Doping im Sport – SVZ-Leserforum am 21. April

Ein Kommentar von Marko Michels


„Doping – die Geißel des Sports“ – unter diesem Titel wird am 21. April ein Leserforum bei der Schweriner Volkszeitung stattfinden. Durch den Abend leitet Ines Geipel, Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe-Vereine und frühere DDR-Sprinterin. Zudem soll der Film „Unterstützende Mittel – Das Trauma des DDR-Sports“ des NDR-Journalisten Andre Keil gezeigt werden. Laut Ankündigung ist aber ebenso die Doping-Praxis in Westdeutschland vor der „Wende“ Thema.

Doping in Ost und West

Die Geschichte des Hochleistungssportes in Ost wie West – das war eben auch eine Geschichte des Hochleistungsdopings – bei den einen ging es um „Marx“ (obwohl der sich angesichts dieser DDR-Realitäten wohl im Grabe umdreht), bei den anderen um „(D-)Mark“. Der Kampf der Systeme wurden mit allen „Mitteln“ geführt – gerade auch im Hochleistungssport.

Leider wurde die Doping-Diskussion nach 1990 ziemlich einseitig geführt, die DDR galt als „Hochburg des Doping“ und Deutschland-West stellte sich als „klinisch rein“ dar. So war es nicht, so ist es nicht und so wird es leider nicht sein. Denn: Wie heute hinlänglich bekannt, wurde im „Ostblock“ wie im „Westblock“ intensiv gedopt. Niemand, der sich ernsthaft mit der sporthistorisch-sportwissenschaftlichen Thematik beschäftigt, wird wohl noch vertreten wollen, dass die Ost-Schwimmerinnen, Ost-Leichtathleten oder Ost-Kraftsportlerinnen dopten, die werten Kolleginnen aus dem „Westen“ jedoch nicht.

Genau das wurde (und wird noch immer) seitens der Politik und einiger Medien vermittelt. War etwa in der Vergangenheit eine westdeutsche Sprintstaffel schneller als die vermeintlich „hoch gedopte“ aus Ostdeutschland, so wurde dieses damit begründet, dass die Trainingsmethodik – was immer das heißen mag – eine bessere „Qualität“ hatte. Da fehlt nur noch, die im Westteil Deutschlands bereits vor 1990 reichlich vorhandenen Bananen und leckeren (?) Schoko-Riegel als Grund für die bessere Schnelligkeit anzuführen…

Und was ist unter anderem mit den Schwimmern, Leichtathleten, Gewichthebern, Turnern oder Kraftsportlern aus Nordamerika, Westeuropa oder Ozeanien, die sich gegen die gedopten Ost-Athleten durchsetzten? Wie wir ebenfalls wissen, ging es dort auch nicht sauber zu.

Warum eigentlich Hochleistungssport?

Und was nach 1990 gelaufen ist, sieht man ja bei Marion Jones, Lance Armstrong & Co. … Nichts dazu gelernt! Sogar Pferde wurden und werden gedopt, auch das ist hinlänglich bekannt. Im Fußball spielten und spielen leistungsfördernde Substanzen zudem oftmals eine nicht untergewichtige Rolle.

Wozu braucht man eigentlich Hochleistungssport und Olympia?! Eigentlich gar nicht! Einige hingegen schon… Die Politiker brauchen „sportive Schlafschafe“, die die Leute vom Wesentlichen ablenken! Die Wirtschaft braucht schwimmende, reitende oder laufende Litfasssäulen! Und die Sekundärmedien brauchen ihre Schlagzeilen für die Auflage – und da machen sich der Sport und die sportlichen Emotionen immer gut…

Viele echte Sportfans interessiert dieser pseudo-sportive Nonsens ohnehin nicht mehr. Sie fühlen sich eher angewidert.

Sport als Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit, auch unter dem Gesichtspunkt des Wettstreits. Das wäre okay. So war es ursprünglich auch gedacht – von Coubertin und anderen. Sport aber als Beruf – das konnte nicht gut gehen.

Sport als Mittel zum Zweck

Neben Doping kamen anderen Faktoren hinzu – der politische und ökonomische Mißbrauch Olympias! Warum muss Olympia denn immer an anderen Orten stattfinden. In der Antike war stets Athen Austragungsort. Der Niedergang der antiken Spiele ging seinerzeit einher mit Betrug, Gier, Korruption und ausufernden Kosten… Wir sind also zurück in der Vergangenheit.

Wie meinte der bekannte Sportreporter Heinz-Florian Oertel 2008 in einem Interview: “ … Jedes Doping, ob im Sport, im Privaten oder im allgemein beruflichen Bereich, ist eine Katastrophe. Man sollte sein Leben natürlich verbringen – ohne „Zusatzstoffe“, die wahrlich nicht zu Glückseligkeit verhelfen. Dazu gehören irgendwelche Pillen ebenso wie Alkohol oder „Koks“, usw.. Das Problem im Sport ist: Es wurde schon in der Antike gedopt, in der frühen Neuzeit ebenso und der DDR-Sport lebte 40 Jahre, in denen leider ebenfalls – wie auch in anderen Regionen der Welt – gedopt wurde. Nur, seit 1990 wird „auf Teufel komm` raus“ zu den „Hilfsmitteln“, die keine sind, gegriffen. Es gibt immer neue Möglichkeiten, um die Leistung unerlaubt zu verbessern – doch das ist eben nicht nur im Sport so. Gier nach Geld, Gier nach Ruhm und Erfolg – das sind die gegenwärtigen Maxime und Motivationen. Ich werde jedenfalls immer ein Doping-Feind in allen gesellschaftlichen Bereichen bleiben! …“

Die Diskussionen um Doping und die Zukunft des Hochleistungssportes gehen also weiter. Hoffentlich wird das Gesprächsforum am 21. April nicht nur einseitig geführt werden…

Marko Michels

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