Der Rudersport im Fokus

Zwischen U23-WM in Amsterdam und WM in Bled – Schweriner Hannes Ocik mit U23-WM-Gold

Wieder einmal eine goldene Stunde für den Schweriner Rudersport. Bei den U 23-Weltmeisterschaften konnte Hannes Ocik mit seinen Team-Kollegen im Vierer ohne den Titel erobern und schrieb damit Schweriner Ruder-Geschichte fort.

Vor fast 50 Jahren gewann Manfred Schneider mit dem DDR-Achter in München 1972 hinter Neuseeland und den USA Bronze. Der Landeshauptstädter feiert am 9. Oktober seinen 70. Geburtstag. In Montreal 1976 konnte dann der 1953 in Schwerin geborene Michael Wolfgramm dann olympisches Gold mit dem DDR-Doppelvierer gewinnen.  Dort gab es auch Silber für Petra Boesler-Wach im Doppelzweier, die 1975 und 1977 zudem Weltmeisterin wurde. Heute betreibt sie eine physiotherapeutische Praxis in Schwerin.

Der 1965 in Schwerin geborene Steffen Zühlke saß 1988 im Bronze-Doppelvierer der DDR und danach ging es medaillenträchtig weiter. Dreifache Weltmeisterin wurde Sybille Schmidt im Doppelvierer von 1989 bis 1991. Sabine hatte auch „Bindungen“ zur Landeshauptstadt Schwerin.  Zudem holte sie den Olympiasieg 1992. 1992 gewann die Schwerinerin Anett Hohn mit Bronze im Vierer ohne zudem eine olympische Medaille. Anett Hohn erruderte von 1989 bis 1991 dreimal WM-Silber im Achter und auch „Landsfrau“ Birka Fengler wurde 1981 Vize-Weltmeisterin im Doppelvierer. Ein weiteres Highlight aus Schweriner Rudersicht war das WM-Gold im Achter durch Doreen Schnell.

Nun, anno 2011, erkämpfte Hannes Ocik nach Gold bei den Junioren-WM 2009 im Achter und Silber bei den U23-WM im Vierer mit seine dritte WM-Plakette.

Nachgefragt bei Hannes Ocik

„Auch für mich sind die Olympischen Spiele das große Ziel!“

Frage: Hannes, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum WM-Erfolg. Wie verlief der Wettkampf aus Deiner Sicht?

Hannes Ocik: Durch den starken Schiebewind und die schnelle Regattastrecke in Amsterdam war das Rudern nicht gerade eine leichte Sache …
So hatten wir im Vorlauf noch auf den letzten 500 Metern des Rennens zunächst das Nachsehen und Italien zog noch an uns vorbei. Doch genau diese Niederlage brachte dann die Wende …

Da wir im Vorjahr in Brest knapp unterlegen waren, wollten wir uns dieses Jahr nicht mehr von Italien schlagen lassen. Hoch motiviert gingen wir dann ins Halbfinale, das wir durch einen großen Kraftakt gewinnen konnten. Durch die vielen Rennen, die dieser Vierer in dieser Saison schon hatte – World Cup Hamburg, Deutsche Meisterschaften und internationale Regatten – wusste meine Boots-Trainerin Rita Hendes genau, an welchen „Schrauben“ sie drehen musste, um uns perfekt auf das Finale einzustimmen.

Mit den Erfahrungen aus dem Vorlauf, rudertechnischen Verbesserungen und Anpassungen an die schnellen Bedingungen entwickelte sich das Finale zu einem Zweikampf zwischen Deutschland und Italien. Wir wussten, dass wir uns über die ersten 1000 Meter eine Bootslänge erarbeiten und damit die im Endspurt starken Italiener auf Distanz halten können. So setzten wir unseren so genannten „Todes-Zehner“, das sind 10 Schläge mit erhöhter Schlagfrequenz, auf dem Mittelstück der Strecke und konnten unseren Vorsprung letztendlich bis ins Ziel verteidigen.

Frage: Wie sah die Vorbereitung auf die WM aus?

Hannes Ocik: Die Vorbereitungen begannen eigentlich schon im Herbst des letzen Jahres. Nachdem ich im letzten Jahr knapp an Gold vorbei „schrammte“, war der Fahrplan für mich für 2011 klar. Es sollte eine Medaille in einer olympischen Bootsklasse werden, am besten im Zweier oder Vierer.

Für dieses Ziel benötigte ich ein neues Boot, mit dem ich mich bei den nationalen Ausscheidungsrennen durchsetzen konnte. Hier fand ich durch die Ostseesparkasse Rostock einen starken Partner, der mich auf meinem Weg begleitet hat. Zusammen mit meinem Heimatverein, der Schweriner Rudergesellschaft, und der finanziellen Unterstützung der OSPA und weiterer Förderer wurde es möglich, ein neues Boot zu bekommen.

Neben 25 Trainingsstunden pro Woche, die vor allem auch an den Wochenenden stattfanden, hatte ich ja noch mein Abitur zum Abschluss zu bringen. Das war auch gerade wegen der erhöhten Wettkampfteilnahme und der Reiserei nicht immer einfach. So bin ich erstmals vor einer Wahnsinnskulisse in Frankfurt/M. bei einer Staffelregatta und in Hamburg bei meinem Weltcup-Debüt im Vierer an den Start gegangen. Die letzten drei Wochen vor den WM in Amsterdam waren wir dann im Trainingslager in Ratzeburg, wo es dann den „rudertechnischen Feinschliff“ gab.

Frage: Welches sind nun sportlich Deine nächsten Ziele?

Hannes Ocik:  Für mich, wie für jeden Sportler, sind die Olympischen Spiele das große sportliche Ziel. Aber darüber, ob das schon 2012 realistisch sein könnte, möchte ich im Moment nicht nachdenken. Ich werde jetzt erst einmal mit meiner Freundin Wiebke (Ruderin Wiebke Hein/Rostock – „Sport-Talent des Jahres 2010“ in M-V – Anm.d.Red.) Urlaub machen. Danach werde ich mich mit meinen Trainern zusammen setzten und die nächsten Schritte besprechen.

Frage:  Wie sieht Dein Leben neben dem Ruderboot aus? Hast Du spezielle Hobbies?

Hannes Ocik: Ja, schon, aber das Leben neben dem Ruderboot gab es in den vergangenen Wochen nur eingeschränkt. Neben gelegentlichen Angeltouren mit einem Freund auf der Ostsee bleibt mir keine Zeit für ein „zweites Hobby“. Kinobesuche, Freunde treffen, Musikhören usw. nutze ich ansonsten zum Abspannen.

Frage:  Wie beurteilst Du die Chancen der deutschen Boote bei den kommenden WM „der Reiferen“ in Bled?

Hannes Ocik: Ich glaube und hoffe, dass wir dieses Jahr bei den WM in Bled so einige Medaillen abgreifen werden. Gerade die beiden Doppelzweier mit Rostocker Beteiligung (Stefan Krüger und Marie-Luise Dräger!) haben meines Erachtens beste Chancen, ganz weit vorne zu landen. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes, der Männer-Achter wird bestimmt mit Gold nach Hause fahren. Des Weiteren hoffe ich, dass die Rostocker Riemen-Ruderer Felix Drahotta, Nadja Drygalla und Ulrike Sennewald für ihr Mühen und ihre Anstrengungen belohnt werden.

Deshalb wünsche ich allen Ruderern aus Mecklenburg-Vorpommern bei den anstehenden Weltmeisterschaften und Junioren-Weltmeisterschaften ganz viel Erfolg!

Dann weiterhin maximale Erfolge!

M. Michels

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