Benimm ist in – „Die Platte lebt“ will Benimmkurse fördern

Testphase am 17. November abgeschlossen

Samstagvormittag im Stadtteiltreff „Eiskristall“ am Berliner Platz:  Leana, Michael, Viktoria und David  malen, spielen, lachen und hören Anna Belinski aufmerksam zu. Sie liest Geschichten vor und spielt mit ihnen kleine Szenen. Michael ist ein Prinz. Mit einer vornehmen Verbeugung tritt er Prinzessin Leana entgegen. Wenig später rückt er den Mädchen den Stuhl zurecht. Alte Schule mit jungen Menschen. Am Ende gibt es leckeren Kuchen, der nicht mit den Fingern, sondern mit der Kuchengabel gegessen wird. Die Sechs- bzw. Siebenjährigen sitzen aufrecht und genießen das Gebäck. Beim Teetrinken wird natürlich nicht geschlürft, und am Ende säubern sie ihre Münder mit einer Serviette. Bei der Verabschiedung wünschen sie sich alles Gute und bedanken sich bei ihrer Kursleiterin mit Blumen. Die 56-jährige Pädagogin aus Kasachstan lächelt. Sie ist zufrieden mit ihren Schützlingen, die mal auf Russisch, mal auf Deutsch antworten.

Es sind die ersten Teilnehmer der „Kleinen Benimmschule“ des Vereins „Die Platte lebt“, die sich im Oktober/November spielerisch und mit sehr viel Spaß mit guten Umgangsformen befasst haben. Freundlich grüßen, bitte, danke und Entschuldigung sagen, nicht dazwischen reden, wenn Erwachsene sich unterhalten, beim Husten oder Niesen den Kopf abwenden – Nebensächlichkeiten, die im Alltag nicht unwichtig sind. Die Eltern, die die Lütten in den Kurs bringen und sie wieder abholen, freuen sich über die erzieherische Unterstützung. Das, was sie zu Hause schon hundert Mal „gepredigt“ haben, wird in der Gruppe bereitwillig umgesetzt und ohne Umwege an die Geschwister weitergegeben. Irina Abliganz, die diesen Kurs mit auf den Weg gebracht hat, kannte Anna Belinski schon aus einem früheren Kurs, an dem ihr Sohn teilgenommen hat. Nun kam Tochter Leana ebenfalls in den Genuss dieser spielerischen Lernstunden.

Es hat sich gelohnt, auch für die Kursleiterin: „Das war ein schöner Ausgleich zu meiner Arbeit als Begleiterin für Demenzkranke. Die Kinder haben mir sehr viel Freude bereitet, aber eigentlich sind sechs Kurseinheiten zu wenig“, gibt sie zu bedenken. Deshalb setzt der Verein „Die Platte lebt“ auf Fortsetzung. „Dies war ein erfolgreicher Test. Wir haben einen Antrag an den Landespräventionsrat gestellt. Wenn der genehmigt wird, werden wir im neuen Jahr richtig durchstarten, nicht nur für Kinder aus Migrantenfamilien. Wir wollen auch die Schulen einbeziehen“, blickt Vereinsvorsitzende Hanne Luhdo voraus. Höflichkeit und Respekt vorm Alter – das waren die ersten Schwerpunkte. Anna Belinski hat 54 Kurseinheiten in petto.
Weitere Informationen und Anmeldungen über das Stadtteilbüro Mueßer Holz, Telefon: 0385-2000977.

hl

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