Ein unterhaltsames Scherbengericht

Der Prozess um Heinrich v. Kleists zertrümmerten Wasserkrug

In einem kleinen holländischen Dorf ist an diesem Morgen Gerichtstag. Die Kläger sind bereits zur Stelle, aber Dorfrichter Adam ist indisponiert. Dazu kommt die Schreckensnachricht, dass ein Revisor aus der Hauptstadt unterwegs ist, um die Kassen des alten Adam zu visitieren. Der zu verhandelnde Rechtsfall aber ist denkwürdig – es geht um einen Krug, zerbrochen zur nächtlicher Stunde in Evas Schlafkammer….

So beginnt die berühmteste aller deutschen Komödien, Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“.
Die Schweriner Schauspieler Ingrid Michalk-Wöhler und Ekkehard Hahn nehmen das Kleistjahr 2011 zum Anlass, das unterhaltsame Theaterstück vorzustellen, alle Rollen von zwei Schauspielern.

In diesem Monat, am einundzwanzigsten, ist es zweihundert Jahre her, dass sich der Dichter am Berliner Kleinen Wannsee erschoss, da sein „Leben das allerqualvollste war, das je ein Mensch geführt hat.“ Zunächst war er ja Soldat, preußischer Leutnant, und dann nichts mehr richtig. Aber aus diesem unglücklichen Leben erwuchs ein Werk, das ohne Beispiel ist in der Literatur und erst spät in seiner Bedeutung erkannt wurde.

In der szenischen Lesung in Schwerin tun die beiden Schauspieler ein Übriges: sie machen das Lustspiel vom „zerscherbten Wassertopf“ (Goethe) zum „Fall Dorfrichter Adam“. Der große Regisseur Rudolf Noelte, der ein Genauigkeitsfanatiker war, hat in dem Stück eine Reihe Ungereimtheiten entdeckt, die letztlich den gerissenen Dorfrichter Adam entlasten. Er kann eigentlich unmöglich der Krugzertrümmerer und sexuelle Erpresse Evas gewesen sein. Wer aber war dann in der Schlafkammer?

Das Schweriner Freilichtmuseum für Mecklenburgische Volkskunde setzt mit dieser Produktion seine in diesem Sommer begonnene Bemühungen um „Texte, die lebendig geblieben sind“ fort.
Zu erleben ist der „Zerbrochene Krug“ am Sonnabend, dem 19. November um 20 Uhr im Ataraxia-Saal, Arsenalstrasse 8, am Pfaffenteich.

Quelle: Mecklenburgisches Volkskundemuseum

Nach oben scrollen