Auf den Ruder-Olymp 2008 ?!

Schweriner Philipp Naruhn startet in Peking im Achter …

Im „Neuner-Pack“ sind die Ruderinnen und Ruderer aus M-V in Peking am Start. Damit sind große Hoffnungen und Ambitionen verbunden. Große Ziele hat dabei auch der gebürtige Schweriner Ruderer Philipp Naruhn, der zusammen mit dem Rostocker Mathias Flach und dem gebürtigen Ueckermünder Peter Thiede um den Sieg und/oder die Medaillen im Achter-Wettbewerb mitkämpft.

Große Traditionen hat dabei auch der Schweriner Rudersport in der olympischen Geschichte aufzuweisen: So holte Michael Wolfgramm Gold im Doppelvierer 1976 für die Landeshautstadt M-V, Sybille Schmidt wurde 1992 Ruder-Olympiasiegerin und nun ist Philipp Naruhn „dran“.

Einige Ruderinnen und Ruderer gaben aber ihre „olympischen Träume“ preis und wenn sie in Erfüllung gehen, dürfte Peking für den Rudersport in M-V ein „geschichtsträchtiger Ort“ werden.

Hoffnungen auf olympische Medaillen – Ruderinnen und Ruderer aus M-V über ihre olympischen Ziele

ML Draeger> Frage: Nach Ihren Berechnungen als ehemalige Mathe-Studentin – Welche Medaille werden Sie in Peking holen?
Marie Louise Dräger: Hoffentlich, irgendeine!

N Zimmermann> Frage: Welche Schlagzeile möchten Sie nach Peking über sich lesen?
Nicole Zimmermann: „Nicole siegt in Peking!“ (Das wäre die Realisierung meines Traumes als Sportlerin !)

> Frage: Was ist Ihr Ziel für Peking ?
Marcus Klemp: Wie man das bei dieser Art Wettkampf so schön und treffend sagt, ist die Teilnahme allein schon der Erfolg. Doch rechnet nach unserem letztjährigen Ergebnis natürlich jeder mit ein wenig mehr. Immer vorausgesetzt, meine Mannschaftskameraden und ich bleiben gesund und unverletzt, rechnen wir fest mit der Finalteilnahme – und dann kann alles passieren!

> Frage: Ihr Traum für das Wettkampf-Jahr 2008?
Stephan Krüger: Mein Traum für 2008 ist es, eine Medaille zu erringen – egal welches „Metall“.

> Frage: Teilnahme bei Olympia ist zweifellos „vieles“, aber nicht „alles“. Was möchten Sie in Peking erreichen?
> Tom Lehmann: Wir haben aus den Worldcups in dieser Saison gelernt und wollen in Peking uns so weit wie möglich nach vorne schieben. Da wir nun unsere Gegnerschaft bereits kennen gelernt haben, können wir wesentlich taktischer an die Rennen herangehen.

Von Schönberg über Schwerin, Rostock, Stralsund bis Ueckermünde: Erfolgreiche olympische Schlag-Frequenz der Ruderer aus M-V …

In der früheren DDR war der Köpenicker Skuller Achim Hill der erste Ruderer von Weltformat. 1960 und 1964 gewann er jeweils die olympische Silbermedaille im Einer.
Die Erfolgsstory des DDR-Rudersportes begann dann in den 1960er Jahren als Theo Körner Cheftrainer wurde. Den ersten EM-Titel für die DDR gab es vor 50 Jahren, 1957 im Vierer mit Steuermann. Bis 1975 (1893 gab es die erste Ruder-EM !), bis zur Abschaffung der Ruder-EM, holten DDR-Ruderinnen und -Ruderer 40 EM-Titel.
Die Weltmeisterschafts-Ausbeute des DDR-Ruder-Verbandes bis 1990 war hingegen noch imposanter. Insgesamt gab es 75 WM-Titel !

Bei Olympischen Spielen erruderten die DDR-Boote 33 x Gold, 9 x Silber und 8 x Bronze.
Auch Ruderinnen und Ruderer aus Mecklenburg-Vorpommern schrieben dabei Ruder-Geschichte. So gewann der gebürtige Rostocker Siegfried Brietzke als fünfter Ruderer der Welt dreimal olympisches Gold: 1972 im Zweier ohne, 1976 und 1980 im Vierer ohne. Nur durch Zufall kam der Rostocker zum Rudern. Heinz Quermann rief in seiner Weihnachtssendung “Zwischen Frühstück und Gänsebraten” 1967 großgewachsene, junge Männer auf, sich bei der Sektion Rudern des SC DHfK Leipzig zu melden, die dringend “Ruder-Nachwuchs” benötigte. Siegfried Brietzke folgte diesem TV-Ruf und wurde bereits 1970 Junioren-Europameister im Zweier ohne.

“Greifswalder Wahl-Rostocker” Joachim Dreifke mit großartiger Medaillen-Bilanz

Der 1952 in Greifswald geborene und auch einige Zeit in Schwerin rudersportlich tätige Joachim Dreifke gelangte bei der BSG Einheit Greifswald zum Rudersport. Im Jahr 1972 wurde er zum ASK Vorwärts Rostock delegiert. Schon 1973 war Dreifke DDR-Meister im Doppelvierer. Seine größten Erfolge feierte er bei Olympia (1. 1980) und bei den WM der 1970er und 1980er Jahre: Der Greifswalder erkämpfte 1974 den Titel im Doppelvierer, 1977 im Einer, 1978 bzw. 1979 erneut im Doppelvierer und 1981 im Doppelzweier. In dieser Disziplin schaffte Dreifke noch 1982 die Vize-Weltmeisterschaft !

Starke Mecklenburger und Vorpommern im Rudern

Athletinnen und Athleten, die zur Zeit ihres Olympia-Medaillengewinnes auch Mitglied eines Ruder-Vereines im heutigen M-V waren, sind die Gold-Ruderer im Achter von 1976 Karl-Heinz Danilowski, Ulrich Karnatz, Werner Klatt, Hans-Joachim Lück sowie Karl-Heinz Prudöhl. In Montreal erkämpfte zudem der Greifswalder Joachim Dreifke Bronze im Einer. Bei den Olympischen Spielen`76 waren übrigens die Damen-Wettbewerbe zum ersten Mal olympisch …

Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau waren erneut die Achter-Ruderer erfolgreich: Erneut Ulrich Karnatz und Ulrich Kons aus Mecklenburg gewannen Gold. Gold errangen ebenfalls Joachim Dreifke und Klaus Kröppelin im Doppelzweier.

ML DraegerDie olympische Erfolgstradition im Achter setzte der Mecklenburger Weltmeister Hans Sennewald 1992 mit Bronze in Barcelona fort. Sennewald hatte bereits bei den WM 1982 im Vierer mit (u.a. zusammen mit Ulrich Kons) Gold erkämpft und im Achter bei WM zweimal Silber (1987/89) und einmal Bronze (1990) geholt.
Medaillen-Erfolge bei Olympia für Mecklenburger und Vorpommern, die allerdings zu Vereinen außerhalb M-V`s wechselten, gab es – um nur drei Beispiele zu nennen – 1972 im Vierer mit Steuermann für den Rostocker Reinhard Gust bzw. den Bützower Eckhard Martens (beide 1972 beim SC Dynamo Berlin trainierend), 1988/1992 für die gebürtige Wismaranerin Kathrin Haacker (Mitglied des SC Dynamo Berlin), die Achter-Gold`88 und Achter-Bronze`92 erhielt, und den gebürtigen Ueckermünder Peter Thiede, nun für den RC Hansa Dortmund startend, mit Silber bei Olympia 1996. Außerdem wurde Thiede als Achter-Steuermann nach 1990 u.a. dreifacher Weltmeister. Eine olympische Bronzemedaille im Doppelvierer erkämpften 1988 ebenfalls Steffen Zühlke (Schwerin) und Steffen Bogs (Rostock/Schwerin).

M KlempDoch auch weitere Ruderinnen und Ruderer mit Geburtsort in M-V waren bei Olympia sehr “medaillenträchtig”: Jana Sorgers aus Neubrandenburg gewann im Doppelvierer/Doppelzweier insgesamt 9 WM-Titel und 2 Olympiasiege 1988/96 (Doppelvierer), Cornelia Linse aus Greifswald holte im Doppelzweier Olympia-Silber 1980 bzw. WM-Gold im Einer 1985, Anke Borchmann aus Neukalen holte 2 WM-Titel 1975/77 und Olympia-Gold 1976, Monika Kallies aus Stralsund war im Achter bei der WM`75 und Olympia`76 mit dem Achter erfolgreich, Silvia Rose aus Barth erruderte im Vierer mit Olympia-Gold 1988, Olympia-Silber 1980 gab es für Heidi Westphal aus Gnoien (mit Cornelia Linse), Michael Wolfgramm (Schwerin) war Gold-Ruderer im olympischen Doppelvierer 1976, nachdem sein “Stadtkollege” Manfred Schneider Olympia-Bronze 1972 im Achter errang.

P WachUnvergessen in M-V sind auch die WM-Erfolge in den 1970er Jahren einer Sabine Brincker oder einer Petra Boesler-Wach, die 1976 Olympia-Zweite bzw. Weltmeisterin 1975/77 wurde und heute erfolgreich eine physiotherapeutische Praxis in Schwerin betreibt.
Bei den WM 1970 errangen Reinhard Gust und Eckhard Martens (Schwerin) WM-Gold im Achter. Sabine Brincker  (Schwerin) schaffte das 1974 ebenfalls im Achter und 1975 im Vierer mit. Dreifache Weltmeisterin wurde Sybille Schmidt aus der Landeshauptstadt M-V`s im Doppelvierer von 1989 bis 1991. Als Krönung gab es zusätzlich den Olympiasieg 1992. 1992 gewannen die Schweriner Anett Hohn (Vierer ohne/Bronze) und Thoralf Peters (Vierer mit/Silber) ebenfalls olympische Medaillen. Anett Hohn erruderte von 1989 bis 1991 dreimal WM-Silber im Achter und “Landsfrau” Birka Fengler war auch Vize-Weltmeisterin 1981 im Doppelvierer. Schweriner Ruder-Gold gab es dann noch 1994 durch Doreen Schnell im Achter.

Zuletzt, bei den WM 2007, gab es u.a. Bronze für Robert Sens, Philipp Naruhn (alle Schwerin), Bronze auch für Mathias Flach (Rostock), Silber für Nicole Zimmermann (Rostock), Bronze für Marie-Louise Dräger (Rostock), Silber für Peter Thiede (Ueckermünde) und Gold für Marcus Klemp (Ribnitz).

Hans-Jürgen Wüsthoff, der Schweriner “Ruder-Nestor” war 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles sogar Kampfrichter !

Schweriner Ruder-Wurzeln

Der Schweriner Rudersport konstituierte sich Ende des 19.Jahrhunderts in Vereinen. Der Zahnarzt Wilhelm Wiegels war dabei der “Gründungspionier” als er 1871 den Ruderclub “Paragraph 11? ins sportliche Leben rief. Dieser Verein nannte ab 1875 “Ruderclub Obotrit”. Ein weiterer Ruder-Verein jener Zeit war der “Ruderverein Schwerin”, welcher 1874 gegründet wurde.
Ein Jahr später, 1875, kam es zu einer erneuten Vereinsgründung, es entstand der “Ruderverein Vorwärts”. Diese beiden Vereine fusionierten am 01.01.1921 zur “Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V.”, dessen Tradition auch heute noch in Schwerin weitergeführt wird.

M-V-Ruderer mit starker „Besatzung“ für Peking …

„22 plus 9“ – Die Olympioniken und Paralympioniken aus M-V für Peking im Überblick (Stand: 22.Juli 2008)

– Leichtathletik: Ralf Bartels (Neubrandenburg/Kugelstoßen), Franka Dietzsch (Neubrandenburg/Diskuswerfen), Sonja Kesselschläger (Neubrandenburg/Siebenkampf), Jana Schmidt (Waren/Paralympics/Kugelstoßen), Steffi Nerius (Speerwerfen/geboren in Bergen), Julia Mächtig (Neubrandenburg/Siebenkampf/Ersatz), Denise Hinrichs (früher Schwaan/nun Wattenscheid/Kugelstoßen), zudem: Jonna Tilgner (früher u.a. MTV Bützow, Sportinternat Rostock, 1.LAV Rostock)

– Schwimmen: Thomas Rupprath (Rostock)

– Rudern: Felix Drahotta (Rostock/Zweier ohne), Tom Lehmann (Rostock/Zweier ohne), Mathias Flach (Rostock/Achter), Nicole Zimmermann (Rostock/Achter), Marie-Louise Dräger (Rostock/Leichtgewichts-Doppelzweier), Stephan Krüger (Rostock/Doppelvierer), Marcus Klemp (Paralympics/Ribnitz), Philipp Naruhn (früher Schwerin), Peter Thiede (früher Ueckermünde, nun Dortmund)

– Kanu-Rennsport: Andreas Dittmer (Neubrandenburg/Canadier), Martin Hollstein (Neubrandenburg/Kajak), Thomas Lück (Ersatzmann/Neubrandenburg)

– Triathlon: Anja Dittmer (Neubrandenburg), Christiane Pilz (Rostock/Neubrandenburg)

– Goalball: Natalie Ball (Greifswald)

– Rollstuhl-Fechten: Simone Briese-Baetke (früher Rostock, nun Tauberbischofsheim)

– Judo: Ramona Brussig (Paralympics/Schwerin), Carmen Brussig (Paralympics/Schwerin)

– Radsport: Stefan Nimke (Schwerin/Sprint), Jens Voigt (Straße/geboren in Grevesmühlen)

– Schießsport: Axel Wegner (Skeet/geboren in Demmin)

– Volleyball: Robert Kromm (früher Schwerin).

Marko Michels

F.: M.M. (2), N.Zimmermann/privat (1), M.L.Dräger/Autogrammkarte (1), DRV (1)

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