Der Speicher – zwischen Kabarett und FilmKunstFest

Maria Antonia Schmidt von „Chapeau Claque“ im Interview

Die Kulturstadt Schwerin steht in diesen Tagen in der Diskussion, ja zur Disposition. Es geht wieder einmal um den Schweriner Schuldenberg und dessen Folgen für die Zukunft der Stadt. Dabei werden Spar-Vorschläge gemacht, die schon deutlich an die kulturelle Substanz gehen, den Charakter Schwerins nicht gerade zum Vorteil verändern werden und nichts Gutes auch für die weitere kulturelle Förderung erahnen lassen.

Noch ist es aber nicht so weit. Noch gibt es durchaus vielfältige kulturelle Angebote. Davon konnte man sich auch im März überzeugen, ob bei den „Tagen der alten Musik“, bei neuen Ausstellungen im Schleswig-Holstein-Haus oder im Staatlichen Museum, bei Aufführungen sowie Konzerten im Konservatorium, bei „Ataraxia“, im Mecklenburgischen Staatstheater oder den städtischen Kirchen oder bei Veranstaltungen im Capitol, in der Sport- sowie Kongreßhalle, im Zoo oder im Speicher.

Gerade das soziokulturelle Zentrum, also der Speicher, lockte mit zahlreichen abwechslungsreichen Events im März. Und ähnlich ereignisreich werden die kommenden sieben Wochen – nicht nur wegen Ostern, dem 1. Mai oder dem Start in den Schweriner Kultur- und Gartensommer ab Anfang Mai.
Insgesamt gibt es zwischen Ende März und Mitte Mai fünfzehn Veranstaltungen im soziokulturellen Zentrum, angefangen von Balladen über Rock, Tango, Rock für Kinder, Klezmer, Jazz bis Kabarett. Auch eine gute Bekannte, Ulrike Hanitzsch, ist wieder zu Gast (25. April). Ein Highlight ist ebenfalls die dreißigste Comedy-Nacht am 11. April. Und dann „ruft“ schon das 24. FilmKunstFest in der Landeshauptstadt, wobei der Speicher einer der Veranstaltungsorte ist (Kurzfilm-Nacht am 9. Mai).

Ein Rückblick zum vergangenen März-Wochenende: Da nämlich gastierte die Erfurter Musik-Gruppe „Chapeau Claque“ im Speicher.

Chapeau Claque Frontfrau Maria Antonia Schmidt (Foto: Trisan Vostry)Im Interview mit Marko Michels resümmiert Front-Sängerin Maria Antonia Schmidt den Auftritt in Schwerin, spricht über ihre Band, weitere Ziele und die Wichtigkeit von kulturellen Angeboten.
 
„Eine vielseitige Kulturlandschaft ist der Garant für eine tolerante, weitsichtige und selbstbewusste Gesellschaft …“

Marko Michels: Maria, am 22. März hattet Ihr ein Konzert im Speicher in Schwerin. Wie lautet Euer Resümee zu diesem Konzert? Zufrieden mit Lokalität, Publikum und dem ganzen „Drumherum“…

Maria Antonia Schmidt: Das Konzert im Schweriner Speicher gehört ganz klar zu unseren Top-Drei-Konzert-Erlebnissen auf der „Eins Zwei Dinge“-Tour. Super schöne Lokation sowie ein warmherziges und euphorisches Publikum. Wir kommen gerne wieder!

MM: „Chapeau Claque“ gibt es seit acht Jahren. Wie verlief Eure Entwicklung? Wer hatte die Idee zur Gründung der Band?

MAS: Die ersten Chapeau Claque-Songs haben ihre Wurzeln noch in einem früheren Musik-Projekt von mir und meiner damals besten Freundin Julia Holzberger. Nachdem sich das so genannte „Zweiekkenkreis“-Duo auflöste, nahm jeder seine Songs mit und ich beschloss meine Liedersammlung zu erweitern und auf ein Album zu bringen.

Bei der Produktion im Ton-Studio lernte ich meinen jetzigen Schlagzeuger Jörg Wähner kennen und es war klar, dass wir die Musik live gemeinsam auf die Bühne bringen wollen. „Peu á peu“ kamen Gitarre, Bass und Tasten hinzu, und so wuchs Chapeau Claque allmählich zu einer fünfköpfigen Band zusammen. Nach wie vor schreibe ich die Songs und Texte, arrangiere die Musik -aber gemeinsam mit den Jungs.
Bei unserem letzten Album „Eins Zwei Dinge“ hat sogar überwiegend unser Pianist Peer Kleinschmidt das musikalische Arrangement übernommen. Die ersten drei Alben wurden unter dem Indielabel UNA Music veröffentlicht.

Für das vierte Studio-Album beschlossen wir, „die Ruder“  und die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Dafür haben wir nicht nur ein eigenes Labels mit dem Namen „chapeau3000“ gegründet, sondern auch eine umfangreiche Crowdfunding-Aktion gestartet, die uns ermöglichte, die neue Platte unabhängig zu finanzieren.

MM: Ihr stammt aus der thüringischen Landeshauptstadt. Habt Ihr in Erfurt gute Bedingungen für Euer musikalisches Schaffen?

MAS: Es gibt eine sehr lebendige Musikszene in Erfurt und Thüringen. Bekannte Namen wie Clueso, Northern Lite oder Alin Coen haben alle hier ihre musikalischen Wurzeln. Zahlreiche talentierte Musiker tummeln sich ebenfalls an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar. Sicherlich spielt aber auch die Nähe und Übersichtlichkeit von Erfurt, Jena und Weimar eine Rolle, die die Künstlerszene der Region zusammen führt.  Und selbstverständlich inspiriert die wunderschöne Natur obendrein.

MM: Welche Ambitionen und Ziele habt Ihr noch? … Seit 2007 erschienen von Euch vier Alben, zuletzt, im Oktober 2013, „Eins Zwei Dinge“…

MAS: Wir haben in den letzten sieben Jahren vier Alben veröffentlicht. Das ist ein enormer kreativer Output, der neben meinem Studium an der Bauhaus Universität viel Zeit und Leidenschaft erfordert. Im April beginnt mein Masterstudium, und ich kann noch nicht abschätzen, wie viel Zeit für Songwriting und Touren tatsächlich bleibt.

Ich wünsche mir jedoch natürlich, dass die Musik ihren Platz behalten kann und wir bestenfalls für ein weiteres Album einen starken Partner finden, der Chapeau Claque anschieben könnte.

MM: Für alle, die Euer Konzert in Schwerin verpassten: Wo werdet Ihr demnächst auftreten?

MAS: Am Samstag gibt es in Erfurt das finale Tour-Konzert! Das wird sicherlich sehr schön, denn es ist ja eine Art Heimspiel. Danach wird es erst einmal wieder ruhiger. Vielleicht wird es im Sommer ein paar Festivals  oder B-Termine im Herbst geben. Wenn man es genau wissen will, hat man am besten unsere Facebook- oder Website im Auge!

MM: Überall in Deutschland soll gespart werden – gerade auch im Kultur-Bereich… Wie wichtig ist für Dich persönlich Kultur, Maria?

MAS: Ohne Frage gehört Kultur und Kreativität zu den schönsten und bereicherndsten Errungenschaften der Gattung Mensch. Kultur ist vor allem wichtig, um uns im Alltag immer wieder neue Perspektiven auf die Welt zu eröffnen, sowohl unsere Sinne als auch unseren Geist am Laufen zu halten. Eine vielseitige Kulturlandschaft ist der Garant für eine tolerante, weitsichtige und selbstbewusste Gesellschaft.

MM: Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute!

Hier noch einige Termine für die kommenden sieben Wochen im „Speicher“:

Freitag, 28.03.2014 – 20 Uhr – Hannes Kreuziger – Balladen
Samstag, 29.03.2014 – 21 Uhr – Stone – Stones-Cover-Band
Donnerstag, 03.04.2014 – 20 Uhr – Cassie Taylor & Band – Rock
Freitag, 04.04.2014 – 20 Uhr – Las Sombras – Tango
Samstag, 05.04.2014 – 21 Uhr – Fools Garden – Pop/Rock
Montag, 07.04.2014 – 9.30 Uhr – RADAU! – für Kinder
Dienstag, 08.04.2014 – 9.30 Uhr  – RADAU! – für Kinder
Freitag, 11.04.2014 – 20 Uhr – 30. Comedy-Nacht – Comedy
Samstag, 12.04.2014 – 21 Uhr – Guru Guru – Krautrock
Mittwoch, 16.04.2014 – 20 Uhr – TRUDE träumt von Afrika – Percussion-Comedy
Donnerstag, 17.04.2014 – 20 Uhr – TRUDE träumt von Afrika – Percussion-Comedy
Freitag, 25.04.2014 – 20 Uhr – Ulrike Hanitzsch Band – Rock/Pop/Jazz
Samstag, 26.04.2014 – 20 Uhr – Red Manhole – Klezmer
Freitag, 02.05.2014 – 21 Uhr – Blues Horizon – Blues/Rock
Samstag, 03.05.2014 – 20 Uhr – Axel Pätz – Kabarett

Vom 6. Mai bis 11. Mai 2014 findet das 24. FilmKunstFest Schwerin statt, mit der Ehrenpreisträgerin Hanna Schygulla und mit der Kurzfilm-Nacht am 9. Mai im Speicher.

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