Das war’s (noch lange nicht) – die Wahl in M-V 2011

SPD bleibt stärkste Kraft im Land

„Allens bliwwt bin ollen!“, war das Motto von Fritz Reuter. Und das nahmen sich die Wählerinnen und Wähler in M-V zur Wahl-Maxime und sorgten dafür, dass es so bleibt, wie es politisch ist. Der Favorit holte erneut „Gold“. Der politische Serien-Sieger seit 1998 bei Landtagswahlen in M-V heißt auch 2011 wieder SPD – mit rund 37 Prozent der Stimmen. Damit entschied sich die Mehrheit der an der Wahl berechtigten rund 1,4 Millionen Mecklenburger und Vorpommern, von denen nur rund 53 Prozent Prozent tatsächlich zur Wahl gingen, erneut für die Sozialdemokraten als stärkste politische Kraft.

Regierungschef Erwin Sellering und seine Mannschaft um das „S-Team“ mit Sozialministerin Manuela Schwesig an der Spitze kamen bei einer relativen Mehrheit der MV-Bürgerinnen und –Bürger deutlich besser an, als das „C-Team“ vom CDU-Spitzenkandidaten Lorenz Caffier, das auf rund 24 Prozent der Stimmen kam.

Das „Wahl-Kollektiv“ um den Linkspartei-Spitzenkandidaten Helmut Holter brachte es auf 17, Prozent. Da hatte man sich bei den Linken doch ein wenig mehr mehr erhofft.

Grenzenloser Jubel bei Bündnis`90/Die Grünen um die Spitzenkandidaten Silke Gajek und Jürgen Suhr, die mit rund 8,5 Prozent nach 21 Jahren endlich in das Schweriner Schloss einziehen können. Die einstige M-V-Regierungspartei FDP konnte nur 3 Prozent der Wählerinnen und Wähler von ihren politischen Zielen überzeugen und wird sich künftig das Schweriner Schloss nur von außen betrachten können.

Die NPD erhielt 5,5 Prozent (2006 7 Prozent) und ist wieder im Schloss Schwerin. Anscheinend hatte die konzertierte Aktion „Laut gegen Rechts“ am 2.9.2011 auf der Marstall-Halbinsel , welche die „Nazis aus dem Takt bringen wollte“ und von der Initiative „WIR. Erfolg braucht Vielfalt.“ veranstaltet wurde, nur mäßigen Erfolg. Viele junge Besucherinnen und Besucher hörten vor allem gute Musik, die politische Botschaft ging dabei zwar nicht unter, wurde auch von einigen Akteuren immer wieder betont, aber das Hauptinteresse des Publikums galt doch dem künstlerischen Können der Bands …

Von den anderen 12 Parteien, die auch zur Wahl standen, schaffte keine „den Sprung“ in den Landtag. Taktvoll wird dann hoffentlich der politische Umgang im Schweriner Schloss im neuen Landtag von M-V sein.

Wohin der „politische Sprung“ in Sachen „Künftige Koalition in M-V“ gelingt, stand am frühen Wahlabend (18.30 Uhr) noch nicht definitiv fest. Es reicht zu Rot-Rot, wie schon von 1998 bis 2006, aber auch zu Rot-Schwarz, wie bisher. Nach der Wahl ist vor der Wahl und bald werden wir wissen, wo wir in M-V „koalitionstechnisch“ landen werden.

Jubeln braucht jedoch keiner so richtig, setzt man die heutige tatsächliche Wählerschaft ins Verhältnis zu den Ergebnissen der einzelnen Parteien, so hat die SPD gerade mal rund 20 Prozent der Mecklenburger und Vorpommern überzeugt, die CDU rund 13 Prozent, die Linkspartei rund 9 Prozent, die Grünen rund 4 Prozent und die NPD rund 2,7 Prozent. Wer angesichts der geringen Wahlbeteiligung noch jubeln kann, der mag anscheinend „Pyrrhus-Siege“. Wie meinte schon der König von Epirus, Pyrrhus, 279 v.Chr. nach seinem zweifelhaften Erfolg über die Römer: „Noch so ein Sieg und wir sind verloren.“

Was war jedoch vorher …

Zurückgeblickt werden, muß dennoch. Viele Prognostiker glaubten schon vor der Wahl „alles“ zu wissen, wer gewinnt, wer nicht gewinnt, wer ankommt, wer abgeht oder wer am beliebtesten ist. Schon, das allein eine Suggestivfrage, die zu nichts führt, außer zum medial gewünschten Kandidaten. Dabei meinte schon der berühmte Orson Welles: „Beliebtheit sollte kein Maßstab für die Wahl von Politikern sein. Wenn es auf die Popularität ankäme, säßen Donald Duck und die Muppets längst im Senat.“ Oder im Landtag …

Nervend waren auch die „Show-Veranstaltungen“ vieler Politikerinnen und Politiker vor dem Urnengang. Mitunter hatte man den Eindruck, es ginge mehr um die perfekte Haar-Friseur, die perfekt gegelte Fön-Welle und darum, wer am breitesten lächeln kann. Hinzu die Unmengen an Wahl-Plakaten, mit der alle Parteien die schöne M-V-Landschaft verschandelten. Okay, wenn die Botschaften darauf stimmen und wirklich politisch „aufmuntern“, ist es in Ordnung.

Aber man soll nicht nur „meckern“. Angenehm in diesem Wahlkampf waren das Auftreten, der Umgangsstil und die Reden von z.B. Dorin Müthel-Brenncke, Silke Gajek und Helmut Holter. Während die Schweriner Unternehmerin Müthel-Brenncke einen natürlichen, sympathischen und beherzten Wahlkampf führte, konnte die KISS-Geschäftsführerin Gajek mit viel Pragmatismus bzw. Bodenhaftung Sympathie erlangen und Helmut Holter, der frühere Arbeitsminister, mit Kompetenz und Authentizität überzeugen.

Die „Richtigen“ …

Nun wurden die vermeintlich „Richtigen“ gewählt. Ob sie dann auch die richtige Richtung einschlagen werden, wird man nach den Koalitionsverhandlungen sehen. Schöne Randerscheinungen gab es neben den Landtagswahlen am 4.9.2011 in Schwerin. Beim Finale des Gartensommers 2011 im Schlossgarten wurden die Blumen für die Siegerinnen und Sieger gepflückt und beim 21. Winzerfest auf dem Marktplatz flossen zwar nicht „Milch und Honig“, so wie verbal in manchen Politiker-Reden, dafür aber bester Wein.

„In vino veritas“, im Wein ist die Wahrheit, heißt es so schön. Nachdem die Wahl-Sieger jubelnd ihren Wein zum Erfolg becherten und die Wahl-Verlierer ihren Frust damit runter spülten, hätte man gern noch den einen oder anderen Politiker vor die Kameras zitieren sollen. Aber die Kameras blieben beim „Danach“ aus. Kurt Tucholsky würde da trocken kommentieren: „Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt“.
Die Wahl ist aus. Nun lasst uns Taten sehen.

Auf die nächsten 5 Jahre …

Nachtrag: Ein eindeutiger Trend zum amtlichen Endergebnis wurde bei der ARD-Hochrechnung am Sonntag um 22 Uhr deutlich. Hier führt die SPD mit 35,6 Prozent vor der CDU mit 23,2 Prozent, der Linkspartei mit 18,3 Prozent, Bündnis`90/Die Grünen mit 8,4 Prozent, der NPD mit 6 Prozent und der FDP mit 2,8 Prozent. Damit gewannen die Sozialdemokraten zum vierten Mal bei einer Landtagswahl in M-V (1998, 2002, 2006, 2011), zweimal (1990/1994) waren sie auf Platz zwei. Die CDU wurde zum vierten Mal hintereinander zweitstärkste Kraft. Ihre beiden ersten Plätze datieren aus den Jahren 1990/1994. Die PDS, nun Linkspartei, wurde bei allen Landtagswahlen seit 1990 in M-V Dritter. Der am längsten agierende Regierungschef in M-V seit 1990 ist Dr.Harald Ringstorff (SPD), der von 1998 bis 2008 im Amt war.

M.Michels

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