Ein Olympiasieger läuft zum Speicher …

Dieter Baumann gastiert in Schwerin

Der Mann läuft. Der Mann lebt. Der Mann „lastet“ und er hat auch immer noch Lust. Und: Das alles macht ein laufendes Leben ja erst aus. Dieter Baumann, der Leichtathlet mit den zahlreichen internationalen Erfolgen und mit geistreichen Einwürfen zum aktuell gesellschaftlichen Geschehen, der sportlich betrachtet 1999 auf dubiose Weise ins Stolpern geriet, kommt in das soziokulturelle Zentrum der Landeshauptstadt Schwerin, den Speicher, am 24. Juni 2011.

Aber dieses Mal nicht als Läufer, sondern als Kabarettist zur Thematik „Laufen, Leben, Last und Lust“. Das verspricht auf jeden Fall einen Kultur-Abend, der nicht nur „läuferische“ Qualitäten hat, sondern vor allem auch die geistige und Lach-Muskulatur anregen wird.

Nachgefragt bei Dieter Baumann

„Geschichten ohne Botschaft – aber mit Witz …“

Frage: Kurz bevor der Schweriner Diskuswerfer Jürgen Schult 1988 in Seoul letzter DDR-Olympiasieger wurde, kamen Sie zu Olympia-Silber über 5.000 Meter – hinter dem Kenianer John Ngugi und vor dem Rostocker Hansjörg Kunze. Vier Jahre später gab es sogar Olympia-Gold vor fünf hoch favorisierten Afrikanern.

Wie war das seinerzeit 1988 und 1992 … Hatten Sie persönlich mit diesen Erfolgen gerechnet? Wie war eigentlich das deutsch-deutsche Sport-Verhältnis – kurz vor der Wende (1988 in Seoul) und dann vereint kurz nach der Wende (1992 in Barcelona)?

Dieter Baumann: 1988 war das Verhältnis natürlich schwierig. Ich hatte zu Hansjörg Kunze keinen Kontakt. Das war damals normal. Ein zu langer Händedruck bei der Siegerehrung wurde schon misstrauisch beobachtet. Ich freue mich umso mehr, dass wir nach der Wende Kontakt aufnehmen konnten und wir bis heute diesen Kontakt aufrecht erhalten konnten.

Frage: Sie selbst kamen auf dubiose Weise 1999 ins Straucheln. Ein umstrittener Doping-Befund wurde ermittelt. Wenn man aus einem solch extrem negativen Vorfall etwas Positives zu gewinnen vermag … Konnten Sie auf diese Weise zumindest feststellen, wer Ihre wahren Freunde und Unterstützer waren bzw. sind?

Dieter Baumann: Für mich war diese Zeit sehr schwierig und klar geht ohne Unterstützung aus dem Freundeskreis und dem nächsten Umfeld nichts mehr. Die Zeit ist ja auch schon wieder eine Weile her und für mich war es irgendwann wichtig, aus der Krise heraus wieder neue Dinge zu gestalten. Mit dem Blick in die Vergangenheit hemmt man sehr viel Energie und das wollte ich nicht. Freunde haben mir auf diesem Weg sehr geholfen.

Frage: Nun kommen Sie als Künstler, als Kabarettist, in die Landeshauptstadt M-V. Wie sind Sie eigentlich zum Kabarett gekommen?

Dieter Baumann: Dieses war eine lange Entwicklung. Früher habe ich sehr viele Vorträge gehalten. Über Motivation, über Training, die richtige Vorbereitung und so. Die Leute sind dann bei Power Point eingeschlafen. Immer wenn ich eine Geschichte erzählt habe, sind sie dann wieder aufgewacht. Da habe ich beschlossen, einfach nur noch Geschichten zu erzählen – ohne Botschaft aber mit Witz. Dadurch entstand das Kabarett.

Frage: Der Abend am 24. Juni in Schwerin umfasst die Thematik „Laufen, Leben, Last und Lust“. Was dürfen die interessierten Zuschauer erwarten?

Dieter Baumann: Es sind Geschichten aus meinem Läuferleben – Geschichten von den Freitzeiläufern, aber eben auch Geschichten, die Nicht-Läufer bewegen. Ich habe über 100 Auftritt hinter mir und muss sagen, jeder Abend entwickelt sich anders, immer haben wir – mein Publikum und ich rießigen Spaß und ich bin überzeugt, dies wir auch in Schwerin so sein.

Frage: Zurück zur Leichtathletik … Gerade fanden die Mannschafts-EM in Stockholm statt, Ende August gibt es dann die WM in Daegu. Wie beurteilen Sie das Leistungsniveau in der deutschen Leichtathletik? Die dominierenden Leichtathletik-Nationen, wie früher die DDR, die USA, die Sowjetunion oder die Bundesrepublik, scheint es ja nicht nur politisch mehr zu geben …

Dieter Baumann: So schlecht war das Abschneiden in Stockholm nicht. Was auffällig ist, dass wir die guten Ergebnisse fast ausschließlich in den technischen Disziplinen erzielen. Der Sprint und Lauf ist unsere Schwäche und daran muss man natürlich arbeiten.

Frage: In Kürze rollt auch der weltmeisterliche Frauen-Fußball in Deutschland. Ist dieses Ereignis auch etwas für Sie?

Dieter Baumann: Ich muss gestehen: Nein. Vielleicht aber springt der Funke über. Die ersten Spiele unsere Mannschaft werde ich mir auf jeden Fall anschauen. Wenn die Mädels gut spielen, dann wird das auf jeden Fall ein Selbst-Läufer!

Dann eine gute Anfahrt und einen erfolgreichen Abend in Schwerin!

M. Michels

Weitere Informationen unter: www.dieterbaumann.de

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