Kappengibbonbaby „Chasima“ allein zu Hause?

Gleichaltriger Lebensgefährte für verstoßenes Kappengibbonjunges gesucht/ Zooaufzuchten sehr seltenAnja Engelhardt mit ChasimaDie Aufzucht von Kappengibbonbabys gelingt im Zoo sehr selten. Das ist umso bedauerlicher, als diese Unterart des Gibbon 2006 als besonders bedroht in die Rote ListeChasima im Zoo Schwerin gefährdeter Arten der IUCN aufgenommen wurde: Waldrodungen gefährden in freier Wildbahn ihren Bestand.
Das Verbreitungsgebiet der Kappengibbons erstreckt sich vom südöstlichen Thailand aus über das westliche Kambodscha und den äußersten Südwesten von Laos bis zum Mekong an der Ostgrenze. Genau wie alle Gibbons, lebt auch die nach ihrer „Haarmütze“ benannte Art in den tropischen Regenwäldern.

Zoobesucher bekommen Kappengibbonbabys äußerst selten zu Gesicht. Weltweit. Das alarmiert natürlich die Fachwelt und macht die Aufzucht von Kappengibbonbabys unter Zoobedingungen zu einem lohnenswerten Forschungsgegenstand für angehende Zoologen. Derzeit verfolgt eine Forschungsstudentin aus Zürich die Entwicklung Chasimas mit wissenschaftlichem Interesse.

Der Zoo Schwerin hat mit dieser Art von Berühmtheit allerdings auch seine Sorgen. Sozusagen die andere Seite der Medaille: Im Wissen darum, dass verlassene Gibbonjungen die besten Möglichkeiten haben, im Zoo in ein artgerechtes Leben zu kommen, wenn man sie mit einem Lebenspartner anderen Geschlechts bis Ende des zweiten Geburtstages vergesellschaftet, hat im Zoo Schwerin die Suche nach einem Partner für Chasima längst begonnen. Aussichtsreichster Anlaufpunkt für etwaige Kontakte ist der im Rahmen des EEP agierende Kappengibbonkoordinator, Dr. Robert Zingg, aus Zürich. Er führt deren Bestandsliste. Von ihm ist zu erfahren, wie sich dieser Tierbestand in den zoologischen Gärten Europas entwickelt. Für Chasima muss allerdings ein Jungtier gefunden werden, das ebenfalls in Handaufzucht gehalten wird. Dabei lässt sich der Rahmen für geeignete Kandidaten auch erweitern auf alle elf Gibbonarten. Bisher war die Suche leider ohne Erfolg.

Bleibt Chasima also allein Zuhaus? Welche Fortschritte das Äffchen macht, können Zoobesucher im Zoo erleben. An den Wochentagen ist sie meistens vormittags im Gibbonrevier. Durch ein Glasfenster, durch das man die Gibboneltern auch im Winter beobachten kann, ist Chasimas Spielplatz bestens einzusehen: Völlig unbeeindruckt von der eigenen Exotik veranstaltet sie hier ihre kleinen Turnübungen.

Umbauten im Gibbonrevier sind geplant, um Chasima den Umzug ins Gibbonrevier zu ermöglichen, wenn der Platz in der Wohnung von Pflegefamilie Engelhardt ihr demnächst nicht mehr genügend Freiraum bietet. Der aufopfernden Pflege von Zootierpflegerin Frau Anja Engelhardt ist es zu verdanken, dass der Schweriner Zoo in Europa einer der wenigen ist, die ihren Besuchern ein Kappengibbonbaby präsentieren können. Mehr über Chasimas Entwicklung finden Interessierte im Internet: www.zoo-schwerin.de unter der Rubrik „Zoo aktuell“ in Anjas Tagebuch.

Ursula Eggert

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