Die Schweriner Rudergesellschaft zwischen Vereinsjubiläum und Olympiaquali

Nachgefragt bei Christian Kohlhof


Schwerin und Rudern – das hat eine lange Tradition. So gründete sich bereits vor mehr als 140 Jahren die Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75. Und bis heute kamen gleich mehrere der hiesigen Athleten zu olympischen Medaillen-Ehren. Für die Erste sorgte der 1941 in Schwerin geborene Manfred Schneider 1972 in München. Mit 19 Jahren begann Manfred Schneider bei Dynamo Schwerin zu rudern, und war in den Anfangsjahren vor allem ein guter Einer-Ruderer. In München gewann er mit dem DDR-Achter dann Bronze.

1972 war auch der “Vierer mit Steuermann” mit dem gebürtigen Rostocker Reinhard Gust und dem gebürtigen Bützower Eckhard Martens (beide SC Dynamo Berlin, ihre Grundausbildung erhielten sie jedoch bei Dynamo Schwerin) erfolgreich, die Silbermedaille der Lohn. Auch vier Jahre später gab es Edelmetall … Dabei feierte Michael Wolfgramm einen olympischen Überraschungssieg. Der gebürtige Schweriner wurde relativ kurzfristig für den Doppelvierer nominiert und gewann “auf Anhieb” die Goldmedaille in Montreal. Danach gehörte er übrigens nie wieder einer DDR-Ruder-Auswahl bei internationalen Meisterschaften an. Dann dauerte es weitere 12 Jahre bis zum nächsten olympischen Edelmetall. Die Ruderer Steffen Zühlke, geboren in Schwerin, und Steffen Bogs, geboren in Rostock, ruderten 1988 in Seoul im bronzenen Doppelvierer.

Und für die vorerst letzten olympischen “Medaillen-Gefühle” sorgten 1992 in Barcelona Annette Hohn (“Vierer ohne” – Bronze) bzw. Thoralf Peters (“Vierer mit”: Silber). Die dreimalige Weltmeisterin Sybille Schmidt, die für Dynamo Schwerin über viele Jahre schöne Erfolge in den Kinder- und Jugendklassen einfuhr, erkämpfte `92 zusammen mit Birgit Peter, Kristina Mundt und Kerstin Müller im Doppelvierer 1992 sogar Olympia-Gold.
Für großartige Schweriner Ruder-Erfolge sorgte zuletzt Hannes Ocik. Der gebürtige Rostocker und dennoch Mitglied der Schweriner Rudergesellschaft, wurde 2013 Europameister und Vize-Weltmeister im Achter.

Wie die Schweriner Ruder-Ambitionen 2015 aussehen, das wollten wir von Christian Kohlhof, Pressesprecher der Schweriner Rudergesellschaft, wissen. Marko Michels hat nachgefragt.

„Rudersport in Mecklenburg-Vorpommern ist ohne Rostock genauso wenig denkbar wie ohne Schwerin…“

Marko Michels: Das Jahr 2015 ist ein wichtiges, weil ein vorolympisches… Welche sportlichen Ziele hat Ihr traditionsreicher Verein?

Christian Kohlhof: Die Schweriner Rudergesellschaft verfolgt ganz gespannt, ob unser Ruderer Hannes Ocik die Rückkehr in den Deutschland-Achter schafft. Zuletzt war Hannes ja mit seinem Lübecker Zweier-Partner Maximilian Munski in Leipzig erfolgreich. Da gab es sogar einen ersten Platz auf der Langstrecke. Und bei den Kleinboot-Meisterschaften haben sich die beiden mit einem zweiten Platz ja ebenfalls für den Achter empfohlen. Entscheidend wird da ja möglicherweise die WM im Sommer in Frankreich. Außerdem drücken wir Finn Knüppel die Daumen, auch der hat Aussichten auf gute Erfolge.

Abseits vom Leistungssport: Bei der SRG beginnt an diesem Mittwoch der nächste Anfängerkurs. Über 30 Männer und Frauen haben sich angemeldet. Wir freuen uns über dieses Interesse, das ist seit Jahren ungebrochen. Und wir freuen uns zudem über jeden, der auf den Schweriner Gewässern das Rudern für sich entdeckt und bei uns Mitglied bleibt – nicht nur als Trainingsruderer.

In unserem Verein spielt der Breitensport eine ebenso große Rolle. Darum hoffen wir nicht nur, dass das Jahr noch viele schöne Tages- und Wanderfahrten bietet, sondern dass wir auch mit voll beladenem Bootsanhänger zu Regatten wie „Quer durch Berlin“ oder zum Staffelrudern nach Hamburg fahren können. Bei der Dove-Elbe-Rallye waren wir ja gerade.

Im Verein läuft außerdem gerade eine große Spendenaktion. Die Schweriner Rudergesellschaft benötigt dringend einen neuen Gig-Achter. Von vielen Mitgliedern gibt es Spendenzusagen, wir haben schon über 10.000 Euro zusammen. Das ist ein schöner Erfolg. Aber so ein Achter mit Skulls und allem „Drum und Dran“ kostet weit mehr als das Doppelte. Natürlich haben wir auch in der Vereinskasse schon einen zusätzlichen Betrag einkalkuliert. Aber wir sammeln weiter Spenden.

Und dann gibt es ja auch noch unser Vereinsjubiläum. Das doppelte Gründungsjahr bietet die Gelegenheit, auch in diesem Herbst 140 Jahre SRG noch mal genau so groß zu feiern wie im vergangenen Oktober.

MM: Hannes Ocik sorgte gerade 2013 für große Erfolge. Was zeichnet Hannes aus Ihrer Sicht aus?

CK: Hannes sagt seit Jahren: „Mein Ziel ist Olympia. Ich will in Rio im Achter sitzen“. Diese Zielstrebigkeit finden im Verein viele ebenso beeindruckend wie berechtigt. Über Hannes‘ Leistungen haben wir ja schon gesprochen. Und zwischen allen Trainingseinheiten und Trainingslagern nimmt er immer wieder Kontakt zum Verein auf. Meldet sich, schaut mal vorbei, postet etwas auf unserer Facebook-Seite. Hannes nimmt Anteil am Vereinsleben – man spürt da eine gewisse Dankbarkeit für die Unterstützung, die ihm die Schweriner Rudergesellschaft bietet. Und haben Sie ihn mal rudern sehen? Beeindruckend!

MM: Und wie sieht es beim Schweriner Ruder-Nachwuchs aus?

CK: Jeden Nachmittag ist bei uns auf dem Bootsplatz „High-Life in Tüten“. Unser Trainer Joachim Dreifke betreut eine sehr lebhafte und ehrgeizige Kinder- und Jugendabteilung. Manchmal habe ich den Eindruck, da geht alles an Booten aufs Wasser, was wir haben. Die nächste Regatta ist übrigens am Sonnabend, 3. Mai, in Lübeck auf der Wakenitz. Da fahren gut 20 Mädchen, Jungen und Junioren hin.

Mitte Mai ist dann die große Regatta in Rüdersdorf. Auf der Langstrecke in Kessin hat unser Rudernachwuchs drei erste Plätze errudert. Das macht nicht nur die jungen Sportlerinnen und Sportler stolz. Wenn Kinder und Eltern sich einmal das Rudertraining anschauen wollen: dienstags und donnerstags ist ab 16.00 Uhr Training für Kinder. Also am besten kurz vorher da sein – wenig später sind natürlich alle auf dem Wasser.

MM: Wie ist eigentlich das Verhältnis der Schweriner zur Rostocker Ruder-Fraktion?

CK: Rudersport in Mecklenburg-Vorpommern ist ohne Rostock genauso wenig denkbar wie ohne Schwerin. In den vergangenen Jahren haben immer wieder Schweriner Ruderinnen und Ruderer in Kessin trainiert. Wir hatten im vergangenen Jahr außerdem Besuch von Rostocker Wander-Ruderern. Es gibt also immer wieder Kontakte – und viele unserer gestandenen Mitglieder kennen auch die Rostocker Rudersportler.

MM: Vielen Dank

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