Deutsch-chinesische Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

Während auf Bundesebene ein schulmedizinischer und wissenschaftlicher Erfahrungsaustausch stattfindet, wird in M-V die Komplementärmedizin bevorzugt.

Berlin/Schwerin. 30 Jahre deutsch-chinesische Zusammenarbeit heißt es in Berlin. Mit einem Festakt – eröffnet von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit Anette Widmann-Mauz – wurde das 30-jährigen Bestehen der Kooperation gefeiert. Bereits am 16. Mai 1980 wurde in Peking das „Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Gesundheitswesens“ von beiden Staaten unterzeichnet.

„Mit dem Gesundheitsabkommen haben wir die Voraussetzungen für einen wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch in zahlreichen Bereichen von der medizinischen Versorgung über Strukturen und Finanzierungsformen von Gesundheitssystemen bis hin zu Aspekten der Qualitätssicherung in der Medizin, einem zeitgemäßen Management von Krankenhäusern und über neue Krankenhausfinanzierungsformen wie z.B. das deutsche Fallpauschalensystem geschaffen. Bei allen Unterschieden zwischen den Gesundheitssystemen unserer beiden Staaten gibt es vergleichbare Probleme: Ich nenne nur den demografischen Wandel, der alle Sozialsysteme vor enorme Herausforderungen stellt. Das gleiche gilt für Infektionskrankheiten. HIV/AIDS oder Grippeepidemien verlangen z.B. ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen“, so Widmann-Mauz.

Neben regelmäßigen Treffen von Regierungsdelegationen, die von Fachdiskussionen auf der administrativen Seite begleitet werden, wird der Erfahrungsaustausch u.a. über Klinikpartnerschaften, Workshops, Kurzseminare und gegenseitige Hospitationen von Fachleuten aus der Praxis organisiert.

Hingegen scheint das Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern eine ganz andere Auffassung vom Inhalt des Gesundheitswesens sowie medizinischer Versorgung zu vertreten.

In Schwerin fand sich unlängst die chinesische Delegation der Fujian Universität für traditionelle chinesische Medizin ein. Am 6. Oktober wurde zwischen der Fujian Universität und den Dr. Ebel Fachkliniken in Schwerin eine Vereinbarung für den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Rehabilitationsbereich – dabei geht es um den Aufbau einer Reha-Klinik als Pilotprojekt in Fujian – unterzeichnet.
„Die Kooperation mit der Universität von Fujian ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit in der Gesundheitswirtschaft über nationale Grenzen hinweg“, sagte die Gesundheitsministerin Manuela Schwesig bei der Vertragsunterzeichnung.

Es ist zu bedenken, dass die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit ihren verschiedenen Verfahren von wissenschaftlicher Seite, insbesondere der evidenzbasierten Medizin, bezüglich der therapeutischen Wirksamkeit vieler Behandlungsmethoden bestritten wird. Zudem widersprechen viele Annahmen der TCM naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und konnten durch bisherige prospektive und randomisierte Untersuchung nicht bestätigt werden. Einige empirisch belegte Wirkungen werden schlicht auf Placeboeffekte zurückgeführt.

Die Dr. Ebel Fachkliniken (mit 1.500 Mitarbeitern und 9 Standorten deutschlandweit), laut eigener Werbung mit dem Anspruch auf „höchste medizinische Qualität“, haben es ‚verstanden‘ mit verschiedensten Therapieformen aus Schul- und Alternativmedizin um Patienten zu buhlen. Anders ist es nicht zu verstehen, wenn gleichwohl wirksame Verfahren wie z.B. Dialyse (in Kooperation), Krankengymnastik oder Rheumathetrapie angeboten werden sowie Therapien ohne bisherigen Wirksamkeitsnachweis wie die Cranio-Sacral-Therapie, Akkupunktur oder die Osteopathie.

Das Gesundheitsministerium sollte sich eigentlich im klaren über den Stand der Medizin sein. Heilpraktiker und auf Alternativmedizin spezialisierte Privatkliniken dahingestellt – wenn sich mittlerweile schon Apotheker und Krankenkassen allerhand wissenschaftlich nicht begründete Behandlungsmethoden und „Arzneien“ ins Haus holen, muss ausgerechnet die Landesregierung nicht noch mitmischen. Das unterzeichnete Abkommen ist sicherlich ein gutes Beispiel für die internationale Zusammenarbeit in der Wirtschaft. Ob auch der Gesundheitswirtschaft ist fraglich.

Patrick Dettmann

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