Das „Kretschmann-Politik-Projekt“ in Schwerin

Bündnis 90/Die Grünen in M-V hoffen auf einen Einzug ins Schweriner Schloss …

Wenn personifizierte Historie nach Schwerin kommt, sind natürlich auch die dabei, die selbst Geschichte schreiben wollen. Das ist bei Schwarz so, bei Grün so, bei Rot so, bei Knallrot ebenfalls oder auch bei Gelb-Blau.

Am letzten August-Freitag 2011 waren aber die Grünen am Zuge. Und es kam jemand zwar nicht direkt mit dem Zug, aber jemand, welcher der Deutschen Bahn schon erfolgreich Paroli bot. Winfried Kretschmann, der erste grüne Ministerpräsident in der deutschen Geschichte, kam in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, in dem am 4.September gewählt wird, um auch zu verkünden, dass Deutschland oder zumindest Baden-Württemberg noch lange nicht untergehen müssen, nur weil ein Grüner Regierungschef ist.

Solche Ziele haben die hiesigen Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen nicht. Sie wollen zum allerersten Mal in den Schweriner Landtag, nachdem innere Zerstrittenheit einen sicheren Einzug 1990 verhinderte – mit Folgen für die nächsten zwanzig Jahre …
Von innerer Streiterei sind die Bündnis-Grünen jedoch meilenweit entfernt, im Gegenteil. Grüne Themen sind gegenwärtig in. Atomausstieg, Umwelt, Klima, Bio und nun ein Biologie-Lehrer – Grüne setzen die Themen. Wer hätte das nach dem Ende von Rot-Grün 2005 gedacht.

Und so begaben sich die hiesigen Grünen am warmen Freitagabend des 26. August bereits in die unmittelbare Nähe des Schweriner Schlosses – dorthin, wo sie am 4. September rein wollen. So referierte Winfried Kretschmann – vis-a-vis – vom Schloss im Seglerheim Schwerin und es kamen rund 100 Interessierte, wahrlich nicht nur Grüne, zur Veranstaltung. Das „Kretschmann-Politik-Projekt“ zog und der zeigte sich angesichts der Attraktivität Schwerins begeistert.

Dabei wurde deutlich, warum der Mann den Serien-Meister im Südwesten, die CDU, besiegte – er spielt nicht authentisch, er ist authentisch. Jemand, der noch einen Politik-Stil hat (ganz gleich, was man von diesem halten mag) und für seine Ziele kämpft (die man auch hinterfragen kann).

So reichte der Bogen von der Attischen Demokratie über mehr Bürgerbeteiligung, einem „Mehr-direkte-Demokratie-wagen!“, die Welt im Wandel, die Finanzkrise, die Vorteile des Subsidaritätsprinzipes bis hin zu Windkraft und Windrädern. Dabei entpuppte sich Winfried Kretschmann keineswegs als „verbaler Windmacher“, sondern als jemand mit fundierter Sachkenntnis, angenehmer Rhetorik und sachorientierter Argumentation. Jemand, der auch sein Handeln in Frage stellen kann, aber seine festen Prinzipien hat.

… Und der Mecklenburg-Vorpommern Hoffnung macht – angesichts der zahlreichen,  bereits vorhandenen Windkraft: „Wenn Ihr uns (in Baden-Württemberg) Euren Strom verkaufen wollt, wir nehmen ihn gern. Ihr sorgt dafür, dass unsere Wirtschaft weiter laufen wird.“ Na klar, M-V – das ist die Hoffnung für ganz Deutschland. Wer etwas machen will, der muß MeckPomm mit einbeziehen.

Wer immer glaubte, der Spruch „Die Ersten werden die Letzten sein …“ ist nur etwas für Bibelfeste, der muß nun seinen Irrtum eingestehen. Der einstige Rote-Laternen-Träger in Wirtschaftsdingen, M-V, wird für eine florierende Ökonomie in ganz Deutschland sorgen. Es mag zwar ohne Bayern in Deutschland weiter gehen, aber nicht ohne Mecklenburg-Vorpommern. Das war die „Botschaft“ des Abends!

Neben einer anderen: Die Attische Demokratie war doch nicht so gut, wie vielfach angenommen – die so definierte „frühe Vorläuferin einer auf das Prinzip der Volkssouveränität gegründeten politischen Ordnung“. Frauen, unter anderem,  hatten nicht das Recht auf politische Partizipation. Damals gab es eben noch keine von Plakaten milde lächelnden Power-Frauen. Frauen mußten in „Urzeiten“ etwas anderes tun, zum Beispiel den Männern das Bier beim Fußballgucken von UEFA-Supercup Partien bringen. Das ist glücklicherweise vorbei. Zumindest fast.

Vorbei ist es wohl auch bald mit der Abstinenz der Grünen im Schweriner Landtag. Auch dafür war der grüne Regierungschef. Die M-V-Spitzenkandidaten Silke Gajek und Jürgen Suhr, in den letzten Jahren nicht mit politischem Sonnenschein beglückt, durften sich in der Strahlkraft des Südwest-Champions mit sonnen. Was an diesem 26. August auch nicht schwer war – bei Temperaturen bis 34 Grad. Aber der Klimawandel an diesem Abend  spielte keine Rolle. Wie sich die Zeiten ändern …
… Die Grünen dürfen am 4.September auf 8 Prozent hoffen, laut jüngsten Umfragen!

M. Michels

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