Ein Holländer coacht die Damen vom SSC

Edwin Benne heißt der neue Cheftrainer Volleyball des Schweriner SC.

Der Ein-Jahres-Vertrag mit dem 43-jährigen Holländer ist unterschrieben. Die ersten Trainingseinheiten hat er mit der Mannschaft hinter sich gebracht. Die Mädels vom SSC staunten nicht schlecht, als der 2,08 Hüne vor ihnen stand. Furchteinflößend soll diese Größe aber nicht sein. Seine Art ist: „Ich bin ein harter Trainer aber fair. Ich bin kein Ungeheuer, das dauernd herumbrüllt, sondern ruhig ,offen und freundlich.“ Intensive Gespräche mit der Schweriner Teamleitung und schließlich der Ruf des Schweriner Volleyballs haben ihn bewogen, in Schwerin den Cheftrainerposten zu  übernehmen. „Allein die Geschichte des weithin bekannten Schweriner Vereins spricht für sich. Und auch Bekannte im Volleyballgeschäft überzeugten mich: Hier kannst du dich ausleben und machen, was dir vorschwebt.“ Und was schwebt ihm vor?  „Spitzenvolleyball in Schwerin, der die Zuschauer anzieht. Dazu gehören Kampfgeist, eine positive Einstellung, Offenheit, eine große Portion Ehrgeiz und Emotionen. Wir sind in der Aufbauphase einer neuen Mannschaft mit neuen Spielerinnen und einigen, die vorher nicht so zum Zuge gekommen sind. Das Trainergespann ist auch neu. Daher ist die neue Saison eine Herausforderung für alle.“ Bennes Wechsel nach Schwerin erfolgte wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking.

Er selber hatte mit den Oranjes noch als Spieler (Diagonal) an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul/Korea (5. Platz) und 1992 in Barcelona/Spanien (Silbermedaille) teilgenommen. Zur dritten Olympiade 1996 in Atlanta/USA, bei der die holländische Volleyball-Nationalmannschaft der Herren Olympiasieger wurde, reichte  es für Edwin nicht mehr. „Mit 31 Jahren war ich zwar nicht zu alt dafür aber eine länger währende Knieverletzung zwang mich zur Aufgabe meiner Spielerkarriere.
Außerdem wurden nach Barcelona in der holländischen Nationalmannschaft nahezu alle Positionen  von einem neuen Trainer neu besetzt.“ Von der deutschen National-Mannschaft der Volleyballer erwartet er in Peking mindestens das Weiterkommen in die zweite Runde. „Viele Male hat es nicht gereicht. Aber das Potenzial ist da. Die spielen alle in Spitzenvereinen des In- und Auslandes. Für das deutsche Team wird Peking der Anfang für weitere erfolgreiche Turniere sein.“ Soviele lange Kerls in einer Mannschaft, wie sie Holland einst hatte, gab es selten auf der Welt. „Holland ist eben das größte Volk der Welt“, scherzt Edwin. „Als ich noch spielte, hatten wir einen Zuspieler von 2,05 Körperlänge in der Mannschaft, auf Diagonal mich als 2,08-Mann. 2,14 m maß der Längste. Heute ist das nicht mehr so in Holland. Mehr Athletik ist ins Spiel gekommen.“ Und gerade darauf legt auch der Schweriner SC in der kommenden Saison großen Wert. Er verpflichtete den Athletiktrainer Michael Döring an der Seite von Edwin Benne.

382 Mal absolvierte der Volleyballstar Benne aus Holland Länderspiele im Trikot der Oranjes. Seine Karriere begann  früh im Ort, in dem er am 21. April 1965 geboren wurde: in Amersfoort bei Utrecht. „Mit 13 Jahren begann ich Volleyball zu spielen. Davor galt mein Interesse dem Fußball. Ich war groß und hatte ein gutes Ballgefühl. Das muss einigen Volleyball-Experten aufgefallen sein. Mit 15 spielte ich bereits in der Junioren-Nationalmannschaft meines Landes. Als Junior habe ich 70 Länderspiele auf meinem Konto.” Später zog es ihn immer wieder hinaus in die Welt. Vor allem nach Barcelona suchte er das Weite und tourte nach Italien (92/93), Frankreich (93/94), Japan (94/95), Türkei (95/96) und Deutschland (96/97). In jeder Saison wechselte er in ein anderes Profilager und lernte dabei nicht nur andere Spielweisen sondern auch andere Sprachen. Neben seiner Muttersprache Niederländisch ist er heute verhandlungssicher in Deutsch und Englisch und kann sich auch in Französisch und Italienisch gut verständigen.

Die Familie (Frau Elsje, die Töchter Bernou und Naomi sowie Sohn Nimo mussten immer mit. Überall zu Hause aber nirgends verwurzelt – ein Leben auf gepackten Koffern? „Unser Zuhause ist dort, wo wir gerade sind“, meint der Weltenbummler Edwin Benne. „Leben können wir überall. Wichtig ist, die eigene Identität zu behalten und sich anpassen zu können. Vielleicht hat das auch ein bisschen mit Holland zu tun.“ Die Trainerkarriere des Holländers begann im Jahre 1997. Damals übernahm er den Chefposten von AMVJ Amstelveen und trainierte ab 1999 die Mannschaft des Erstligisten Omniworld Volleyball Almere. 2002 dann verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Liechtenstein. In Vaduz baute er eine Volleyballschule auf und recht bald berief man ihn zum Chefcoach des Liechtensteiner Damen-Nationalteams im Volleyball. Jetzt ist er in Schwerin als Cheftrainer des SSC, bleibt aber zugleich Co-Trainer des niederländischen Damen-Nationalteams. Wo er und seine Familie eben sind, ist auch Holland.

Wolfgang Schmidt

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