Das utopische ZERO ON SEA Projekt

Tijs Vissser zu Gast in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin

Vision des ZERO ON SEA-Projekts, Haags Gemeente Archief, Archief A. Vogel

Tijs Visser kümmert sich als Direktor der ZERO foundation in Düsseldorf um die wissenschaftliche Erforschung, Bewahrung und Präsentation von Werken und Dokumenten der ZERO-Bewegung in enger Zusammenarbeit mit den wichtigsten Museen und Stiftungen weltweit. Sein Onkel, Henk Peeters, war selbst einer der Köpfe der Künstlergruppe Nul, der niederländischen Ausprägung der internationalen ZERO-Bewegung. Er war es auch, der das Gemeinschaftsprojekt ZERO ON SEA gemeinsam mit den Galeristen Leo Verboon und Albert Vogel und mit Unterstützung des Projektentwicklers Reinder Zwolsman und seiner Firma EMS vorantrieb.

ZERO ON SEA sollte eine gigantische Kunstdemonstration am Scheveninger Pier werden. Geplant war ein Gemeinschaftsprojekt, zu dem 50 Künstler aus mehr als zehn Ländern erwartet wurden, unter anderem Lucio Fontana aus Mailand, Yayoi Kusama und George Rickey aus New York, Günther Uecker aus Düsseldorf, Jiro Yoshihara aus Tokio, Walter Leblanc aus Belgien, Pol Bury und Armand aus Frankreich, Jesús Rafael Soto aus Venezuela und natürlich die niederländische Nul-Gruppe, bestehend aus Armando, Henk Peeters, Jan Henderikse und Jan Schoonhoven.

Zu diesem Mega-Kunstereignis wurden Sensationen angekündigt: der climate room von Yves Klein sollte posthum ausgeführt werden, die Presse sprach von einer „Weltpremiere“, die dauerhaft bleiben würde. Yayoi Kusama wollte einen 30 m langen Korridor mit ihren phallischen Gegenständen schmücken, Armando nahm die Geräusche des Meeres auf, um sie zu verstärken und über dem Pier zu senden, ein ZERO-Feuerwerk sollte gezündet und auch der Geruch in irgendeiner Weise einbezogen werden.

Man erwartete 5.000 Besucher täglich – aber: Von Anfang an war fraglich, ob die Werke der internationalen ZERO-Künstler dem niederländischen Klima standhalten könnten. Anfang April 1966, als das Projekt stattfinden sollte, wüteten Stürme an der Nordseeküste. Eine Versicherung gegen etwaige Ansprüche im Schadensfall war nicht möglich.

Leider konnte ZERO ON SEA nie realisiert werden. Die anfänglich auf 100.000 Gulden geschätzten Kosten stiegen mit fortschreitender Planung auf ein Vielfaches, was schließlich zur Aufgabe des Projekts führte. Die Pläne für ZERO ON SEA gingen über eine gemeinsame Ausstellung hinaus, es war an so etwas wie ein Gemeinschaftswerk der internationalen ZERO-Bewegung gedacht. In den Entwürfen zeigen sich gleichermaßen das Anliegen der ZERO-Bewegung insgesamt wie auch die individuelle Ausprägung der einzelnen Künstler und Werke. Das Projekt verdeutlicht aber auch deren Hybris, ja Größenwahn, an dem das Projekt gescheitert ist und so eine Utopie blieb.

Rendezvous am 16.2.2017 um 18 Uhr
Das utopische ZERO ON SEA Projekt
Vorgestellt von Tijs Vissser, ZERO foundation Düsseldorf
Der Eintritt kostet 3 Euro

 

Galerie Alte & Neue Meister
Staatliches Museum Schwerin
Alter Garten 3


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