich ihr Olympia-Ticket nicht erhielten , so z.B. die Marathonläuferin Ulrike Maisch, Siebenkämpferin Julia Mächtig (aber als Ersatz-Starterin nominiert), die Rollstuhl-Fechterin Daniela Rossek oder Mecklenburgs Erfolgsgarantin im Langstreckenschwimmen, Britta Kamrau.
Aber gerade für den Schützling von Christian Bartsch gilt: Britta is back !
– Denn die erfolgreichste Langstrecken-Schwimmerin der Welt in den letzten 10 Jahren, die auf ganz tragische Weise ihre Olympia-Teilnahme verfehlte, meldete sich u.a. beim Grand Prix in Italien eindrucksvoll zurück.
Im 36 Kilometer-Wettkampf von Capri nach Neapel distanzierte sie das Feld in beeindruckender Manier. Britta siegte vor der Russin Natalja Pankina und Landsfrau Stefanie Biller.
Dieser Erfolg sollte doch Mut in Richtung London 2012 machen …

Chinesische VorführungVor vier Jahren in Athen gewann das „Team M-V“ neun Medaillen.
Vier Medaillen gab es bei den „Olympics`04“ für Radsportler Stefan Nimke (1 x Gold und 1 x Bronze) bzw. für den Kanuten Andreas Dittmer (1x Gold und 1 x Silber).
Das paralympische Teilnehmer-Quartett aus Mecklenburg-Vorpommern – Schwimmerin Natalie Ball (Greifswald), Judoka Ramona Brussig), Diskuswerfer Klaus Kulla (Grabow/Berlin) und Rollstuhl-Fechterin Daniela Rossek (Waren/Berlin) – erkämpfte sogar fünf Medaillen, darunter einmal Gold für Ramona Brussig.

Und eines dürfte schon jetzt sicher sein: 80 Jahre nach dem ersten Olympia-Gold für unsere Region durch den Reiter Carl-Friedrich von Langen dürfte die olympische bzw. paralympische Medaillen-Bilanz für M-V weiter „aufpoliert“ werden.

Rostocker Ruderin im BootDoch bei aller Olympia-Euphorie bleibt LSB-Präsident Wolfgang Remer vorsichtig:
„Die Zeiten der `Erbsenzählerei` sind vorbei. Mecklenburg-Vorpommern stellt eine beträchtliche Anzahl  an Olympioniken und beweist, dass der Leistungssport in unserem Bundesland erfolgreiche Standorte hat. Ob es nun drei oder vier Medaillen geben wird, man wird es sehen. Möglicherweise gibt es ja die eine oder andere Überraschung, denn Olympia hat seine eigenen Gesetze“.

Auf jeden Fall wird es in Peking spannende, leistungsstarke und aus „M-V-Sicht“ hoffentlich erfreuliche Wettkämpfe geben.

Marko Michels

F.: M.M. (7), Nicole Zimmermann/privat (1), Andreas Dittmer/Autogrammkarte (1)

Nach oben scrollen