Bundestagskandidatin Karin Strenz über den Wahlkampf, eigene Ziele und Kanzlerin Angela Merkel

„Als Frau braucht man deshalb immer doppeltes Durchsetzungsvermögen …“

Der Countdown für die Bundestagswahlen läuft unaufhörlich. Nur eines steht schon  fest: Es wird irgendeine Regierung geben … Welche Farbe diese hat – wieder Schwarz-Rot oder Schwarz-Gelb oder Schwarz-Gelb-Grün oder Schwarz-Grün oder Rot-Grün oder Rot-Grün-Gelb oder doch Rot-Rot-Grün – hängt von „einer“ bzw. von „einem“ ab, nämlich von der souveränen Wählerin und vom souveränen Wähler.

Eine Powerfrau „Made in M-V“ möchte dabei ebenfalls in den Bundestag einziehen: Karin Strenz von der CDU …

> Frage: Frau Strenz, Sie werben mit dem Slogan „Mecklenburg lebt“. Lebt aber auch Ihre Partei, die CDU. Die SPD wirkt ausgelaugt, da kann die CDU nur positiv da stehen. Aber ist das auch die politische Realität, hat die CDU „Substanz“? Bundesweit erreicht die CDU (ohne CSU) nur um die 28 bis 29 Prozent in Umfragen …

KStrenz– Karin Strenz: Umfragen sind nicht Wahlergebnisse. Ich bin jeden Tag unterwegs, um mit den Menschen zwischen Wismar, Grevesmühlen, Gadebusch, Sternberg, Parchim und Lübz zu sprechen. Mit Angela Merkel haben wir eine gute Kanzlerin. Das soll so bleiben, gerade im Jahr 20 von friedlicher Revolution, Mauerfall und Wiedervereinigung.

> Frage: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine exorbitante Zustimmungsrate, liegt weit vor der eigenen Partei, vor ihrem Herausforderer Steinmeier und der SPD ohnehin. Avanciert die CDU nun zum Kanzlerinnen-Wahlverein ?

– Karin Strenz: Dieses Schlagwort gab es schon bei Helmut Kohl. Es hat auch damals nicht gestimmt. Anders als unsere Konkurrenz haben wir einen klaren politischen Leitfaden und die glaubwürdigeren Personen an der Spitze. Es kommt nicht von ungefähr, dass in 11 von 16 Bundesländern die CDU den Ministerpräsidenten stellt. Bei uns gibt es keine wunderbaren Versprechen mit „Reichtum für Alle“ bei den LINKEN und auch kein „Hüh und Hott“ wie bei der SPD.

> Frage: Sie selbst, 41 Lenze zählend, sind in der CDU in M-V eine feste Größe und kandidieren nun für den Wahlkreis Wismar-Nordwestmecklenburg-Parchim, die letzte SPD-Bastion. Wie wollen Sie diese rote Festung stürmen ?

– Karin Strenz: Wir sind nicht im Krieg. Deshalb geht es nicht darum etwas zu erstürmen, sondern die Menschen mit den eigenen Argumenten zu überzeugen. Mir sind drei Punkte wichtig:

Punkt 1: Ich will mich für die Wirtschaft, für weitere Ansiedlungen von Unternehmen, für die bestehenden Betriebe und für die Stärkung der kleinen Firmen und des Mittelstandes engagieren, denn diese sind unser aller Rückgrat. Heute sind internationale Kontakte wichtig, wir brauchen den Blick über den Tellerrand. Es geht um Investitionen und Innovation. In Westmecklenburg schlummert ein riesiges Potenzial, wirtschaftlich, touristisch und landwirtschaftlich. Da kann man in Berlin Türöffner sein und unbürokratisch wichtige Entwicklungen begleiten.

AzubisPunkt 2: Ich will, dass wir uns stärker auf die Bildung und Erziehung unserer Kinder und Jugendlichen konzentrieren, damit diese fit werden für die Herausforderungen der Zukunft. Als Pädagogin ist für mich die heranwachsende Generation eine Herzensangelegenheit. Junge Menschen brauchen Chancen, müssen denen aber auch gewachsen sein.

Punkt 3: Die Gesundheitsversorgung in unserem Land liegt mir am Herzen. Wir haben trotz aller Statistiken einen echten Ärztemangel in Mecklenburg-Vorpommern. Da müssen wir etwas tun, denn die ältere Generation hat nach einem oft intensiven Arbeitsleben ein Recht auf einen würdigen und anspruchsvollen Ruhestand. Dazu gehört die ärztliche Versorgung auch auf dem Land und ein gute Angebot an Pflegedienstleistungen.

> Frage:  Die jüngsten Arbeitsmarktzahlen geben vieles wieder – nur nicht die Realität von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen in M-V und zur „verdeckten Arbeitslosigkeit“. Wie beurteilen Sie die Situation auf dem Arbeitsmarkt in M-V – aktuell und in der Perspektive ?

– Karin Strenz: Dass trotz der Wirtschaftskrise die Zahl der Arbeitslosen im Juli 2009 gegenüber dem Vormonat noch einmal um 2900 auf 110 600 sank, zeigt, dass Mecklenburg-Vorpommern sich gut aufgestellt hat. Mit Eintritt der CDU in die Große Koalition wurde die Arbeitsmarktpolitik neu ausgerichtet.

Jürgen SeidelDie von der rot-roten Vorgängerregierung angeschobenen Experimente im Öffentlichen Beschäftigungssektor ließen wir Schritt für Schritt weitgehend auslaufen. Auch die überhöhte Förderung für die Geschäftsführer von Beschäftigungsgesellschaften wurde abgebaut. Parallel haben wir die Mittelstandsförderung verbessert, Kleindarlehensprogramme ausgebaut, das Bürgschaftsprogramm angehoben und bürokratische Hemmnisse beseitigt.

Zudem werden Hilfen zur Fortbildung und Qualifizierung gegeben und die Unternehmensnachfolge unterstützt. Das alles zahlt sich nun aus. Im Juli 2009 hatten wir die niedrigste Arbeitslosenzahl seit der Wende. Mit einer Arbeitslosenquote von 12,7 Prozent hat Mecklenburg-Vorpommern nun nicht nur Sachsen-Anhalt und Berlin, sondern erstmals auch Sachsen in der Statistik überholt. Selbstverständlich ist es dennoch unbefriedigend, dass weiter gut 100.000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ohne Arbeit sind.

Angesichts der demografischen Entwicklung besteht allerdings die reale Chance, dass viele von diesen wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Dazu beitragen können die vielen Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote, die durch eine umfangreiche Förderung ermöglicht werden.

> Frage: Der Staat hilft in Krisenzeiten, besonders den Großunternehmen mit Tradition. Der Mittelstand, der Arbeits- und Ausbildungsplätze schafft, wird hingegen stiefmütterlich behandelt. Wie ist Ihre Meinung zu den staatlichen Beihilfen für Banken und Groß-Konzerne ?

Hanseschau– Karin Strenz: Diese Wahrnehmung ist falsch. Das man dies immer wider hört, liegt auch daran, dass über die „Großen“ in den Medien öfter berichtet wird. Die CDU steht für einen soliden wirtschaftspolitischen Kurs. Deshalb gibt es Unterstützung nicht nur für die bedrohten Werften, sondern auch für alle anderen Unternehmen.

HanseschauWir wollen, dass Arbeitsplätze gesichert werden, Unternehmen weiter ausbilden können und die Menschen bei uns im Land eine Zukunft haben. Deshalb werden mit dem Konjunkturpaket II allein in Mecklenburg-Vorpommern Aufträge im Wert von über 316 Millionen Euro ausgegeben. Von den so realisierten 400 Projekten profitieren unzählige kleine Firmen aus dem Land.

> Frage: In allen politischen Lagern werden anmutige Frauen in die erste Reihe gestellt, bei der CDU eben so wie bei der SPD, bei der FDP eben so wie bei den Grünen oder den LINKEN. Was beinhaltet diese parteiübergreifende „blonde Strategie“ der Parteien ? Aber ernsthaft: Aus Ihrer Sicht … Sind Frauen die besseren Politikerinnen ?

– Karin Strenz: Ich habe nicht den Eindruck, dass es da eine regelrechte Strategie gibt. Nach wie vor leben wir in einer weitgehenden Männergesellschaft. Das sieht man in Parteien, auf Kongressen, in Parlamenten. Als Frau braucht man deshalb immer doppeltes Durchsetzungsvermögen.

Ich zog 2002 erstmals in den Landtag ein. Ich bin vor Ort gut vernetzt, als Fraktionsvorsitzende im Kreistag Parchim seit Jahren aktiv und habe mir immer ein wirtschaftliches Standbein bewahrt. Dieses alles hilft mir jetzt.

> Frage: Sie sind Pädagogin, kennen den Schulalltag. Viele Unternehmen klagen, dass viel zu viele Bewerber nicht ausbildungsfähig sind. Es mangele an Grundkenntnissen. Was läuft in den Schulen in M-V schief ?

– Karin Strenz: Wir hatten die zurückliegenden Jahre zu viele gesetzliche Vorschriften und Regulierungen. Gerade unter Rot-Rot gab es jedes Jahr ein neues Schulgesetz. Das war nicht gut. Zudem demotiviert das Lehrerpersonalkonzept.

KinderMit der von der Großen Koalition auf den Weg gebrachten „Selbständigen Schule“ gibt es die Chance, dass mehr und schneller vor Ort entschieden werden kann. Das ist gut. Zudem bringen wir ein Junglehrerprogramm auf den Weg. Beides wird dazu beitragen, das einengende Lehrerpersonalkonzept nach und nach aufzuweichen.

> Frage: Das Jahr 2009 ist ein deutsches Jubiläumsjahr. Der Charakter der DDR wird zunehmend verklärt, relativiert. Wie ist Ihr Standpunkt zur DDR-Geschichte ?

– Karin Strenz: Ich bin in der DDR aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe studiert. Ich bin glücklich, dass 1989 die Mauer fiel und ich so kurz danach in Frankfurt/Main ein Zusatzstudium konnte. Es ist schön, zu sehen, welche enormen Chancen wir heute haben.

Dass man in der DDR heiratete, Kinder bekam, fröhlich feierte, dass man sich also eine persönliche Nische suchte oder schaffte und in dieser auch glücklich war, ändert am Unrechtscharakter des Staates DDR nichts.

SWitteNicht nur die Toten an der Mauer, sondern auch der dahinter stehende Unterdrückungs- und Bespitzelungsapparat unterstreicht, dass die DDR ein auf Unrecht und Unmenschlichkeit gegründeter Staat war. Die in der Verfassung festgeschriebene Herrschaft der SED, die Bespitzelung der Menschen durch die Staatssicherheit, das hineinzwängen von Jugendlichen in Wehrlager, die Inhaftierung politisch Missliebiger, und dass es den Schießbefehl gegen die eigene Bevölkerung an der Mauer gab, belegen dieses und lassen sich nicht wegreden.

> Frage: Politik bestimmt seit 1999 Ihr Leben. Was ist Ihr Alternativprogramm zu Ihren politischen Aktivitäten ?

BUGA– Karin Strenz: Ich koche sehr gerne, Soljanka, Broiler, Himmel und Erde, Rinderrouladen mit Rotkohl, Bratkartoffeln mit Sülze und Remouladensoße, halt bodenständig. Ich selbst bin eher ein „Suppenkasper“. Ich liebe Eintöpfe, süß-sauer, wie der Mecklenburger sie mag. Dazu ein kühles Lübzer Pils. Was will man mehr? Die leichte italienische Küche ist allerdings auch nicht zu verachten. Lammfilet, gegrillt mit Rosmarin und viel Knoblauch, köstlich. Und wenn es die Zeit erlaubt, dann reisen wir, mein Mann und ich quer durch Deutschland.

Dann guten Appetit und maximale Erfolge im Wahlkampf !

Die Fragen stellte: M.Michels.

F.: 1.Karin Strenz, die Christdemokratin kandidiert für den Bundestag. ks / 2.Eine hervorragende Ausbildung und hervorragend ausgebildete Fachkräfte, gerade im technischen Bereich, sind begehrt – auch in Krisenzeiten (Azubis bei AIDA Cruises). / 3.Seit 2006 gibt es die Große Koalition in Schwerin – mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) und mit dem Ministerpräsidenten Erwin Sellering (SPD). Landtag / 4./5.Auch auf der Hanseschau 2009 in Wismar präsentierten sie ihre Leistungsfähigkeit – die vielen mittelständischen Unternehmen im Land. Laut Karin Strenz „unser aller Rückgrat“. mm / 6.Die Kinder von heute sind unsere Zukunft. Aber sie brauchen ebenfalls bessere Bildungschancen … mm / 7.Siegried Witte, nach 1945 Wirtschaftsminister in M-V und ein engagierter Christdemokrat: Von sowjetischer Militäradministration und SED-Machthabern verleumdet und bespitzelt. LHA / 8.Karin Strenz liebt es bodenständig und natürlich auch die herrliche Mecklenburger Landschaft … (Hier: eine BUGA-Wiese 2009) mm

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