Das Freilichtmuseum Mueß im Blickfeld

Nachgefragt bei Museumsleiterin Gesine Kröhnert


Historische Scheune im Freilichtmuseum Mueß (Foto: M. Michels)Das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß feiert in diesem Jahr Geburtstag, den mittlerweile 45ten. Seit seiner offiziellen Eröffnung 1970 kommen interessierte Besucher aus M-V und weit darüber hinaus zu dem mehr als fünf Hektar umfassenden Areal samt der 17 historischen Gebäude bzw. Bauten.
Das Freilichtmuseum bietet dabei nicht nur Ausstellungsobjekte. So gibt es umfassende museumspädagogische Angebote, traditionsreiche Veranstaltungen das ganze Jahr über und auch die Seidenraupenzucht ist nicht mehr wegzudenken. Auf dem Gelände befindet sich eine Bibliothek mit Publikationen zu Geschichte und Entwicklung des Museums. Im Kinninghus am Mueßer Berg lockt das beliebte Figurentheater von Margrit Wischnewski zu einem Besuch. Und einer der jährlichen Höhepunkte ist das Windros Folk Festival.

Was steht 2015 auf dem Programm? Dazu haben wir bei Museumsleiterin Gesine Kröhnert nachgefragt.

„Bieten auch 2015 wieder einige Höhepunkte…“

Frage: Frau Kröhnrt, wann geht es im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß so richtig los?

Gesine Kröhnert: Wie in jedem Jahr eröffnen wir zu Ostern die Museums-Saison. Wer am 4. April ins Mueßer Freilichtmuseum kommt, kann durchaus Neues entdecken. Eine farben-, aktions- und informationsreiche Ausstellung zur Geschichte der Binnenfischerei in Mecklenburg kann unweit des Museumsufers erkundet werden.

Mit der Sonderausstellung „Folk in der DDR“ wird im Mueßer Kunstkaten ein Thema der jüngeren Geschichte der Mueßer skizziert. Neben authentischen Instrumenten, Kleidungsstücken, Schallplatten und Fotografien der vergangene Musikszene bietet die Ausstellung auch eine lebhafte Rückschau auf die wunderbaren Veranstaltungen des Windros Folk Festivals der vergangenen zwei Jahre in Mueß, bei dem sich auch ehemalige „Schweriner Folkys“ wieder getroffen haben.

Zum kreativen Osterspaziergang lädt das Museum dann am Sonntag, 5. April, ein. Es darf gebastelt, genascht, gestaunt und gesucht werden. Ab 19.00 Uhr kann auf der „Hufe V“ dann auch fröhlich getanzt werden, in Begleitung von handgemachter Musik.

Frage: Was gab es für Höhe- bzw. Tiefpunkte im zurückliegenden Jahr?

Gesine Kröhnert: Das Jahr 2014 war zweifelsohne wieder ein spannendes Jahr, mit einem großen Sahnehäubchen Humor. Die Besucher hatten sichtlich viel Freude an den herrlich bunten, naiven Holzskulpturen aus Polen, die im Kunstkaten zu sehen waren und an den über 230 Cartoons von 45 der besten Karikaturisten Deutschlands und Österreichs, die zwischen den Obstbäumen der Mueßer Streuobstwiesen zu entdecken waren.

Etwas ernster, aber nicht weniger spannungsvoll war die Sonderausstellung zu den Napoleonischen Kriegen und die patriotische Folgezeit der Befreiung in Mecklenburg. Klassische Mueßer Museumsveranstaltungen, wie „Mueß blüht“, „Hüt wad platt snackt“, Fledermausnacht oder „Wintersonnenwerke“ waren wieder sehr erfolgreich.

Aber auch die neuen Kuchensonntage im Museums-Cafè kamen bei den Gästen sehr gut an. Gerne würden wir auch die beliebten Kinder-Aktionen, die wir ihn den Sommerferien anbieten, erweitern. Das Gelände und die Museumsinhalte bieten so viel mehr Potential. Hierzu fehlt es leider schlichtweg an Mitarbeitern.

Frage: Und die Höhepunkte 2015?

Gesine Kröhnert: Neben den bereits genannten Ausstellungen wird das dritte Windros Festival einer der großen Höhepunkte sein. Besonders freue ich mich auf den 8. und 9. August, denn an diesem Wochenende drehen wir die Zeit in Mueß zurück auf das Jahr 1915. Eine versierte Gruppe von Geschichtsdarstellern stellt den historischen Alltag der bäuerlichen Bevölkerung im zweiten Jahr des ersten Weltkrieges dar. Geschichte in den Museumsgebäuden tatsächlich lebendig werden zu lassen, ist für einen Museumsleiter keine einfache Entscheidung, denn es soll sowohl seriös und aussagekräftig als auch spannend und unterhaltsam sein.

Mit der Gruppe „Des Kaisers alte Kleider“ hat das Mueßer Freilichtmuseum einen verantwortungsvollen und ideenreichen Partner gefunden. Wirklich ein Glücksfall! … 2015 darf in Mueß auch noch mehr getanzt werden. In der Veranstaltungsreihe „Tanz auf der Hufe V“ präsentiert das Zentrum für traditionelle Musik unterschiedlichste Volkstänze zum Mitmachen.

Frage: Es gibt viele Diskussionen um die Zukunft und weitere Entwicklung Ihres Museums? Wird es „neue Dinge“ bei den weiteren musealen Angeboten geben?

Gesine Kröhnert: Die ersten Schritte auf dem Weg zu einer qualitativen Aufwertung des Freilichtmuseum und des Ortsteils Mueß sind getan. Konkrete Pflöcke können jedoch erst gesetzt werden, wenn die Finanzierung durch die touristische Landesförderung gesichert ist.

Gesichert sind in diesem Jahr aber bereits die Planungsmittel für ein zentrales Verwaltungs- und Archivgebäude durch die Landeshauptstadt Schwerin. Damit werden erstmals Voraussetzungen geschaffen, um alle historischen Gebäude, die sich auf dem Museumsareal befinden, öffentlich erlebbar zu machen. Bis jetzt sind noch zahlreiche Räume des originalen Gebäudebestandes durch Verwaltung, Magazine, Bibliotheken und Archive belegt.

Unabhängig von den großen baulichen und strukturellen Zukunftsplänen, die gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin, der SDS und dem ZGM weiter verfolgt werden, gestalten wir natürlich unter den gegebenen Bedingungen jede Museumssaison sehr kreativ – mit vielen Partnern aus der Kultur. Das Figurentheater von Margrit Wischnewski im Kinnigshus wurde bereits erwähnt.

Ein ebenso enger Partner ist seit vielen Jahren die Fritz Reuter Bühne. Sie sorgt dafür, dass uns diesem Jahr „Popeye, der Seemann“ up platt umgarnen wird. Mit dem Naturpark Sternberger Seenland veranstalten wir in diesem Jahr die vierte Fledermausnacht. Künftig wollen wir auch gemeinsam der Kulturgeschichte der Immen auf die Spur kommen.

Frage: Zurück zum Windros Festival… Wann findet es statt? Welche Künstlerinnen und Künstler werden vor Ort sein?

Gesine Kröhnert: Das dritte Windros Folk Festival findet vom 4. bis 6. September 2015 statt. Bereits zugesagt haben unter anderem Phönix (Dänemark), Cara (Deutschland/Großbritannien), Poul Höxbro (Dänemark), Christine Lauterbach (Schweiz), Projekt Qwade Tungen (Deutschland) Brendan Power (Neuseeland/Großbritannien) und auch eine lokale Band: REEL.

Die Fragen stellte Marko Michels

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