Brandanschlag auf Birgit und Horst Lohmeyer in Jamel

Reetgedeckte Scheune brannte bis auf die Grundmauern nieder – Politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen

Die reetgedeckte Scheune von Horst und Birgit Lohmeyer brannte bis auf die Grundmauern nieder. (Foto: Horst Lohmeyer)Jamel/Nordwestmecklenburg – In der Nacht zum Donnerstag wurde auf dem Anwesen der für ihren unermüdlichen Einsatz für Demokratie und Toleranz bekannten Eheleute Birgit und Horst Lohmeyer aus Jamel ein Brandanschlag verübt. Die 200 Quadratmeter große reetgedeckte Scheune brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die örtlichen Feuerwehren konnten ein Übergreifen des Feuers auf das Wohngebäude der Lohmeyers verhindern. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Brandstiftung, denn kurz vor dem Ausbruch des Brands wurde eine fremde Person auf dem Grundstück beobachtet.

„Wir gehen davon aus, dass es sich um eine direkte Reaktion auf die kürzlich bekanntgegebene Verleihung des Georg-Leber-Preises für Zivilcourage an uns handelt. Nach jahrelangem Mobbbing durch die rechtsextremen Dorfbewohner bekommt die Auseinandersetzung nun eine andere, lebensgefährliche Qualität“, zeigt sich Horst Lohmeyer alarmiert. „Erst brennen die Wohnunterkünfte für Asylbewerber, jetzt brennen die Häuser der engagierten Bürger und Bürgerinnen“, konstatiert Birgit Lohmeyer.

 

Hintergrund

Nachdem das zur Gemeinde Gängelow gehörende Dorf seit Anfang der 1990er immer wieder im Zusammenhang mit Rechtsextremismus („nationalsozialistisches Musterdorf“) genannt wird, sogar mehrere Bewohner durch Brandstiftungen vertrieben wurden, hat es sich das Ehepaar Lohmeyer zur Aufgabe gemacht, sich offen gegen die Neonazi-Szene entgegenzustellen. Seit 2007 veranstalten Horst und Birgit Lohmeyer das nicht-kommerziellen Festivals für Toleranz und Demokratie „Jamel rockt den Förster“. Finanziert wird es von jeher durch staatliche Förderung, Spenden und Sponsoring, aus den Eintrittsgeldern sowie mittels Crowdfunding.

Für ihre Arbeit und ihr Engagement wurden sie bereits im Jahr 2011 mit dem vom Zentralrat der Juden in Deutschland verliehenen Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt verkündete im Juli 2015, dass die Lohmeyers den Georg-Leber-Preis für Zivilcourage erhalten werden. Die Verleihung soll während des diesjährigen Festivals am 28. und 29. August stattfinden. Der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger begründet die Ehrung des Ehepaars Lohmeyer mit ihrer vorbildlichen Entschlossenheit, sich von Rechtsextremen nicht einschüchtern zu lassen und ihnen mit dem Festival sogar eine Alternative für eine bunte, demokratische Gesellschaft vor Augen zu führen. „Birgit und Horst Lohmeyer wohnen seit gut zehn Jahren in dem Dorf Jamel. Mit ihrer Haltung, nicht wegzusehen und Rechtsradikale einfach gewähren zu lassen, sondern öffentlich dagegen Stellung zu beziehen, haben sie bewusst Nachteile und Gefahren für sich in Kauf genommen. Sie sind seitdem sowohl Angriffen und Bedrohungen durch Neonazis ausgesetzt als auch Anfeindungen vermeintlich demokratischer Menschen aus der Umgebung, die sie zu Störenfrieden abstempeln und ausgrenzen“, so Feiger.

„Jamel rockt den Förster“ 2015

Das Motto des Festivals lautet „Mit Rockmusik für ein buntes Mecklenburg-Vorpommern ohne Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz“. 2015 stehen Bands wie z.B. „Terrorgruppe“, „Motus“, „Callin Tommy“, „Tino Eisbrenners Latino Conexion“ „DaSKArtell“ oder „Tequila & The Sunrise Gang“ auf dem Programm.

Wer „Jamel rockt den Förster“ unterstützen möchte, der findet weitere Details und alles zur Spendenmöglichkeit auf www.betterplace.org/p19160.
Infos zum Festival und den auftretenden Bands auch auf www.forstrock.de und www.facebook.com/jamelrocktdenfoerster.

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