Eine Goldene für die Landeshauptstadt

Boxsportler Peter Kadiru mit Erfolg in Nanjing


Die zweiten Olympischen Jugendspiele in Nanjing sind bereits wieder Geschichte. Aus deutscher Sicht gab es im offiziellen Programm der Spiele zwei Goldmedaillen durch Tim Ole Naske im Rudern und Schwerins Peter Kadiru im Boxsport. Dazu war der Neubrandenburger Merten Howe an der Goldmedaille des multinationalen Teams über 8 x 100 Meter beteiligt.

Für viel Freude in M-V sorgte insbesondere jedoch Faustkämpfer Peter Kadiru (BC Traktor Schwerin), der im Superschwergewicht Gold errang und dabei überzeugende Erfolge im Halbfinale über Mahammadali Tahirov (Aserbaidschan) und im Finale über Daramni Rock (USA) erreichte. Damit hat die Box-Hochburg Schwerin nach den olympischen Erfolgen bei den großen durch Jochen Bachfeld (1976 in Montreal), Andreas Zülow (1988 in Seoul) sowie Andreas Tews (1992 in Barcelona/alle SC Traktor Schwerin) nun auch einen Jugend-Olympiasieger.

Interview mit Peter Kadirus Trainer Christian Morales

„Es war ein grandioses Turnier …“

Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Goldenen von Peter! Wie bewerten Sie dessen Kämpfe in Nanjing? Was zeichnete Ihren Schützling dort aus?

Christian Morales: Man merkte Peter stets an, ab Turnier-Beginn, dass er hier nur ein Ziel hatte: Das Ding zu gewinnen! Und so ging er auch seine Kämpfe an. Der Aserbaidschaner im Halbfinale versuchte Peter am Anfang zu überraschen, was ihm jedoch nicht gelang. Peter drehte sofort auf und setzte den WM-Fünften sofort unter Druck. Bereits in Runde zwei war der Kampf durch technischen K.o. für Peter entschieden. So kam es dann zu dem Kampf, auf den wir seit knapp vier Monaten hintrainiert haben. Die Revanche gegen den amtierenden Weltmeister aus den USA. Bei der WM hatte Peter im Finale etwas umstritten knapp mit 2:1 Richterstimmen verloren, aber dieses Mal wollten wir es besser machen.

Dass es ein so klares 3:0 wird, hätte ich auch nicht gedacht, aber Peter machte von Beginn an Power, schlug viel mehr als noch im WM-Finale und setzte den Amerikaner so ständig unter Druck. Peter gewann alle drei Runden bei jedem Punktrichter. Wahnsinn. An dieser Stelle auch einen großen Dank an Michael Timm, der Peter am Ring in Nanjing betreute.

Frage: Wie war das Niveau des Box-Turnieres in Nanjing allgemein – bei den Jungen und bei den Mädchen? Welche Faustkämpferinnen und Faustkämpfer beeindruckten beim Turnier besonders?

Christian Morales: Das Niveau war grandios. Es hatten sich ja nur die Top Sechs der Welt, pro Gewichtsklasse, für dieses Turnier qualifizieren können. Von daher war ein hohes Niveau schon vorprogrammiert. Aber was dann gezeigt wurde, war schon Klasse. Man kann gar keinen richtig herausstellen, weil wirklich sehr viele, sehr stark waren. Der Amerikaner Stevenson in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogram, ein exzellenter Techniker, auch die beiden kubanischen Jugend-Olympiasieger in den Gewichtsklassen 56 Kilogramm und 91 Kilogramm, dazu „der 60er“ Kasache oder „der 75er“ Ukrainer. Alles super Boxer. Und dazu noch unser Junge.

Die Mädels waren auch stark. Man sieht eigentlich keinen Unterschied mehr zum Männer-Boxen. Alle Olympiasiegerinnen hätten jetzt schon das Zeug, bei den Frauen mitzuboxen.

Frage: Wie bewerten Sie Peters Perspektiven im Hinblick auf weitere, kommende Turniere – ebenfalls bei den „Reiferen“?

Christian Morales: Peter ist ein absoluter Rohdiamant. Er ist ja erst Ende Januar aus Hamburg nach Schwerin gekommen. Was für einen Leistungssprung er in der Zeit schon gemacht hat, ist unglaublich. Es macht Spaß diesen Diamanten tagtäglich zu schleifen und das Schöne ist, dass da noch so viel Potential ist. Er ist ja auch erst im ersten Jahr U19, von daher darf er im nächsten Jahr noch einmal in der gleichen Altersklasse starten. Er hat also noch etwas Zeit, um sich mit den Reiferen zu messen. Aber eines ist sicher: Er braucht sich nicht zu verstecken, wenn er bei ihnen ist.

Frage: Wie war ansonsten die Stimmung, die Organisation und die Unterkünfte vor Ort? Blieb Zeit, um sich auch andere Wettkämpfe anzuschauen? Es gab ja zudem in der Leichtathletik und im Triathlon einige Erfolgsmeldungen für M-V…

Christian Morales: Die Stimmung war fantastisch, einfach beeindruckend. Man hatte nicht nur einmal Gänsehaut. Alles war perfekt organisiert. Das olympische Dorf war ebenfalls überwältigend. So viele Athleten verschiedenster Kulturen friedlich zusammen zu sehen, war – gerade in der heutigen Zeit – einfach nur schön anzusehen.

Die Stimmung im deutschen Team war zudem Wahnsinn. Zu Peters Halbfinale und Finale waren fast einhundert Leute aus dem deutschen Team da und haben Peter lautstark angefeuert. Er selbst hat sich viele Wettbewerbe angeschaut. Er war dabei, als seine Zimmergenossen Bronze und Silber im Taekwondo gewonnen haben und schaute außerdem Basketball. Dazu haben wir hauptsächlich die Kampfsport-Wettbewerbe Judo und Ringen verfolgt. Uns hat natürlich auch gefreut, dass die anderen Athleten aus MV ebenfalls so erfolgreich waren.

Frage: Welchen Stellenwert haben Olympische Jugendspiele aus Ihrer Sicht?

Christian Morales: Einen sehr hohen. Einen ähnlichen wie bei den „Großen“. Es waren nur die besten Athleten in jeder Gewichtsklasse eingeladen. Ich denke, das spricht für sich. Dazu kommt, dass die Sportler schon mal das olympische Feeling bekommen, sehen wofür sie täglich trainieren. Ich bin davon überzeugt, dass man einige auch bei den „großen“ Spielen 2016 oder 2020 wiedersehen wird. Vielleicht ja auch Peter…

Vielen Dank
Die Fragen stellte Marko Michels

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