Peking im Ruderboot erobern

Rostocks Achter-Ruderin Nicole Zimmermann mit Medaillen-Hoffnungen …

Die Nominierungen für das deutsche Olympia-Team sind weitestgehend abgeschlossen.

Folgende Olympioniken und Paralympioniken aus Schwerin sind dabei: Rad-Ass Stefan Nimke, die Judo-Schwestern Carmen und Ramona Brussig und der Volleyball-Spieler Robert Kromm.

Handball-Spieler Stefan Schröder darf sich noch Hoffnungen auf einen Start in Peking machen.

Im Rudern „steht“ das „M-V-Team für Peking“ hingegen …

Große olympische Hoffnungen hegt auch die Rostocker Ruderin Nicole Zimmermann:

Nicole über ihre Ambitionen, die letzten Olympia-Vorbereitungen und die Reise nach Peking

N.Zimmermann, St.Moritz 2007Frage: Die Olympia-Nominierungen über den „Deutschen Olympischen Sportbund“ sind weitestgehend – bis auf die Mannschaftsspielsportarten – abgeschlossen. Aus M-V werden 22 Olympioniken bzw. Paralympioniken, die ihren Verein in Mecklenburg-Vorpommern haben, in Peking an den Start gehen. Weitere elf Sportlerinnen/Sportler, die die Olympia-Quali schafften, wurden zumindest hier geboren.

Auch die Ruderinnen und Ruder aus dem Nordosten dürfen zufrieden sein: Die Rostocker Felix Drahotta, Tom Lehmann, Mathias Flach, Marie-Louise Dräger, Stephan Krüger und Sie „packten“ Peking. Hinzu kommen noch der gebürtige Schweriner Philipp Naruhn, der gebürtige Ueckermünder Peter Thiede, der gebürtige Greifswalder Robert Lehnigk und der paralympische Ruderer Marcus Klemp aus Ribnitz.

Worin liegt das „Erfolgsgeheimnis“ von „Rudern – made in Meck-Pomm“ ?

TrainingNicole Zimmermann: Ich denke das liegt vor allem an den engagierten Übungsleitern und Trainern, die dort täglich mehr als ihren Job tun. In meinem Verein dem Rostocker Ruderclub, aber auch im Landesruderstützpunkt sind einfach Leute, die verrückt genug sind, auch in schwierigen Situation zu ihren Sportlern zu halten und sie immer wieder „vorzupeitschen“. Wir Sportler können ihnen dafür eigentlich gar nicht genug danken…

Frage: In knapp drei Wochen wird das olympische Feuer entfacht. Wie sieht bis dahin der letzte „rudersportliche Schliff“ bei Ihnen aus ?

Nicole Zimmermann: Wir sind jetzt schon 2 Wochen im Trainingslager in Silvaplana/Schweiz und noch 2 weitere Wochen stehen vor der Tür. Wir üben die höheren Schlagfrequenzen und versuchen, die Mannschaft noch ein wenig besser rudertechnisch zusammenzubringen.

Frage: Bei den WM 2007 wurden Sie noch im Zweier mit Elke Hipler Vize-Weltmeisterin. In Peking gehören Sie, wie auch schon u.a. 2007 (WM-Fünfte), dem Deutschland-Achter an, mit dem Sie 2003 Weltmeisterin wurden. Liebäugeln Sie mit einer Medaille ? Wie schätzen Sie das gegenwärtige internationale Leistungsvermögen in dieser Bootsklasse ein ?

Im Trainingslager (Schweiz)Nicole Zimmermann: Das internationale Feld im Frauenachter ist sehr eng, es konnten sich nur 7 Boote für die Olympischen Spiele qualifizieren und alle haben eine realistische Chance auf eine Medaille. So wie alle anderen haben wir uns vorgenommen, eine Medaille zu gewinnen. Dafür ist allerdings noch etwas Arbeit nötig, vor allem weil ich durch Rückenbeschwerden von Februar bis Mai ausgefallen bin und nun eigentlich jeden Tag Fortschritte mache.

Frage: Peking hat ja nicht nur Sportliches zu bieten … Was werden Sie sich – kulturell – vor Ort keinesfalls entgehen lassen ?

Nicole Zimmermann: Hm, weiß noch nicht genau, ich bin noch überhaupt nicht informiert was man sich anschauen sollte , aber da verlasse ich mich auch meistens auf die anderen 😉 Ich vermute, wenn man in China mal durch die Straßen geht, ist das auch schon ein Kulturschock.

Frage: Welche nicht-rudersportlichen Wettkämpfe wollen Sie in Peking vor Ort unbedingt live verfolgen.

die dt.RuderinnenNicole Zimmermann: Da wir ja in der ersten Woche unsere Wettkämpfe haben, ist in der zweiten Woche jede Menge Zeit um den anderen zuzuschauen, Ich hoffe, dass ich die Kanu-Wettkämpfe nicht verpasse. Ansonsten würde ich gern ein paar für mich neue Sportarten anschauen (z..B. Synchronschwimmen oder Feldhockey). Ich finde es ziemlich interessant, mal eine andere Perspektive vom Sport zu bekommen.

Viel Glück und Erfolg in Peking !

Marko Michels

Fotos: Nicole Zimmermann (5), Autogrammkarte K.Haacker, LHA Schwerin (1)
Starke Ruderinnen aus M-V am „olympischen Riemen“ …

K.Haacker> Kathrin Haacker/Wismar: Medaillen-Erfolge bei Olympia für Mecklenburgerinnnen und Vorpommerinnen, die allerdings zu Vereinen außerhalb M-V`s „delegiert“ wurden, gab es – nur ein Beispiel – 1988/1992 für die gebürtige Wismaranerin Kathrin Haacker (Mitglied des SC Dynamo Berlin), die Achter-Gold`88 und Achter-Bronze`92 erhielt.

> Jana Sorgers aus Neubrandenburg gewann im Doppelvierer/Doppelzweier insgesamt 9 WM-Titel und 2 Olympiasiege 1988/96 (Doppelvierer).

> Cornelia Linse aus Greifswald holte im Doppelzweier Olympia-Silber 1980 bzw. WM-Gold im Einer 1985.

> Anke Borchmann aus Neukalen holte 2 WM-Titel 1975/77 und Olympia-Gold 1976.

> Monika Kallies aus Stralsund war im Achter bei der WM`75 und Olympia`76 mit dem Achter erfolgreich.

> Silvia Rose aus Barth erruderte im Vierer mit Olympia-Gold 1988.

> Olympia-Silber 1980 gab es für Heidi Westphal aus Gnoien (mit Cornelia Linse).

> Unvergessen in M-V sind auch die WM-Erfolge in den 1970er Jahren einer Sabine Brincker (Schwerin) oder einer Petra Boesler-Wach, die 1976 Olympia-Zweite bzw. Weltmeisterin 1975/77 wurde und heute erfolgreich eine physiotherapeutische Praxis in Schwerin betreibt. Sabine Brincker (Schwerin) schaffte „Gold“ 1974 im Achter und 1975 im Vierer mit.

> Nach 1990 wird Peter Thiede, in Ueckermünde geboren, jetzt für den RC Hansa Dortmund startend, als Steuermann dreifacher Achter-Weltmeister und 1996 Olympia-Zweiter. Er ist auch 2008 dabei.

> Dreifache Weltmeisterin wurde Sybille Schmidt aus der Landeshauptstadt M-V`s im Doppelvierer von 1989 bis 1991. Als Krönung gab es zusätzlich den Olympiasieg 1992.

> 1992 gewannen die Schwerinerin Anett Hohn ebenfalls eine olympische Medaille. Anett Hohn erruderte von 1989 bis 1991 dreimal WM-Silber im Achter und “Landsfrau” Birka Fengler war auch Vize-Weltmeisterin 1981 im Doppelvierer. Schweriner Ruder-Gold gab es dann noch 1994 durch Doreen Schnell im Achter.

> Bei Olympia 2008 starten mit Marie-Louise Dräger, Weltmeisterin 2003/05 im Leichtgewichts-Doppelzweier sowie zuletzt WM-Bronze 2007 im leichten Doppelzweier und der Achter-Weltmeisterin 2003 bzw. „Zweier“-Vize-Weltmeisterin 2007, Nicole Zimmermann (beide Rostock), zwei große Medaillen-Hoffnungen für M-V …
Steckbrief Nicole Zimmermann

Im Training– Geburtsdatum: 11.05.1980

– Geburtsort: Rostock

– Größe: 187 cm, Gewicht: 76 kg
 
– Wohnort: Dortmund

– Verein: Rostocker Ruderclub von 1885

– Heimtrainer: Meinhard Rahn
 
– Beruf: Hotelfachfrau; z.Zt. Sportfördergruppe der Bundeswehr, Abiturientin

– Größter Erfolg: Achter-Weltmeisterin 2003, Olympionikin 2004/2008

 
Blick zurück: Die rudersportlichen Anfänge in Schwerin …

Nicole Zimmermann, Marie-Louise Dräger und der gebürtige Schweriner Philipp Naruhn (Herren-Achter) freuen sich schon auf Peking.

Der Ruderer Michael Wolfgramm im Doppelvierer holte – zusammen mit dem Boxer Jochen Bachfeld und der Schwimmerin Andrea Pollack – 1976 in Montreal erstes olympisches Gold für Schwerin.

Doch, wie „kam“ der Rudersport nach Schwerin ?!

Der Enthusiasmus für den Rudersport in Deutschland begründete sich aufgrund der Beziehungen zu England in Hamburg. Dort hatten sich 1830 Mitglieder der englischen Kolonie zum English Rowing Club zusammengetan. Bereits sechs Jahre später wurde nach diesem Vorbild – unter Teilnahme englischer Ruderer – der Hamburger Ruderclub gegründet. Im Jahr 1844 folgte dann die erste deutsche Ruderregatta. Ausgerichtet wurden jene Wettkämpfe von dem dafür extra ins Leben gerufenen Allgemeinen Alsterclub.

Die Streckenlänge betrug 4000 m – und die Sitze im Ruderboot waren noch fest. Die Ruderer selbst trugen Hemd und lange Hose sowie zumeist einen Strohhut. Übrigens mußten die Ruderer nicht nur ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen … Zudem waren die Regatten mit einem Fischerstechen und einer Entenjagd verbunden worden ! Erste Wettkämpfe zwischen deutschen und weiteren europäischen Rudersportlern gab es während der Weltausstellung 1867 in Paris; der „Germania-Ruderclub“ Hamburg, der dort die deutschen Farben vertrat, mußte allerdings noch viel Lehrgeld zahlen.

Erst die „Germania Frankfurt“ konnte im Jahr 1874 bei Regatten in Rotterdam und in Amsterdam die ersten Siege gegen die europäische Konkurrenz erkämpfen. „Revolutionär“ für die weitere Entwicklung des Rudersportes in Deutschland war die Einführung der ersten englischen Ruderboote 1878 mit dem seit 1872 von Amerika her gebräuchlichen Rollsitz nach Berlin. Im gleichen Jahr entschlossen sich die deutschen Ruder-Funktionäre – erst 1883 wurde in Köln der Deutsche Ruderverband gegründet – die Ruder-Strecken auf 2000 m, wie auch international anerkannt, zu verkürzen.

Natürlich wurde ebenfalls die mecklenburgische Residenzstadt Schwerin von der allgemeinen Ruder-Begeisterung in Deutschland erfaßt. 1871 konstituierte sich hier der Rudersport: Der erste Verein war der „RC § 11“, der von den Herren Pagels, Joseph, Könecke, Lammers, Tesch, Lewerenz und Wiegels am 10.November 1871 begründet wurde. Nach dem Vorbild Hamburg wollte man ganz einfach „einen Ruderclub auf dem Schweriner See gründen“. Das erste Ruder-Boot wurde vom Geheimen Kommerzienrat Francke auf „Helena“ getauft, welches mehrere Jahr vom Ruderclub genutzt wurde. Aufgrund des Zuspruchs unter den Schwerinern – bis 1872 zählte der Club 19 Mitglieder – wurde ein zweites Ruder-Boot, eine Zehnergig, in Wismar bestellt. Diese konnte 1873 geliefert werden. Als Vereinsvorsitzender fungierte der Zahnarzt Wilhelm Wiegels, der entscheidenden Anteil daran hatte, daß sich der Rudersport überhaupt in Schwerin organisierte.

Doch die Wismarer Zehnergig erwies sich für den Club als wenig brauchbar – und deshalb wurde sie bereits ein Jahr später an einige junge Schweriner, unter ihnen der Malermeister Otto Kemmer, verkauft, die daraufhin – 1874 – den Ruderverein „Schwerin“ gründeten.
Das „Erstboot“, die „Helena“, wurde ebenfalls verkauft. Die „Helena“ avancierte zum Stammboot des 1875 gegründeten Rudervereins „Vorwärts“, zu dessen Initiatoren wiederum Otto Kemmer, dazu der Ruderer Voß und weitere 6 Mitstreiter gehörten.
Im Frühjahr des Jahres 1875 erfolgte die Umbenennung des „RC § 11“ in „Obotrit“. Noch im gleichen Jahr wurde eine neue Zehnergig in Hamburg bestellt und nach Fertigstellung von Mitgliedern des Clubs von Hamburg durch die Elbe, Elde und den Störtal nach Schwerin gerudert.
Allerdings hielt der bescheidene postive Entwicklungstrend des Clubs nicht lange an. Viele Mitglieder traten aus den unterschiedlichsten Gründen aus dem Club wieder aus, so daß im Jahr 1882 nur noch drei Mitglieder übrig waren. Diese verkauften 1882 die Hamburger Zehnergig an einige interessierte Schweriner, die mit diesem Boot einen neuen Ruderclub „ins Leben riefen“ – den „RC Neptun“. Dieser Ruderclub vereinigte sich später mit dem Ruderverein „Schwerin“.

Trotz aller personellen und organisatorischen Widrigkeiten wurde 1883 als die Mitgliederzahl des „Obotrit“ lediglich fünf betrug, an der ersten Regatta des Segel- und Rudervereins (späteren Regattavereins) zu Schwerin  teilgenommen. Damals wurden die Rennen noch mit Wendepunkt gefahren, und zwar nicht nur in Rennbooten, sondern auch in Fischerkähnchen und anderen Fahrzeugen.
Die „Mecklenburgische Zeitung“ vom 10.September 1883 berichtete über diese Regatta folgendes: „ … Kampfesmutig harrten die Clubboote, das Heck am Pfahl (Gemeint ist der Startpfahl. – Anm.d.V.), die Riemen weit ausgelegt, des erlösenden Signals, und wie ein Pfeil schossen dieselben auf das gegebene Zeichen dahin. Auf dem rechten Flügel die `Weißen`, Club `Schwerin`, hart kämpfend mit den ihnen links zur Seite bleibenden Leichtmatrosen des Club `Neptun`, während die `Roten`, `Obotrit` (Damals wurden als Clubkleidung weiße Beinkleider, rote Blusen und weiße Strohhüte getragen ! – Anm.d.V.), in heroischem Ringen mit ihren 4 Riemen gegen die sechsriemig auf dem Plan erschienenen `Blauen`, `Vorwärts`, ankämpften. Mit großer Spannung wurden die beiden sich gleichzeitig abspielenden Rennen von den Zuschauern verfolgt. Nach kaum 4 Minuten konnte `Neptun` schon wenden und bald ging es mit allen vier Booten in rasender Fahrt wieder dem Ziele zu. Nach 8 Minuten kam `Neptun`, 4 Minuten später `Schwerin` durchs Ziel, dann folgte `Vorwärts` mit 8 Minuten 26 Sekunden über `Obotrit` in ungleichem Kampfe siegend.“

Nach der Regatta vom 9.September 1883 sank die Mitgliederzahl des Ruderclubs „Obotrit“ auf zwei Ruderer – unter den beiden verblienen Mitgliedern war auch der Vereinsvorsitzende Wilhelm Wiegels. Doch gerade Letztgenanntem ist es zu verdanken, daß der Club „Obotrit“ diesen Tiefpunkt überwandt. Er überredete einige ehemalige Mitglieder, dem Verein wieder beizutreten und konnte auch einige neue ruderbegeisterte Schweriner für den „Obotrit“ gewinnen. Bereits im Jahr 1885 verpflichtete der Club einen Ruderlehrer. Dank dessen kompetenter und engagierter Arbeit gelangten die Mannschaften des „Obotrit“ in jenen Jahren zu einigen regionalen Siegen.
Mittlerweile hatten sich in Schwerin ebenfalls zwei neue Rudervereine konstituiert. Am 16.Februar 1884 wurde der „Ruderclub Nelson“ gegründet. Und ebenfalls 1884 entstand der „Ruderclub Poseidon“, der aber nur knapp ein Jahr existierte.

Rudern früherDie „Vereinszersplitterung“ in Schwerin wurde durch den Übertritt des „RC Neptun“ am 14.Juni 1885 zum „RV Schwerin“ und den vorherigen Anschluß des „RC Nelson“ an den „RV Vorwärts“ am 16.2.1884 allerdings wieder aufgehoben.
Währenddessen gestaltete sich die organisatorische Entwicklung für den „RC Obotrit“ weiter erfreulich. Am 26.April 1885 erfolgte die Weihe einer Vereinsfahne, bei der die Ruder-Boote „Plumps“, „Hans“, „Anastasia“ und „Obotrit“ mitwirkten.
Nach Konsultationen des „RC Obotrit“ mit den Vereinsvorsitzenden des Rostocker Ruderclubs und des Ruderclubs „Wismaria“ beschlossen die drei Vereine dem „Deutschen Ruderverband“ beizutreten – der Aufnahme des „Obotrit“ erfolgte am 17.März 1886.

Die Boote der „Obotriten“, die anfangs bei Pagels am „Beutel“, dann bei Stephanus am Beutel“, später im Garten der früheren „Bürgerressource“ bzw. in der Bootsvermietung bei der Schwerinerin Frau Abel lagen, wurden 1885 im Großherzoglichen Bootsschuppen am „Greenhouse“ untergebracht.
Im Februar 1886 erhielt der „RC Obotrit“ vom Großherzog Friedrich Franz III. die Erlaubnis, am Marstallufer ein eigenes Bootshaus errichten zu dürfen, nachdem sich der Ruder-Club bereits seit Oktober 1885 um diese Erlaubnis bemüht hatte. Der Bau wurde am südlichen Teil der Marstallhalbinsel nach den Plänen des Zimmermeisters Lilienthal ausgeführt.

Durch eine Anleihe von 5000 Mark, für die die Mitglieder des Vereins hafteten, kaufte sich der Ruderclub im genannten Jahr auch zwei Boote, welche die Namen „Friedrich Franz“ und „Marie“ erhielten.
Neben „materiellen“ Erfolgen errang der „RC Obotrit“ ebenfalls einige sportliche Siege … So konnte auf der ersten auwärts beschickten Regatta in Hamburg um 1890 ein erster Platz erkämpft werden.
Im Jahr 1891 schlossen sich die mecklenburgischen Rudervereine, unter ihnen auch die Schweriner, zum „Mecklenburgischen Ruderverband“ zusammen. Präsident wurde Herr Wiegels sen.. Ein Novum für die Schweriner Rudervereine gab es in jenem Jahr auch noch: Zum ersten Mal wurde im Bassin in der Hovemannschen Badeanstalt gerudert.

Bereits zwei Jahre später erhielt der „RC Obotrit“ personelle „Verstärkung“. Großherzog Friedrich Franz III., ein begeisterter Ruderer, der selbst einen „Einer“ besaß, wurde Mitglied des Clubs. Auf seine Initiative fand noch im gleichen Jahr – 1893 – eine zweite interne Schweriner Regatta statt, für die er spezielle Preise, die sogenannten Wendischen Kronennadeln, stiftete. Doch nicht nur sportliche Sieger wurden mit diesen Preisen ausgezeichnet. Wilhelm Wiegels und Dr.Grotesend erhielten beispielsweise die Kronennadeln aufgrund ihres Engagements für die Entwicklung des Schweriner Rudersportes.
Doch die positive Entwicklung des „RC Obotrit“ brachte auch einige „Probleme“ mit sich: Der beträchtlicher Mitgliederzuwachs sowie der damit verbundene Kauf neuer Boote machten zu Beginn der 90er Jahre des 19.Jahrhunderts einen Erweiterungsbau des Bootshauses unerläßlich.

Dank der finanziellen Mithilfe des Großherzogs konnte an dessen Geburtstag, am 19.März 1894, der Erweiterungsbau eingeweiht – und wenig später, am 11.April 1894, vom Bauherrn , dem Zimmermeister Biesenthal, dem Club zur Nutzung übergeben werden. Überhaupt war 1894 ein äußerst glanzvolles für die „Obotriten“: Bei den Regatten in Wismar, Kiel, Hamburg und Schwerin erkämpften sie 12 Siege. Ein Jahr später setzte sich dieser Trend fort: Bei der Hamburger Alsterregatta konnten drei Siege gegen stärkste nationale Konkurrenz errudert werden – zur großen Zufriedenheit des damals anwesenden Großherzogs.

Der sportliche Erfolgs“faden“ „riß“ auch in den nächsten Jahren nicht. So gewann der „RC Obotrit“ während der „Großen Berliner Regatta“ 1896 – in jenem Jahr nahmen die „Obotriten“ erstmals an diesen Ruder-Wettkämpfen teil – einen Preis.
Dementsprechend „würdevoll“ und optimistisch wurde das 25jährige Bestehen des „RC Obotrit“ 1896 gefeiert … Dabei zeichnete der Großherzog den Club in ganz besonderer Weise durch folgende Verfügung aus: „Wir verleihen dem Ruderclub `Obotrit` zur Erinnerung an den Tag seines 25jährigen Bestehens und in warmer Anerkennung der Verdienste, welche er sich in den verflossenen Jahren um die Hebung des Rudersports in Mecklenburg erworben hat, das Recht, in seiner Flagge, auf den Tricots und Mützen sowie auf sonstigen Clubabzeichen über dem blauen sechsspitzigen Stern die Wendische Krone in Bronze zu führen …“. Und als besonderes Jubiläumsgeschenk stiftete der Großherzog dem „RC Obotrit“ einen Rennvierer.

Der Tod des Großherzogs 1897 bedeutete für den Club einen immensen Verlust, da Friedrich Franz III. der sowohl größte finanzielle als auch ideelle Förder der „Obotriten“ war. Ihm zu Ehren stiftete der „RC Obotrit“ für die alljährliche Schweriner Regatta einen wertvollen Wanderpreis, welchen nach dreimaligem Gewinn endgültig der „Favorite-Germanis“-Hamburg erhielt.
Aus: „Die Entwicklung des Schweriner Sportes bis 1930“, Chronik mit Dokumenten-Sammlung (fertiggestellt im Jahr 2000) v. Marko Michels beim Stadtsportbund Schwerin

 

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