Filme und Veranstaltungen „nonstop“ bis 9. Mai
Endlich geht es los. Das XX.Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern zieht Glanz, Glamour und Gloria in die Stadt. Jede Menge Filme, lange und kurze, innerhalb und außerhalb der Wettbewerbe, sehr gute und gute, werden gezeigt. Konzerte, Lesungen und Ausstellungen flankieren das Filmkunstfest auch 2010.
Der künstlerische Festival-Leiter Hasso Hartmann ist nicht dabei – gesundheitsbedingt. Der Mann, der das Festival seit vielen Jahren maßgeblich mit prägte. Natürlich nicht allein. Der sich vermeintliche Freunde, aber anscheinend auch „Nicht-Wohlgesonnene“ machte. Eben typisch für die deutsche Neid- und Missgunst-Republik Deutschland – das Land von immer weniger Schöngeistern, aber immer mehr Schönfärbern.
Wieder wird es am heutigen Abend die wohl bekannten, leider immer wieder zu langen Reden der Politiker geben, bei denen man den Eindruck haben könnte, eine Truppe Spitzen-Beamter habe einst das Festival aus der Taufe gehoben.
Zwischen Matti Geschonnecks Film „Boxhagener Platz“, der das diesjährige Filmkunstfest heute um ca. 20 Uhr eröffnen wird – sofern die genannten Vorträge der vermeintlich „Wichtigsten der Wichtigen“ nicht ausufern sollten – und dem Streifen „La Teta asustada – Eine Perle Ewigkeit“, der die sechs tollen (?) cineastischen Tage am 9.Mai um 20.00 Uhr beschließen wird, dürfte das Publikum, das nicht ständig nur nach Hollywood- oder Bollywood-Blockbustern lechzt, voll auf die Kosten kommen. Hoffentlich sind selbige, also die „Kosten“, nach dem Festival-Kassensturz nicht zu hoch.
Aber es kommen ja auch viele bekannte Gesichter in die Stadt: Michael Ballhaus, Hannelore Elsner, Knut Elstermann, Su Turhan, Jana Hensel, der Ehrenpreisträger in Lauerposition, Manfred Krug, hoffentlich in Begleitung von Brockmöller. Denn im „Tatort Schwerin“, der „Polizeiruf“ zog ja leider nach Rostock um, was die Sicherheit in der Stadt nicht gerade erhöhte, gibt es viel zu tun.
Tja, man muss nicht eine obligatorische Spass-Bremse sein, wenn man ein Filmkunstfest zum Anlass nimmt, allen inszenierten oder auch durchaus authentischen Jubel-Arien zum Trotze, auch auf die „Defizite“ in der Stadt zu verweisen.
In der Landeshauptstadt MV, in der die Kinderarmut so hoch ist wie nirgendwo sonst in Deutschland, sollten solche Festivals durchaus auch dazu dienen, um die Scheinwerfer nicht nur auf Stars und Starlets zu richten, sondern auch auf das „Leben neben dem CAPITOL“.
Denn dort geschieht ziemlich Trauriges, Skandalöses, mehr als Bedenkliches. Inzwischen lebt im „Mikrokosmos Schwerin“, der Stadt mit den herrlichen Seen, dem Märchen-Schloss und der unberührten Natur (Mal abgesehen von der hoffentlich 2011 beendeten Geschmacksverirrung am Marienplatz!), jedes dritte Kind in Armut. Offiziell. Die „Dunkelziffer“ könnte sogar noch höher liegen. Aber so ist das eben in einer Stadt, in der Festivals und Festspiele stattfinden, im Fokus ist eben das Positive. Das Negative ist halt etwas für Miese-Peters. Die immer meinen, dass das Glas nur halb leer ist. Aber wer hat heute schon noch Gläser.
Das Filmkunstfest schon. Auf dem Festival-Empfang im Festivalzelt im CAPITOL-Hof werden diese beim Eröffnungsempfang am 4.Mai bestimmt kräftig klirren.
Man kann sich auf die Schultern klopfen, was frau/man in den letzten zwanzig Jahren so alles erreichte. Die „Pioniere“ von einst sind wahrscheinlich nur noch in geringem Maße anwesend – nicht nur Hasso Hartmann wird fehlen. Aber Gemach. „The show must go on !“ Die Film-Karawane muß weiter ziehen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Aber hoffentlich hat diese auch ein wenig die Realität im Blick. Sechs Tage des wertvollen Filmes sind angesagt. Wenn sich Schwerin in den Festival-Tagen so präsentiert, wie es wirklich ist, ohne Potemkinsche Dörfer, dann wäre auch das XX. ein Gewinn für die Stadt.
Aber nun erst einmal Vorhang auf … Trotz allem – das XX.Filmkunstfest in Schwerin hat eine Chance verdient.
M.Michels
Foto: Das XX.Filmkunstfest „ist“ in der Stadt. mm
– Beginn des XX.Filmkunstfestes 2010: CAPITOL, Saal 1 – 19.00 Uhr Eröffnungsveranstaltung mit Moderatorin Dörthe Graner und den Studenten der Hochschule für Musik und Theater in Rostock sowie dem Film „Boxhagener Platz“
– Weitere Informationen: www.filmkunstfest-mv.de .
