Bauernhof im Mueßer Freilichtmuseum – Ein geschichtsträchtiger Ort

Vor 40 Jahren, am 18. Juli 1970, wurde das ländliche Mueß aus seiner Beschaulichkeit gerissen. Großer Bahnhof für ein Ereignis, das das Dorf für die Zukunft prägen sollte: An diesem Tag wurde der Bauernhof auf Hufe I mit Hallenhaus und Scheune nach mehrjähriger Sanierung der Öffentlichkeit als Museumshof übergeben.

Mueßer BauernhofWeit über 300 Jahre alt selbst ein museales Objekt, konnten hier erstmals Exponate zur Alltagskultur der dörflichen Bevölkerung aus den volkskundlichen Sammlungen des Schweriner Museums in einem lebendigen und lebensechten Umfeld präsentiert werden.

Dem Bauernhof folgte fast im Jahresrhythmus die Übergabe weiterer sanierter Gebäude im alten Mueßer Dorfkern. Sie ermöglichten es, die reichen Sammlungen zur mecklenburgischen Volkskultur öffentlich zu machen. Aus dem Museumshof wurde vor allem Dank des unermüdlichen Engagements seines Direktors Dr. Ralf Wendt das Freilichtmuseum.

Eine Ausstellung im Schweriner Stadthaus am Packhof, die am 3. Juni um 10 Uhr eröffnet wird, lässt diese Entwicklung auf 15 großformatigen Schautafeln in Wort und Bild eindrucksvoll Revue passieren und stellt die einzelnen Objekte vor.

Mueßer BauernhofDas Freilichtmuseum, zwischen Alter Crivitzer Landstraße und Schweriner See gelegen, umfasst heute auf einer Fläche von mehr als 5 Hektar drei Bauernstellen mit Nebengebäuden, eine Büdnerei, Armenkaten, Hirtenkaten, Dorfschule, Schmiede, Bauernhaus aus der Zeit um 1900, Altenteiler und diverse Scheunen, Ställe und Nebengebäude aus dem 17. bis 20. Jahrhundert, insgesamt 16 museal genutzte Objekte. Solch ein Museum mag dem mecklenburgischen Volkskundler Richard Wossidlo (1859-1939) vorgeschwebt haben, als er um 1900 mit dem Sammeln von heimischem Kulturgut aus bäuerlichen und kleinbürgerlichen Haushalten begann und rund 3300 Stücke zusammentrug. Sie wurden ab 1936 in 20 Räumen des Schweriner Schlosses als „Bauernmuseum Richard Wossidlo“ präsentiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die mecklenburgische Volkskultur sehr beengt in den Räumen des Staatlichen Museums am Alten Garten ausgestellt. Anfang der 1960er-Jahre begann unter Federführung von Dr. Ralf Wendt erneut eine umfangreiche Sammlungstätigkeit sowie Inventarisierung der Bestände. Gegenwärtig umfassen die Sammlungen des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß mehr als 27 000 Positionen aus einem Zeitraum von über 500 Jahren – vom silbernen Trachtenknopf bis zu Dreschkasten und Sägewerk. Doch nur ein Bruchteil davon kann dem Besucher nach wie vor in den Dauer- und in Sonderausstellungen im Kunstkaten gezeigt werden. Die Magazine stehen aber der wissenschaftlichen Forschung und für Publikationen offen, ebenso wie das umfangreiche volkskundliche Archiv und die Bibliothek.

Für die nächsten Jahre ist angedacht, weitere Gebäude für den öffentlichen Museumsbetrieb zu erschließen und die historische Gehöftstruktur so zu rekonstruieren, dass der Erlebniswert gesteigert und das Bildungsangebot erweitert wird.

Mueß war und ist ein lebendiges Museum. In der Saison öffnen die Mitarbeiter um Direktorin Gesine Kröhnert nicht nur die Türen zu den Ausstellungen, sondern laden zu zahlreichen Veranstaltungen ein, angefangen bei den Pflanzenmärkten in Frühjahr und Herbst, Kunsthandwerkermärkten, Auftritten der Fritz-Reuter-Bühne, des Puppentheaters des Mecklenburgischen Staatstheaters und des Figurentheaters M. Wischnewski bis hin zu den vom Förderverein des Museums, dem „Klöndör e. V. – Freunde der mecklenburgischen Volkskunde“ organisierten Stammtischen (Garten, Kochen, Filzen, Plattdeutsch), Folkmusiktagen, Seminaren und Klöndör-Foren im Schleswig-Holstein-Haus, um nur einige Beispiele zu nennen. Von Mai bis Oktober finden jeweils dienstags fischereikundliche Touren mit einem Reusenkahn auf dem Schweriner See statt, immer mittwochs brennt ab 10 Uhr das Schmiedefeuer und freitags ist in der Fischerhütte für Kinder Angeln „angesagt“. Die museumspädagogischen Angebote für Kinder und Jugendliche reichen vom Buttern auf dem Bauernhof über Geschichten aus dem alten Schulranzen bis zum Entdecken von alten Kinderliedern und -spielen.

All das und viel mehr erfahren Besucher in der am Donnerstag eröffnenden Ausstellung im Stadthaus, vor allem aber bei einem Besuch im Freilichtmuseum selbst. Hier lassen zur Zeit die Exponate der Sonderausstellung „Hier wird angekurbelt“ Erinnerungen u. a. an den großmütterlichen Haushalt aufleben. Ab dem 24. Juni zeigt das Freilichtmuseum im Schleswig-Holstein-Haus die Exposition „Waldglas in Mecklenburg“, die den Besucher in die fast 300 Jahre währende Glasproduktion in Mecklenburg einführt, einst ein Exportschlager des agrarisch geprägten Landes. Vorher lädt das Museum aber im Rahmen der landesweiten Aktion „Offene Gärten M-V“ am 12./13. Juni in den Dorfschullehrergarten des 19. Jahrhunderts ein, in dem nicht nur alte Kulturpflanzen erhalten werden, sondern wie im Vorjahr die Seidenraupen „bei der Arbeit“ zu beobachten sind.

Ute Hartig

Freilichtmuseum Schwerin-Mueß. Mecklenburgisches Volkskundemuseum. Alte Crivitzer Landstraße 13, 19063 Schwerin. Tel. 0385-2084114. Geöffnet Di.-So. 10-18 Uhr.

Ausstellung „Ein Dorf macht Geschichte. 40 Jahre Freilichtmuseum“ im Stadthaus am Packhof vom 3. bis 30. Juni Mo.-Fr.

Fotos:
1. Foto: Bauernhof der Mueßer Hufe 1, so wie Dr. Ralf Wendt ihn vor 50 Jahren vorgefunden hat. Hier entstand die Idee zu einem Freilichtmuseum.
2. Foto: Heute ist der Bauernhof im Mueßer Freilichtmuseum ein beliebter Ort für zahlreiche Veranstaltungen traditioneller Art. Sehr beliebt ist alljährlich im Sommer der Plattsnackerdag, der in diesem Jahr am 31. Juli stattfindet.

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