Die Leichtathletik-WM 2009 in Berlin: Noch neun Tage bis zum Start

Vor 73 Jahren eroberte Jesse Owens die Herzen der Leichtathletik-Fans

BärIn Berlin beginnen in wenigen Tagen, ab 15.August, die 12.Leichtathletik-Weltmeisterschaften, an denen mit Ralf Bartels im Kugelstoßen, Julia Mächtig im Siebenkampf, Franka Dietzsch im Diskuswerfen (alle SC Neubrandenburg), Mark Frank im Speerwerfen und Ulrike Maisch (Ersatz) im Marathonlauf auch fünf Athletinnen und Athleten aus Vereinen in M-V teilnehmen werden.

SNUnter anderem werden auch die gebürtige Rostockerin Denise Hinrichs (Kugelstoßen), für die LG Wattenscheid startend, und die frühere Wahl-Rostockerin Jonna Tilgner (400 Meter-Hürden/4 x 400 Meter-Staffel), für den TuS Komet Arsten startend, aus „MV-Blickwinkel“ an den Welt-Titelkämpfen teilnehmen.

JMBerlin erwartet eine Sportveranstaltung der Superlative mit Athletinnen und Athleten aus mehr als 200 Ländern, die in 47 Disziplinen um 237 Medaillen wetteifern werden.
Vor 73 Jahren, bei den von den Nazis für ihre Propagandazwecke missbrauchten Olympischen Spielen 1936 in Berlin, erlebten die Leichtathletik-Wettbewerbe – sportlich betrachtet – eine Sternstunde.

In den damaligen 29 Disziplinen, wobei die Frauen mit nur 6 zufrieden gestellt wurden, gab es acht Weltrekorde und 20 olympische Rekorde.
Zwar konnten die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten ebenfalls zahlreiche Medaillen erkämpfen, aber die von den Nationalsozialisten erhoffte Dominanz der deutschen Sportler blieb aus. Statt dessen sicherten sich die Amerkanerinnen und Amerikaner den „Löwen-Anteil“ an den Leichtathletik-Wettkämpfen im Olympiastadion im „Reichssportfeld“.

Die Akzente während der olympischen Leichtathletik-Entscheidungen 1936 vom 2. bis 9.August setzten Jesse Owens, der Mann, der Adolf Hitler den Handschlag verweigert haben soll, und Helen Stephens.

Während Jesse Owens die 100 Meter (10,3 Sekunden), 200 Meter (20,7 Sekunden/Weltrekord), gemeinsam mit Ralph Metcalfe, Foy Draper und Frank Wykof die 4 x 100 Meter-Staffel (in 39,8 Sekunden/Weltrekord) sowie im Weitsprung (8,06 Meter) triumphierte – eine Leistung, die erst 1984 in Los Angeles durch Carl Lewis wiederholt wurde – war Helen Stephens über die 100 Meter und in der 4 x 100 Meter-Staffel erfolgreich.

In den technischen Disziplinen waren die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Klasse für sich. Im Kugelstoßen siegte Hans Woellke mit 16,20 Meter, im Hammerwerfen wurde Karl Hein mit 56,49 Meter Erster und im Speerwerfen ließ Gerhard Stöck mit 71,84 Meter den Finnen keine Chance. Auch bei den Frauen-Wettbewerben durften die deutschen Zuschauer jubeln: Gold gab es für Diskuswerferin Gisela Mauermayer mit 47,63 Metern und für Speerwerferin Tilly Fleischer mit 45,18 Metern.

Überhaupt erwies sich das deutsche Leichtathletik-Publikum anno 1936 als sachkundig, fair und würdigte auch die Leistungen der Starterinnen und Starter der anderen teilnehmenden Nationen. Insbesondere Jesse Owens war – zum Leidwesen der Nazis – der Liebling der Zuschauer.

Sehr zum Missfallen der Nazis gab auch der deutsche Weitspringer Luz Long, am Ende Zweiter,  Jesse Owens, dem späteren Olympiasieger, wichtige Tipps, wie dieser seinen Anlauf bzw. Absprung noch verbessern könnte, als dieser sichtliche Probleme mit der Anlage hatte.

So hatte Jesse Owens in der Weitsprung-Quali zwei ungültige Versuche und drohte auszuscheiden, dank der Tipps von Luz Long meisterte er jedoch erfolgreich den dritten Sprung, kam ins Finale und erkämpfte Gold. Long freute sich mit dem Amerikaner.
Die NS-Propaganda-Maschinerie vom „deutschen Herrenmenschen“ funktionierte im Sport eben nur bedingt.
Dafür wurden den Zuschauern hochklassige Leistungen geboten: Neben Jesse Owens (200 Meter und zweimal, in Quali und Finale mit der 4 x 100 Meter US-Staffel) stellten u.a. der Neuseeländer John Lovelock über 1500 Meter (3:47,8 Minuten), der Finne Volmari Iso-Hollo über 3000 Meter-Hindernis (9:03,8 Minuten), der Amerikaner Forrest Towns über 110 Meter-Hürden (Quali/14,1 Sekunden), der deutsche Hammerwerfer Karl Hein, der Japaner Naoto Tajima im Dreisprung (16,00 Meter) und der Zehnkämpfer Glenn Morris (USA / 7900 Punkte) neue Weltrekorde auf.

Eine Weltbestleistung erzielte der Brite Hector Whitlock über 50 Kilometer-Gehen (4:30:41,4 Stunden).
Die olympischen Goldmedaillen 1936 „teilten“ sich die USA (14), Deutschland (5), Finnland (3), Japan (2), Großbritannien (2), Neuseeland (1), , Italien (1) und Ungarn (1).
Die Goldmedaille im Marathonlauf gehört dabei eigentlich Korea, denn Sohn Kee-Chung musste unter „Kitei Son“ für Japan starten, da sein Land von Japan besetzt wurde.

Die Leichtathletik sorgte schon 1936 für Emotionen pur.

Das Berlin des Jahres 2009 ist glücklicherweise ein anderes als zwischen 1933 bis 1989 – eine Stadt, die pulsiert, alles andere als „vollkommen“ ist, nie zur Ruhe kommt, sich zwar für „arm, aber sexy“ hält, bewegt im Positiven wie Negativen, ein Ort der Gegensätze …

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin – bestimmt ein großes Berliner Sommer-Märchen zwar nicht mit Bällen, aber mit Spikes an den Füßen …

Karten für die Wettkämpfe vom 15. bis 23.August gibt es noch unter www.berlin2009.org

M.Michels

1.Das Berliner WM-Maskottchen startet zum Countdown … 2.Franka Dietzsch, hier 2007 bei einem Besuch in Schwerin, ist in Berlin auch dabei. Hoffentlich wieder in Hoch-Form … mm 3.Julia Mächtig möchte in Berlin ebenfalls überzeugen. mm

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