Burgen- und Festungsforscher tagten in Schwerin

Fachvorträge und eine interessante Exkursion bestimmten das Wochenende

Die letzte in Mecklenburg erhaltene Festungsanlage des 16. Jahrhunderts stand im Mittelpunkt der Exkursion am Samstag.  © foto n.credé Von Donnerstag bis Sonntag waren Mitglieder der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern und der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung zu ihrer Jahrestagung im Schweriner Rathaus zusammengekommen. Anlass, in Schwerin zu tagen, und natürlich auch Thema während der Tagung war der Weltkulturerbeantrag für das Schweriner Residenzensemble, der mit einer ausführlichen Schlossbesichtigung und einer Vorstellung des Antrags und seiner Begründung den mehr als 70 Burgen- und Festungsforscher aus verschiedenen europäischen Ländern vorgestellt wurde.

Die mehr als 30 Fachvorträge zum Tagungsthema „Von der Burg zur Festung – Der Wehrbau in Deutschland und Europa zwischen 1450 und 1600“ boten ein dichtes und vielfältiges Programm zu den historischen Entwicklungen der mittelalterlichen Burgen, zu frühneuzeitlichen Festungen oder befestigten Schlössern. Referenten aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Österreich und Spanien berichteten über den Burgen- und Festungsbau in ihren Ländern und zeigten parallele und unterschiedliche Entwicklungen in den früheren Herrschaften Europas auf. Zu dem öffentlichen Abendvortrag am Donnerstag von Prof. Dr. Sabine Bock aus Schwerin, die über die Entwicklung der mecklenburgischen Herrenhäuser aus mittelalterlichen Burgen berichtete, waren neben den Teilnehmern der Tagung auch zahlreiche Schweriner erschienen.

Der Sonnabend stand ganz im Zeichen einer Exkursion zu der einzig erhaltenen mecklenburgischen Festungsanlage in Dömitz. Nach einer fachkundigen Führung durch die Festung standen noch die brandenburgische Burg Lenzen und die nahe gelegene Eldenburg auf dem Programm, die auch in der mecklenburgischen Geschichte eine bedeutende Rolle spielten.

Mehr als 70 Wissenschaftler und andere Interessierte folgten im Demmlersaal des Schweriner Rathauses  den über 30 Vorträgen an drei Tagen. © foto n.credéErfreut über die zahlreiche fachliche Unterstützung des Schweriner Anliegens, mit dem Schlossensemble ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen zu werden, zeigte sich die Stellvertretende Landtagspräsidentin, Beate Schlupp, von der die Tagungsteilnehmer am Freitag im Schloss in Schwerin willkommen geheißen wurden, nachdem bereits am Mittwochabend die Vorstände beider Gesellschaften von der Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Schwerin, Angelika Gramkow, begrüßt worden waren. Der Präsident der Wartburg-Gesellschaft, Prof. Dr. Ulrich Großmann, und der Präsident der Festungsgesellschaft, Andreas Kupka, freuten sich über den freundlichen Empfang in Schwerin und die ausgezeichnete Organisation der Tagung.

Im Rahmen der Vorstellung neuer Forschungsergebnisse zur Entwicklung von Befestigungsanlagen von Burgen, Schlössern und auch Städten spielte natürlich auch das Schweriner Schloss eine große Rolle, nicht nur als Besichtigungsobjekt. Schließlich ging das heutige Schloss aus verschiedenen Vorgängerbauten hervor, darunter die slawische Burg und die nach der Eroberung des Obotritenlandes durch Heinrich den Löwen an ihrer Stelle errichtete steinerne Burg der Grafen von Schwerin. Auch das unter Johann Albrecht I. in der Mitte des 16. Jahrhunderts angelegte Renaissanceschloss, das teilweise noch im heutigen Schlossbau erhalten ist, waren von Befestigungen umgeben, von denen die beiden Bastionen an der Schlossgartenseite noch immer zu sehen sind. Für Schweriner besonders interessant waren Berichte über die Heranziehung vor allem italienischer und niederländischer Festungsbauer, deren Namen sich bei Festungsbauten an verschiedenen Orten immer wieder finden lassen, so auch beim Bau und Umbau des alten Schweriner Schlosses im 16. und 17. Jahrhundert. Und so international, wie der Festungsbau in früheren Jahrhunderten war, so international war auch diese erfolgreiche Tagung in Schwerin.

Norbert Credé

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