Chapeau Claque kommen nach Schwerin

Am 4. März präsentiert die Erfurter Band um Sängerin und Songwriting Maria Antonia Schmidt ihr neues Album im „Speicher“

Chapeau Claque – „Hab & Hut“

Früher verstand man unter Chapeau Claque eine reichlich exquisite Kopfbedeckung, heute hingegen reichlich exquisite Ohrenerquickung: Die Erfurter Band um Frau Schmidt meldet sich zurück und präsentiert ihr „Hab und Hut“.

Schön, so schrieb dieser Wilhelm Busch, „schön ist ein Zylinderhut, wenn man ihn besitzen tut.“ Als Busch 1908 starb, konnte er freilich noch nicht ahnen, dass das damalige Statussymbol demokratisiert werden würde. Für Chapeau Claque jedenfalls muss man sein Hab & Gut nicht versetzen.

Juppheidi und juppheida, so sagt es denn auch treffend das bekannte Kinderlied zu den Zeilen Buschs. Denn es stimmt: Ein Jauchzen und Tirilieren möge durch das Land gehen – Chapeau Claque haben schließlich ein neues Album aufgenommen. So, nun ist es raus: „Hab & Hut“ heißt es und ist nach „Hand aufs Herz“ (2007) und „Fabelweiss“ (2008) das verflixte dritte Album, das zu machen nicht leicht gewesen sein dürfte.

Das liegt einzig an der Kunstfertigkeit, mit der Chapeau Claque zu Werke schreiten – nicht, dass es zu etwaigen künstlerischen Differenzen zwischen Sängerin und Songwriterin Maria Antonia Paula Schmidt und der aus Peer Kleinschmidt (keys), Tim Kleinsorge (b), Moritz Simbretzki (g) und Jörg Wähner bestehenden Band gekommen wäre. Schließlich sind Chapeau Claque die künstlerische Differenz höchstselbst. Sehr schön war dies 2009 beim „Bundesvision Song Contest“ zu beobachten. Während ein Stadtaffe das Rennen machte, belegten Chapeau Claque aus dem vergleichweise ländlichen Erfurt einen gloriosen sechsten Platz – glorios durchaus auch deswegen, weil im Fernsehen nicht allzu oft Songs geboten werden, die mit den Zeilen „Pandora kauf’ dir einen Kater / Dann fühlst du dich vielleicht nicht mehr so allein“ beginnen, ehe sich ein zweisprachiger Dialog zwischen der Dame mit der unheilvollen Büchse und Miss Tragedy entspinnt: „Pandora (Kiss Miss Tragedy)“.

Keine Sorge: Man benötigt keine tieferen Kenntnisse der griechischen Mythologie, kein großes Graecum, keinerlei Bildungsgutscheine, um mit Chapeau Claque etwas anfangen zu können. Im Gegenteil: „Hab und Hut“ ist von einer so wunderbaren Leichtigkeit, das einem ganz schwer ums Herz werden mag. Und ja: Es ist das Leichte, das so wundervoll schwer zu machen ist. Schon die Titel der Songs lesen sich wie ein Gedicht: Fingerhüte. Schlosshund. Menschenfresser. Schöner Moment. Womit.

Zudem musizieren Chapeau Claque auf einem nun wirklich sehr anständigen Niveau, wie es zu Wilhelms Buschs Zeiten für jeden Varietékünstler eine Selbstverständlichkeit gewesen sein mag, heute jedoch als hoffnungslos altmodisch gelten muss. Nein, auch hier keine Sorge: Kenntnisse über den Quintenzirkel erübrigen sich – man lausche einfach dem herrlich verhallten Gitarren-Glissando, wenn „Schöner Moment“ das Album eröffnen und suhle sich in Ergriffenheit. Der Rest kommt dann schon. Unbestimmterweise, unaufdringlich und nur leise.

Oder auch beschwingt und laut und fordernd („Platte an“). Denn Chapeau Claque sind keine verschnarchte Singer/Songwriter-Kapelle, die mit akustischen Instrumenten tugendhafte Handwerkskunst hochhielte. Sie sind mit dem Computer wohlvertraut, und manches Mal hat es statt Schlagzeugrhythmen tatsächlich „Beats“. Die Wikipedia führt sie daher auch als „Musikformation aus Erfurt, die dem Genre des Elektropop zugeordnet wird“. Die Band selbst, so heißt es ebenda, spreche lieber von „Electro – Chanson – Pop – Romantik – Musik“. Außerdem seien Chapeau Claque mit „Reykjavik“ in den griechischen Top Ten vertreten gewesen.

Doch lassen wir Fakten beruhigt Fakten sein. Denn Fakt ist: Zu „Hab & Hut“ muss man nichts wissen. Man muss es hören. Denn merke, frei nach Wilhelm Busch: Musik wird oft sehr schön gefunden, eben weil sie mit Geräusch verbunden.

Platte an.

04. März 2011
20:00 Uhr
Chapeau Claque – „Hab & Hut“
Der Speicher
Röntgenstraße 22
19055 Schwerin

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