Auf dem Rad-Sattel nach Olympia?!

Stefan Nimke mit Weltcup-Erfolg in London

Die vierte und letzte Weltcup-Station der Bahnradsport-Saison 2011/12 – nach Astana, Cali und Peking – war die kommende Olympiastadt London, die nach 1908 und 1948 zum dritten Mal Olympische Spiele und damit auch olympische Bahnradsport-Wettbewerbe austragen wird.

Es war faktisch ein olympisches „Warm Up“ für die Bahnradsport-Wettbewerbe in fünf Monaten. Und die deutschen Starterinnen und Starter präsentierten sich in bester Verfassung. Es gab unter anderem Gold für die deutschen Teamsprinter und für Stefan Nimke (Schwerin/Track Cycling Team M-V) im 1000 Meter-Zeitfahren. Miriam Welte (Track Cycling Team M-V) belegte mit ihrer Rad-Partnerin Kristin Vogel Platz fünf im Teamsprint; nur ganz knapp verpassten beide das Weltcup-Halbfinale.

Ronald Grimm, Trainer des Track Cycling Teams M-V, im Interview

„Der Weltcup in London war nur eine Zwischen-Station …“

Frage: Herr Grimm, erst einmal Glückwunsch zum Gold von Stefan Nimke über die 1000 Meter auch an Sie. Welchen Stellenwert hat dieser Weltcup-Erfolg für Stefan und dessen Saison-Planung?

Ronald Grimm: Der Weltcup war nur eine Zwischen-Station. Die 1000 Meter sind nicht olympisch. Der Erfolg mit einer super Zeit ist zwar schön, hat aber für die Olympischen Spiele keinen Stellenwert.

Frage: Nun sind die 1000 Meter-Zeitfahren ja, wie angesprochen, nicht mehr olympisch und im siegreichen deutschen Sprint-Team des Weltcups in London waren andere „in den Pedalen“. Müssen sich die mecklenburgischen Radsport-Fans Sorgen um die vierte Olympia-Teilnahme von Stefan Nimke machen? Stefan war doch in den Teamsprint-Einsätzen der letzten Jahre immer der Aktiv-Posten …

Ronald Grimm: Der Bund Deutscher Radfahrer hat im Gegensatz zu den Ausdauer-Disziplinen bei den Kurzzeitsportlern die Qual der Wahl. Alle vorgesehenen Sportler gehören auf ihren Positionen zur absoluten Weltklasse. Der Bundestrainer muss also abwägen, mit wem er auf welcher Position am stärksten aufgestellt ist. Nach allen Wettkämpfen hat Stefan auf der Position drei die schnellsten Zeiten vorgelegt. Mehr können wir dazu erst einmal nicht sagen.

Frage: Wie beurteilen Sie die Leistungen der deutschen Bahnradsportlerinnen und Bahnradsportler allgemein beim Weltcup in London? Ist alles „im grünen Bereich“. Der deutsche Bahn-Vierer überzeugte ja leider nicht …

Ronald Grimm: Im Kurzzeitbereich ist alles im „grünen Bereich“. Auch bei den Frauen. Gerade dort kann man nicht von Medaillen ausgehen. Die Frauen können zwar mithalten, sind aber noch nicht absolute Weltspitze. Im Ausdauerbereich muss ein Umdenken im Bund Deutscher Radfahrer erfolgen. Alle guten Bahnfahrer wechseln nach der Junioren- bzw. U-23-Zeit in den Profi-Bereich auf der Straße und sind dann kaum für die Bahn greifbar.

Der Arbeitgeber gibt dann die Wettkampfschwerpunkte vor. Bei den Briten und zum Teil auch bei den Australiern werden die besten Bahnfahrer in Profiteams des Verbandes gefördert, zum Beispiel „Sky“ bei den Briten. Dadurch können sie sich auch auf die Bahn-Höhepunkte vorbereiten. Das ist bei uns nicht der Fall. Man geht dann immer Kompromisse ein, die leider schon zum zweiten Mal nicht zur Olympiateilnahme reichten.

Frage: Was sind nun die Minimal-Ziele von Stefan und Mriam Welte (beide Track Cycling Team M-V) für die WM in rund vier Wochen in Melbourne?

Ronald Grimm: Für Stefan kann es nur darum gehen, im Teamsprint an den Start zu gehen und um Gold mitzufahren. Über die 1000 Meter, wo er einen Startplatz sicher hat, wird er eine Medaille gewinnen. Miriam sollte mit ihrer Partnerin Kristina Vogel unter den ersten Sechs im Teamsprint landen, ebenfalls über die 500 Meter. Im Keirin wäre ein Platz von 7 bis 12 ein Erfolg.

Alles erdenklich Gute für die kommenden Herausforderungen!

Die Fragen stellte Marko Michels.

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