Das Volkskundemuseum zwischen Sparbeschlüssen und Zuversicht

Nachgefragt bei Museumsleiterin Gesine Kröhnert

Das Freilichtmuseum ist eigentlich immer einen Ausflug wert. Mitte September war dieses aber besonders der Fall – es gab am 19. September den Kulturpflanzentag. So gab es Sortenausstellungen, zu Tomaten, Bohnen, Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln und Äpfeln, und sogar Schafe (ausnahmsweise einmal nicht die menschlichen) spielten eine Hauptrolle. Am 29. September blickte Museumsleiterin Gesine Kröhnert zudem in einem Vortrag im Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin auf vierzig Jahre Mecklenburgisches Volkskundemuseum zurück.

Nun wurden via Presse die Streichliste der Schweriner Stadtspitze bekannt. So wolle man vor allem in den Bereichen Sport und Kultur Kürzungen vornehmen. Insbesondere betroffen, aber nicht nur, sollen u.a. das Mecklenburgische Volkskundemuseum in Schwerin-Mueß, für das ein neuer Träger gesucht wird, das soziokulturelle Zentrum DER SPEICHER, das ATARAXIA, das Konservatorium und der Leistungssport sein.

Nicht gerade eine rosige Zukunft für die „Sport- und Kulturstadt Schwerin“ …

Gesine Kröhnert, Leiterin des Mecklenburgischen Volkskundemuseums in Schwerin-Mueß, über aktuelle Veranstaltungen ihrer Einrichtung, kommende Events und die Zukunft des Museums

„Mache mir schon Sorgen …“

Frage: Der Kulturpflanzentag war ein Veranstaltungshöhepunkt im September im Freilichtmuseum Wie lautet Ihr Resümee?

Gesine Kröhnert: Mit dem Kulturpflanzentag erprobten wir in diesem Jahr ein neues Konzept. Es ging dabei der Veranstaltung nicht, wie in den vergangenen Jahren um den Absatz und Kommerz von Pflanzen, sondern um Informationen zu verschiedensten Kulturpflanzen aus erste Hand. Dazu wurden interessante Sonderausstellungen gezeigt u.a. zu Tomatensorten, Paprika- und Chilipflanzen, Kartoffeln, Bohnen, Kürbissen, Kernobst aber auch zu spannenden Rosensorten. Die Besucher konnten nach Herzenslust kosten und haben dabei die Sortenvielfalt und Geschmacksrichtungen sehr bestaunt. Zudem nahmen sie viele gute Anregungen und Hinweise mit nach Hause oder vielmehr in ihren Garten.

Frage: Wenn Sie „kurz und knackig“ Ihr Museum „anpreisen“ müßten, wie würde Ihr Slogan dazu lauten? Was ist das Besondere an Ihrer Einrichtung?

Gesine Kröhnert: „Mueß muss“ Das Besondere des Mueßer Freilichmuseums ist die umfangreiche und gut erhaltene Originalität eines historischen Dorfkerns und die einmalige Sammlung zur Volkskunde Mecklenburgs. In dieser Kombination lässt sich die Alltagsgeschichte einer Region überzeugend darstellen.

Frage: Das Freilichtmuseum ist vierzig und ist sehr beliebt. Beliebtheit schützt manchmal aber nicht vor angeblich „leeren“ öffentlichen Kassen. Muß man sich Sorgen um das Freilichtmuseum machen?

Die Zukunft des Freilichtmuseums bleibt ungewissGesine Kröhnert: Nach den heutigen Medienberichten (Schweriner Volkszeitung vom 30.9.10, Stadtseite Schwerin) schon! So deutlich hat sich die kommunale Verwaltungsspitze noch nie positioniert. Laut Sparpaket will sich die Stadt komplett vom Volkskundemuseum verabschieden und sucht einen neuen Träger. Angesichte der Aufgabenvielfalt, der denkmalpflegerischen Verantwortung und der erforderlichen Kompetenz für die großen Sammlungsbestände wird dies sicher schwer sein.

Frage: Trotz aller Widrigkeiten, muß das museale Leben weiter gehen … Welche Veranstaltungen empfehlen Sie bis zum Jahresende?

Gesine Kröhnert: Am 24. Oktober findet von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr die Mueßer Baumbörse statt. Hier können seltene Obstgehölze gekauft werden, bei guter Fachberatung und netter kulinarischer Versorgung. Letztmalig in diesem Jahr lädt die Mueßer Spinnstube am 9. November um 19.30 Uhr ins Museumscafe` ein. Hier kann man neben dem Umgang mit einem Spinnrad vieles zur Verarbeitung von Wolle und Seide lernen. Am 18. und 19. Dezember veranstalten wir inmitten des historischen Ambientes des Bauernhofes den Kunsthandwerkermarkt „wintersonnenWERKE“.

Dann eine gute Zukunft für das Volkskundemuseum in Mueß! Bleiben Sie kämpferisch!

Marko Michels (Text/Fotos)

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