Das Museum des Ruhmes. Im Depot vergessen?

Fundstücke zur sowjetischen 94. Garde-Mot. Schützendivision Schwerin

Wenn es um das bis heute erhaltene Schweriner Traditionskabinett der russischen Militärstreitkräfte geht, sprechen die einen von einer historischen Kostbarkeit, die anderen von aufgewärmtem Propagandakitsch. Zu den ersteren gehört Hartmut Winterfeldt. Als ehemaliger Verbindungsoffizier der Bundeswehr hielt er regelmäßigen Kontakt zu den sowjetischen Truppen im Verteidigungsbezirk 86 in Schwerin.

Fundstücke zur sowjetischen 94. Garde-Mot. Schützendivision Schwerin © Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß
Fundstücke zur sowjetischen 94. Garde-Mot. Schützendivision Schwerin
© Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß

 

Er kennt die ganz besonderen Geschichten, die sich hinter den Fundstücken des Traditionskabinetts verbergen. Auch wenn viele Sammlungsgegenstände mit ihren agitatorischen Botschaften heute fremdartig und wie aus der Zeit gefallen wirken, haben sie ebenso mit unserer Geschichte und Heimat zu tun. Dazu referiert Hartmut Winterfeldt in der Vortragsreihe des Forums für Geschichte und Volkskunde am 23. November um 19 Uhr im Schleswig-Holstein-Haus.

Das Militärmuseum der Sowjetarmee wurde während der Besatzungszeit, von 1945 bis 1993, innerhalb des Kasernenkomplexes in der Schweriner Johannes-Stelling-Straße eingerichtet und gepflegt. Unter der Regie des ehemaligen Kulturoffiziers schufen ausgewählte Soldaten mit einfachsten Mitteln Wandtafeln, Monumentalbilder, Porträtzyklen und andere aufwändig gestaltete Installationen, um die heroische Geschichte der Sowjetarmee und der eigenen Division zu präsentieren. Umso mehr bestechen die volkskünstlerischen Werke gerade durch ihre Kreativität und Qualität, die in der Tradition alter Handwerkstechniken, wie Punzierungen, Schnitzereien und Hinterglasmalereien ausgeführt wurden. Als die russischen Truppen nach insgesamt 48 Jahren Stationierung in Schwerin abgezogen wurden, übernahm das Historische Museum Schwerin das vollständig erhaltene Kabinett der 94. Mot. Schützendivision der russischen Armee. Es sollte museal aufgearbeitet und präsentiert werden. Dazu fehlen jedoch bis heute Mittel und Ausstellungsflächen.

Was früher einen Ort der Erinnerung, des Ruhmes und Stolzes auf die Befreiung vom Hitlerfaschismus ausmachte, lagert nun fachgerecht inventarisiert und verpackt und fast vergessen in einem Schweriner Museumsdepot. Hartmut Winterfeldt begutachtete mehrfach die eingelagerten Gegenstände und betonte immer wieder den kulturhistorischen Wert dieser Sammlung. Denn nur das Wissen um die zeitspezifischen Zusammenhänge macht die Objekte wertvoll und spannend. Genau hier setzt der Vortrag an.

 

Gesine Kröhnert, Fred-Ingo Pahl
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