Den regionalen Tennissport im Fokus

Zwischen Schwerin, Rostock und Usedom – Ein Rück- und Ausblick


In den letzten Monaten wurde international fast nonstop Tennis gespielt: Da waren vor allem die Grand Slam-Turniere Australian Open, French Open, Wimbledon Championships und US Open, zudem die ATP World Tour Finals, der Fed Cup (Frauen) und der Davis Cup (Herren). Aber auch abseits des Profisports wird den Tennisbällen vielerorts munter hinterhergejagt.

Wie das Tennis-Jahr in Mecklenburg-Vorpommern aussah, das verriet Thomas Oberwalder, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Tennisverband M-V, im Interview.

„Der Weg ist lang und steinig…“

Frage: Das Jahr geht peu-a-peu zu Ende. Wie lautet das Resümee aus M-V-Sicht?

Thomas Oberwalder: Ein Titel der deutschen Tennis-Damen im Fed-Cup hätte unserer Sportart sicherlich einen schönen Schub gegeben, von dem wir auch hier im Nordosten hätten profitieren können. Es hat nicht sollen sein.

Das Resümee für Mecklenburg-Vorpommern fällt leider relativ nüchtern aus. Zu den positiven Aspekten zählen neue und aufstrebende Turniere, die sogar Spieler aus dem Ausland anlocken, Achtungserfolge in Ländervergleichen im Jugendtennis sowie die Festigung der Aktivitäten im Jüngstentennis.
Ansonsten waren wir in den letzten zwölf Monaten eher damit beschäftigt, „Löcher zu flicken“. im Moment arbeiten wir an einem langfristigen Konzept, das den Tennisverband und seine Mitgliedsvereine auch in der öffentlichen Wahrnehmung stärken soll.

Vor allem im Bereich der Mitgliederzahlen müssen wir negativen Tendenzen – unter denen auch alle anderen Sportarten leiden – rechtzeitig entgegenwirken. Ein Blick auf die Altersstrukturen der Vereine lässt erahnen, dass hier in den kommenden Jahren viel Arbeit auf uns zu kommt.
Zusätzlich gilt es den Tennissport, als Breitensportart besser zu etablieren. Hier sind aber auch die Vereine gefordert. Eine gute Vernetzung der Vereine ist in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern nur schwer zu erreichen; hier liegt eines unserer ganz großen Probleme. Auch fehlen zwei, drei größere Sponsoren, die uns effektiv zur Unterstützung unserer Jugendarbeit weiterhelfen würden.

Es gibt also reichlich Probleme und Aufgaben anzugehen. Die Arbeit wird uns auch 2015 nicht ausgehen – zumindest was den Tennissport angeht.

Frage: Welche Vereine zählen Sie zu den leistungsstärksten in M-V? Wo sind die Bedingungen besonders gut?

Thomas Oberwalder: Die Frage ist schwierig zu beantworten. Im ganzen Land wird eifrig trainiert und gespielt. Wer auf die Ergebnisse bei den Turnieren und Meisterschaften schaut wird feststellen, dass die Sieger – egal, ob im Jugend-, Aktiven- oder Seniorentennis – aus allen Teilen unseres Bundeslandes kommen. Und das ist ein gutes Zeichen. Im Jugendtennis hat Neubrandenburg als Sitz des Nachwuchsleistungszentrums MV sicherlich die besten Voraussetzungen. Ein Ballungsraum wie Rostock hat natürlich auch bessere Grundvoraussetzungen, als abgelegene Regionen.

Frage: Wie ist es eigentlich um den Tennis-Nachwuchs im Nordosten bestellt?

Thomas Oberwalder: Den Anschluss an die anderen Bundesländer zu halten ist nicht leichter geworden. Auf Grund der geringen Mitgliederzahlen in MV und des somit fehlenden Budgets, haben wir keine Chance mit den mitgliederstarken Verbänden mitzuhalten. Andere Bundesländer schicken ihre Schülerauswahl zu Wettkämpfen nach Australien.

Wir in Mecklenburg-Vorpommern kratzen das Spritgeld zusammen, um einmal im Jahr unsere Kinder zu den Ländervergleichen in die alten Bundesländer zu schicken. Das ist ein ungleicher „Kampf“ und den Eltern unserer jungen Talente wird einiges abverlangt. Die Strecken zum Training sind oft lang – vor allem in den Wintermonaten.
Mit den Netzwerken und Strukturen in anderen Bundesländern können wir ganz einfach nicht mithalten. Auf Grund der geringen Anzahl an Vereinen und der großen Entfernungen ist ein leistungsorientiertes und vom Verband gefördertes Training einfach nicht flächendeckend anzubieten und zu finanzieren.

Junge Talente sind da und die Arbeit im Jüngstentennis trägt langsam Früchte, was die Ergebnisse der letzten Vergleiche mit anderen Bundesländern zeigen. Der Weg ist lang und steinig und auf die Schnelle werden wir keinen Tommy Haas oder eine Angelique Kerber aus dem Ärmel zaubern.

Aber wer das Feld von hinten aufrollen muss, kann sich über Erfolge doppelt freuen. Und ein paar Namen gibt es derzeit auch im Kinder- und Jugendtennis, die auf jeden Fall in ein paar Jahren auch ausserhalb Mecklenburg-Vorpommerns für Erfolge sorgen werden. Ich persönlich wünsche mir, dass die tolle Truppe, die sich derzeit ehrenamtlich um unseren Nachwuchs kümmert, so eifrig bei der Sache bleibt.

Frage: Welche Herausforderungen warten 2015 auf die Tennis-Enthusiasten in M-V?

Tennisplatz Schwerin - Austragungsort des erfolgreichen  ITF Senioren Turniers (Foto: M. Michels)Thomas Oberwalder: Die Möglichkeiten sich bei Turnieren zu erproben nehmen zu. Besonders erfreulich ist die Entwicklung im Bereich der Leistungsklassen-Turniere. Hier sind viele neue Tages-Turniere entstanden. Erfreulich ist die Entwicklung des – immer Anfang September ausgetragenen – ITF Senioren Turniers in Schwerin. Hier verzeichnen die Veranstalter um Werner Urbanek vom STC 1908 tolle Zuwachszahlen bei den Teilnehmern. Das Weltranglistenturnier wurde von der ITF auf Grade 4 hochgestuft – ein Beweis der guten Arbeit des Schweriner Clubs.

Hohen Bekanntheitsgrad und mittlerweile jährlich über 250 begeisterte Teilnehmer verzeichnen die Usedom Senior Open; das Turnier geht 2015 in die 9. Auflage. Und jeweils Anfang August lockt die Tennisanlage in Kühlungsborn zahlreiche Ranglistenspieler aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland an die Ostseeküste.
Einen neuen Highlight des Turnierkalenders bietet das von Charly Steeb organisierte ITF Future Turnier in der Tennis-Akademie im Land Fleesensee. Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung im Oktober diesen Jahres, wird es 2015 sicherlich eine Fortsetzung des mit 10.000 US-Dollar dotierten Weltranglistenturniers geben, das junge Talente aus der ganzen Welt nach Mecklenburg-Vorpommern zieht.

Im Breitensportbereich richtet der SC Ostseebad Boltenhagen schon traditionell Ende Juli ein Beachtennis-Turnier aus, das fester Bestandteil des Tenniskalenders ist und sich großer Beliebtheit erfreut. Es ist also für alle Tennisfreunde etwas geboten.

Und so gut wie alle Tennisanlagen in MV stehen auch Nichtmitgliedern und Urlaubsgästen zum freien Spielen zur Verfügung.Wie jedes Jahr werden auch im April 2015 viele Vereine und Clubs ihre Anlagen zum Saisonstart unter dem Motto „Deutschland spielt Tennis“ allen Interessierten öffnen, um sich vorzustellen und neue Mitglieder für eine der schönsten Sportarten zu werben.

Vielen Dank und weiterhin bestes tennissportliches Engagement!
Die Fragen stellte Marko Michels

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