Durch die Zeiten in Schwerin

Drittes März-Wochenende 2011 zwischen Dinos und Theater-Theke

Im letzten Jahr feierte die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns ihren 850. Geburtstag – damals eine facettenreiche Rückschau mit Blick in die Gegenwart und auch ein wenig in die Zukunft. Schwerin präsentierte sich im Wandel der Zeiten.

Eine Zeitreise der besonderen Art durften – nicht nur – Schweriner Kultur- und Geschichtsinteressierte auch am dritten März-Wochenende machen.

Während im Zoo Schwerin Anfang März die Zweizehenfaultiere Nachwuchs bekamen, konnten auf dem Areal der Freilichtbühne das längst ausgestorbene Riesenfaultier noch einmal „vorgeführt“ werden. Als rekonstruiertes Modell natürlich … Weiter ist man wissenschaftlich bislang noch nicht.
Europas spektakulärste Dinosaurier-Erlebniswelt ist dabei noch bis zum 27. März zu Gast in der Landeshauptstadt. Am Schlossgarten werden rund 60 Dinosaurier und deren Nachfahren – vom T-Rex bis zum Stegosaurus, vom Mammut bis zum Säbelzahntiger – gezeigt.

Was dabei einzigartig ist?! Alle Modelle wurden unter wissenschaftlicher Mitarbeit und Anregung hergestellt. Also, eine sachkundige, lehrreiche Austellung für jüngere und reifere Dino-Fans, zumal auf informativen Schautafeln fundierte Informationen zu den einzelnen Exemplaren zu lesen sind. Seit dem 12. März sind die Dinosaurier in Schwerin zu besichtigen und zahlreiche Besucher fanden schon den Weg zum Dino-Areal am Schlossgarten.

Aber auch außerhalb des Schweriner „Dino-Parks“ gab es „Deja vu-Erlebnisse“. So gastierten Frank Schöbel und Chris Doerk, die ewig jungen Stars der 1960er Jahre, mit ihrer „hautnah“-Tournee im Capitol.

Bei der 9. TheaterThekenNacht hatten die gezählten 2.200 Schweriner und Nicht-Schweriner die Möglichkeit, ebenfalls auf einen besonderen kulturell-temporären Trip zu gehen. Hier konnten in 21 Lokalitäten jedoch keine ausgestorbenen Dinos, sondern „blutjunge“, engagierte und zukunftsorientierte Künstlerinnen und Künstler insbesondere des Mecklenburgischen Staatstheaters, allen voran „ABV-Mann“ Jochen Fahr, bewundert werden.

Von Rock bis Schauspiel, von Kabarett bis Musiktheater – kein „theatralischer“ Wunsch blieb unerfüllt.

Und das ist ja bei der großen Theater-Tradition von Schwerin ohnehin kein Wunder: Die Mecklenburgische Staatskapelle ist 448 Jahre jung, in Schwerin wurde 1753 von Conrad Ekhof die erste deutsche Schauspiel-Akademie gegründet und das Theater-Gebäude am Alten Garten weist zudem 125 Jahre auf.

Schwer nachzuvollziehen: Dennoch wird diese hochkarätige kulturelle Stätte immer wieder mit Kürzungsplänen „behelligt“. Vielleicht wollen manche Verantwortlichen in der Politik das erreichen, was mit den Dinos „vor ein paar Millionen Jahren“ passierte: Ein Aussterben – anno 2011 jedoch der Kultur.

Wenn Historie und Kultur in Schwerin „so richtig“ im Vordergrund steht, darf der Speicher nicht fehlen: Hier trat ein „putzmunterer Dino“, im besten positiven Sinne, auf. John Idan, die „Yardbirds“-Stimme, begeisterte das Publikum mit rockigen Songs. Wer jedoch eine große maritime Tradition „live“ miterleben wollte, war unweit von Schwerin, in Wismar, bestens aufgehoben. Dort, wo unter anderem bald der 800. Hafengeburtstag zelebriert wird – am Alten Hafen – begannen die Heringstage 2011.

So kulinarisch und kulturel gesättigt, konnten die Schweriner, die anderen Mecklenburger und ihre Gäste treffend seufzen: „MV tut gut!“. Den „Dinos“ dürfte es auf dem Areal am Schlossgarten ähnlich „gut“ gehen …

Leider ist das nicht überall so. Daran wurde auch am dritten März-Wochenende erinnert. In Rostock konzertierte Mayuko Miyata an der noch jungen, 1994 gegründeten Hochschule für Musik und Theater in Rostock zugunsten der unzähligen Opfer der Naturkatastrophen in Japan.

Marko Michels

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