Bahnrad: Zu Gold auf Guadeloupe

Schweriner Tobias Wächter mit EM-Titel im Teamsprint


Gerade sind die fünften Europameisterschaften im Bahnradsport im französischen Übersee-Departement Guadeloupe zu Ende gegangen. „Unter freiem Himmel“ – gefahren wurde auf einer 333 m langen Freiluft-Betonbahn – sammelten die deutschen Radsportlerinnen und Radsportler des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nicht nur Medaillen, sondern auch die ersten Punkte in der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016. Dabei verlangte den Athleten das karibische Wetter einiges ab.

Nachdem das deutsche Team im Februar/März bei den Weltmeisterschaften in Cali insgesamt 4 x Gold und 4 x Silber holte und damit im Vergleich der Nationen am erfolgreichsten abschnitt, waren die deutschen Athletinnen und Athletinnen auch für die EM favorisiert. Insgesamt wetteiferten 219 Radlerinnen und Radler aus 23 Ländern in 19 Entscheidungen um Medaillen und Plätze. Und die Deutschen enttäuschten nicht. Dreizehn Medaillen, darunter dreimal Gold, gingen auf das Konto des Teams von Bundestrainer Detlef Uibel (Nebenbei: Die Konkurrenz aus Großbritannien erradelte sich acht Medaillen, darunter sechsmal Gold, und jene aus Russland zehn Medaillen, darunter viermal Gold). Zu Gold-Ehren avancierten die BDR-Athlet_innen Joachim Eilers und Kristina Vogel (jeweils im Keirin) sowie Joachim Eilers zusammen mit Robert Förstemann und dem Wahl-Schweriner Tobias Wächter im Teamsprint.

Tobias Wächter holt nach 2010 und 2012 erneut Gold

Eine Könnerin und zwei Könner an den Pedalen: Miriam Welte, Tobias Wächter und Stefan Nimke. (Archivfoto: Marko Michels)Tobias Wächter, Jahrgang 1988, setzte dabei eine gute EM-Erfolgstradition Mecklenburg-Vorpommerns in puncto Bahnradsport fort. So fuhr der gebürtige Hagenower und Wahl-Schweriner Stefan Nimke bereits zweimal zu EM-Gold (jeweils im Teamsprint 2010 und 2011) und die ehemalige Bahnradfahrerin des „Track Cycling Teams MV“, Miriam Welte, konnte bislang fünf Medaillen bei EM erringen (Teamsprint-Bronze 2010, Teamsprint-Bronze 2011, Teamsprint-Silber 2013 und auch Teamsprint-Silber 2014, dazu Zeitfahr-Bronze 2014).

Tobias selbst jubelte auch schon mehrmals über EM-Gold: 2010 (U23-EM) jeweils im Teamsprint und im Keirin sowie 2012 in selbigen Disziplinen. Und 2014 nun erneut Europameister.

Wie nun das EM-Resümee von Tobias Wächter lautet, das verriet er Marko Michels im Interview.

„Der Titel ist eine tolle Sache…“

Marko Michels: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel. Wie lautet Ihr persönliches Resümee zu den EM 2014?

Tobias Wächter: Der erste Tag begann natürlich überragend. Der Europameister-Titel in Teamsprint mit der starken Konkurrenz der Franzosen sowie Russen ist schon eine tolle Sache. Vor allem mit meiner Leistung auf der Position zwei bin ich sehr zufrieden. In den letzten Jahren hatten wir Deutschen immer das Problem, das niemand direkt an das Hinterrad der Anfahrer auf Position eins herankam, sondern erst später. Ich konnte jedoch zeigen, dass ich dort keine Probleme habe.

Im Sprint lief es dann den Tag darauf nicht so optimal. Das „Warum“ bleibt nun noch zu analysieren. Im Keirin hingegen lief es recht gut. Im Halbfinale wurde ich allerdings auf den letzten Metern von einem Litauer überholt und bestritt somit das kleine Finale um Platz 7-12. Dort konnte ich letztendlich noch unter Beweis stellen, was ich „drauf“ hatte und sicherte mir den achten Platz.

Mit dem Titel im Teamsprint bin ich zufrieden – jedoch mit dem Sprint und Keirin nicht…

MM: Wie war die Organisation und die Stimmung vor Ort? Blieb noch Zeit, die „Landschaft“ etwas zu erkunden?

TW: Die Stimmung war so weit gut. Etwas Chaos trat aber während des Trainings und bei den Wettkämpfen auf, vor allem wenn es regnete. Trainings- sowie Renn-Unterbrechungen waren die Folge. Da wir nun noch bis zum 26. Oktober hier sind, haben wir noch eine Woche Zeit die Landschaft zu erkunden. Es soll hier einen interessanten National-Park geben. … Und einen richtigen Karibikstrand wollen wir natürlich auch noch einmal sehen!

MM: Auch in den anderen radsportlichen Disziplinen lief es für das deutsche Team sehr gut. Wie beurteilen Sie das Leistungsverhältnis im europäischen Bahnradsport zwei Jahre vor Olympia?

TW: Ich denke, dass wir schon auf einem recht hohen Niveau unterwegs sind. Jedoch schlafen die anderen Nationen auch nicht und entwickeln sich ebenfalls weiter. Nach wie vor ist es das Ziel, sich Richtung Olympia weiter zu entwickeln und die Möglichkeiten, die wir mit der Masse an deutschen Sprintern haben, auch auszuschöpfen.

MM: Was sind Ihre nächsten Ziele – sportlich und beruflich?

TW: In einer Woche geht es weiter zum Weltcup nach Guadelajara (Mexiko). Dort starte ich jedoch für mein Team (Track Team Brandenburg, Anm.d.Red.) und nicht in den Farben des BDR. Ich starte dort wieder im Keirin und will natürlich eine Medaille. Im letzten Jahr konnte ich in Mexiko Silber erkämpfen. Das ist auch diesmal das Ziel.

„Nebenbei“, wenn gerade kein Training auf dem Plan steht, werde ich mich dem Unterrichtsstoff der Bundespolizei widmen. Anfang September begann ich eine Ausbildung bei der Bundespolizei-Sportfördergruppe und fehle nun dort im Unterricht. Jedoch bin ich in Kontakt mit meinen Ausbildern – und Unterricht findet in abgeschwächter Weise per Skype statt.

MM: Vielen Dank

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