Das Volleyball-Team des Schweriner SC – ein Rück- und Ausblick 2008/09

Mit den Spielerinnen Julia Retzlaff und Berit Kauffeldt im Gespräch
VolleyballDer Schweriner SC spielt auch in der Bundesliga-Saison 2008/09 wieder oben mit.
Nach acht Spieltagen liegen die Schwerinerinnen auf Platz 5 der Tabelle, punktgleich mit den drittplatzierten Suhlerinnen und viertplatzierten Dresdnerinnen.

VolleyballIm Viertelfinale des DVV-Pokales konnten sie am 3.Advent sogar den USC Münster auswärts deutlich mit 3:0 distanzieren und stehen somit im Halbfinale. Auch mit neuem Trainer und einigen neuen Spielerinnen setzen die „SSC-Schmetterlinge“ die volleyballsportliche Tradition in der Landeshauptstadt M-V fort.

“Wer hier spielt, möchte `oben` mitspielen !”

Schwerin-News sprach mit Mannschaftskapitän Julia Retzlaff und Youngster Berit Kauffeldt

Frage: Das Jahr 2008 könnte für Euch beide und die anderen „SSC-Schmetterlinge“ lauten: Vom „coolen Norweger“ Tore Aleksandersen zum „fliegenden Holländer“ Edwin Benne ..
Was macht der eine eigentlich besser, was der andere auch nicht falsch machte ?

Berit_KauffeldtJulia Retzlaff: Sowohl Tore Aleksandersen als auch Edwin Benne sind versierte volleyballsportliche Fachleute, wirkliche Kenner der Materie, mit viel Engagement. Beide haben die gleiche Grundphilosophie. Die Unterschiede beim Training sind nicht sonderlich groß. Natürlich coacht Edwin Benne schon etwas anders, setzt andere Akzente. Vor allem gibt er den Spielerinnen mehr Freiräume und mehr Eigenverantwortung beim Training.

Frage: Wer beim SSC spielt, weiß, nationale, aber auch internationale Erfolge sind „Pflicht“.
Nun seid Ihr, beide, noch sündhaft jung. Zu „sündhaft“, um sich „voll“ auf den Sport konzentrieren zu können, oder doch professionell bzw. (volleyball-)leidenschaftlich genug „maximale Erfolge“ anzustreben ?

Berit Kauffeldt: Wir sind schon ein ziemlich neues Team, sind noch jung, aber dennoch „hungrig“. Selbstverständlich – und das ist der Anspruch aller Spielerinnen – verfolgen wir auch in dieser Saison hochgesteckte Ziele. Eine Saison, als „Warm up“ für kommende Spielzeiten, so etwas gibt es beim SSC nicht. Wer hier spielt, möchte „oben“ dabei sein.

Hier sind alle hochmotiviert, wollen den Erfolg. In der aktuellen Meisterschaft wollen wir unter die besten Drei und im DVV-Pokal ins Finale.
Kurzum: Es gilt, die Erfolgsstory des Schweriner Volleyballsportes fortzusetzen !

VolleyballFrage: Julia, Sie sind Mannschaftskapitän. Ist es man da „Leitspielerin“, „Kummerkasten für alle“ und „junge Mutter der Truppe“ in Personalunion ? Und: Empfindest Du in diesem Amt eine besondere Herausforderung ?

Julia Retzlaff: So „abstrakt“ sollte man die Funktion eines Mannschaftskapitäns nicht betrachten. Wir haben ja im Team keine strenge Hierarchie, mit autoritärer Führung. Die Stellung ist gar nicht so herausragend. Als Mannschaftskapitän muß vor allem zwischen Trainer und Team sowie Management und Team vermittelt werden. Sicherlich sucht man auch das Gespräch zu einzelnen Spielerinnen, um sie aufzurichten oder zu ermutigen.

Frage: Berit, Sie kamen nun aus der „Weltmetropole“ Parchim nach Schwerin.
Als eher „ländlich geprägte“ Volleyballspielerin: War die Umstellung vom 1.VC Parchim zum Schweriner SC schwierig ?

Berit_KauffeldtBerit Kauffeldt: Nichts gegen Parchim ! So groß ist Schwerin ja nun wahrlich nicht … Ich kam ja schon mit 13 Jahren nach Schwerin und die Umstellung war nicht so „weltbewegend“. Was jedoch klasse war: Ich wurde in der Frauenmannschaft von Anfang an gut aufgenommen und habe mich stets als Teil der Mannschaft gefühlt.
Der SSC war ein echter Glücksfall für mich, ein richtiger, sportlicher Schritt.

Frage: Julia, wenn Du Deine bislang mehr als drei Jahre beim Schweriner SC Revue passieren lässt: Was war für Dich der absolute Höhepunkt bzw. der absolute „Tiefschlag“ ?

Julia Retzlaff: Die gesamte erste Saison beim SSC war für mich ein Höhepunkt, wahrscheinlich fast nicht zu toppen. Ich hatte damals als Siebzehnjährige nur geringe Erwartungen und hoffte nur, dass mich die Zeit beim SSC leistungsmäßig weiter bringen würde.

Dass ich dann relativ schnell zum Stamm-Sechser gehörte, hatte ich mir vorher nie zu träumen gewagt. Am Ende wurden wir Meister und Pokalsieger – besser konnte der „Einstand“ nicht verlaufen. Der Tiefpunkt… Als ich mich vor anderthalb Jahren schwer verletzte, u.a. einen Kreuzbandriss erlitt, da war ich schon ziemlich „down“ und ich mußte ungemein darum kämpfen, leistungsmäßig wieder den Anschluß zu finden.

VolleyballFrage: Berit, Sie sind schon ganz schön „riesig“ (1,90 Meter) und haben die perfekte Figur (Wie auch Julia Retzlaff !) – also Traum-Maße. Muß man heute als Sportlerin bewusst auch eine gewisse Eitelkeit „ausstrahlen“ ?

Berit Kauffeldt: Also ehrlich gesagt, mache ich mir darüber „absolut“ keine Gedanken – höchstens, dass bei den Spielen die Zopfgummis zum Trikot „passen“ 😉 Ach, das Äußere sollte man ohnehin nicht in den Vordergrund stellen, denn letztendlich muß die Leistung stimmen. Optimal ist es natürlich, wenn beides stimmt !

Frage: Julia, neben den sportlichen Herausforderungen mit dem SSC bist Du auch Studentin für Hotel- und Tourismusmanagement. Denken Sie wirklich schon an das „Leben nach dem Volleyballsport“ oder ist dieses Studium auch Ausgleich zum Sport ?

Julia Retzlaff: Als ich – wie gerade Berit – das Abitur machte, habe ich mir manchmal gesagt: „Oh Gott, was tust du dir denn hier an … Die anderen haben nur ihren Volleyballsport und ich sitze noch über den Büchern !“. Aber das waren nur wenige schwache Momente. Ich habe letztendlich alles gut hinbekommen, alles „gepackt“. Nur Volleyball wäre mir zu einseitig gewesen.

Mein jetziges Studium könnte schon ein wichtiges Standbein, eine Investition für das Leben nach dem Volleyballsport sein. Aber bitte nicht vergessen: Als Spielerin des SSC hat man einen 8 Stunden Tag, das ist schon ein Vollzeit-Job, durch Training, Physiotherapie und Wettkampfeinsätze. Insbesondere an den Wochenenden ist man fast ständig unterwegs. Alles, was man dann noch zusätzlich schafft, ist eine Frage des Willens und der Power !

VolleyballFrage: Blickt man noch einmal zurück auf das olympische Frauen-Turnier in Peking, leider ohne deutsches Frauen-Team, so bestimmten Brasilianerinnen, Amerikanerinnen sowie Chinesinnen ziemlich eindeutig das Niveau. Wie ist Eure Meinung zur Zukunft des deutschen Frauen-Volleyballsportes ?

Berit Kauffeldt: Ich glaube, nein, ich bin fest davon überzeugt, dass es mit dem deutschen Volleyballsport aufwärts geht – gerade mit Blickrichtung London 2012.

Zwar hat der Volleyballsport hierzulande – medial – noch nicht den Stellenwert, wie z.B. in Italien, aber das Interesse nimmt zu. Sicherlich, die Brasilianerinnen oder Amerikanerinnen sind äußerst stark, die Kubanerinnen haben anscheinend „genetisch bedingt“ so eine hohe Sprungkraft, aber auch diese Teams spielen ja keinen Volleyballsport von „einem anderen Stern“.
London 2012 wird bestimmt auch in Deutschland neue volleyballsportliche Kräfte freisetzen.

VolleyballFrage: Der SSC ist eine richtige „Multi-Kulti-Truppe“, Spielerinnen aus Brasilien, den USA, Schwerin, Parchim, Berlin, usw. harmonieren eigentlich ganz gut. Wie ist es beim SSC um den „viel zitierten Teamgeist“ bestellt ?

Julia Retzlaff: Wir sind – und das ist nicht „Fassade“ – ein wirklich gutes Team, unternehmen miteinander ebenfalls viel außerhalb des Volleyball-Parketts. Besonders das „Menschliche“, das Miteinander stimmte in der Truppe 2008/09 sofort. Natürlich dauerte das Zusammenspiel auf dem Feld ein wenig länger, so 4 bis 5 Wochen brauchten wir, um spielerisch zu harmonieren.

Es kamen ja kurzfristig „ständig“ neue Spielerinnen hinzu, aber „unsere Brasilianerinnen“ kannten wir bereits und auch die anderen „Neuen“ wurden schnell integriert.

VolleyballFrage: Das Jahr 2008 nähert sich unaufhaltsam dem Ende. Was war für Sie der „besondere Augenblick 2008“ ? Welche Ziele visieren Sie 2009 an ?

Julia Retzlaff: Am 29.Dezember wollen wir auswärts gegen Dresden erfolgreich sein,der damit verbundene Einzug ins DVV-Pokal-Finale wäre mein Highlight 2008.

Berit Kauffeldt: Für mich war die Berufung in die Nationalmannschaft, das „Dabei sein“ beim Grand Prix das ganz große Highlight 2008. Dazu kommt der fünfte Rang bei den EM. Im nächsten Jahr steht dann die Qualifikation zur Junioren-WM und dann die WM an. Und mit dem SSC möchte ich selbstverständlich zudem erfolgreich sein.

M.Michels

VolleyballS t e c k b r i e f e
> Julia Retzlaff – Jahrgang 1987 – Geburtsort: Schwerin – Außenangreiferin – Größte Erfolge: deutsche Meisterin 2006, deutsche Pokalsiegerin 2006/07, Rang drei beim Top Teams Cup 2007

> Berit Kauffeldt – Jahrgang 1990 – Geburtsort: Parchim – Mittelblockerin – Größte Erfolge: Jugend-Europameisterin 2007, Rang eins bei der Junioren-WM-Qualifikation, deutsche Jugend-Meisterin

Impressionen aus Spielen des Schweriner SC 2008 (Saison 2007/08 und Saison 2008/09)

F.: Michels (6), P.Bohne (4)

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