Interview mit Eishockey-Spielerin und WM-Vorbereiterin Franziska Wessely
Schwerin und Eishockey – ein NO GO ?! Irrtum. Mittlerweile Tradition ist das breitensportliche Eishockey-Turnier auf dem Alten Garten vor dem Mecklenburgischen Staatstheater, dem Staatlichen Museum und dem Schweriner Schloss jeweils Ende Dezember.
… Und natürlich wurden in der Landeshauptstadt M-V auch die olympische Eishockey-Turniere 2010 per TV verfolgt.
Kanada, das Mutterland des modernen Eishockey-Sportes, dominierte dabei die olympischen Turniere bei Damen und Herren in Vancouver. Gerade der Erfolg bei den Herren sorgte für sportliche Ekstase in ganz Kanada, nachdem die Ahornblätter zwar die Turniere zwischen 1920 und 1948 (Ausnahme 1936) beherrscht hatten, nach 1950 jedoch nur noch in Salt Lake City 2002 gewannen (8 Siege/14 Medaillen).
Die „Sbornaja“ war seit den 1950er Jahren zumindest bei Weltmeisterschaften und Olympia zu neuen Nr.1 avanciert, profitierte jedoch stets davon, dass die Kanadier zumeist nur mit Amateur- oder Nachwuchs-Teams bei den großen Wettbewerben vertreten waren. So gab es für die Sowjetunion (einschließlich GUS)/Russland insgesamt 8 Eishockey-Olympiasiege (12 Medaillen) bis 2006.
Nun, unter Trainer Mike Babcock, erfüllte sich der Gold-Traum auf heimischem Boden, obwohl man in der Vorrunde (gegen die Schweiz 3:2 nach Penaltyschießen, Niederlage gegen die USA mit 3:5) mehr Mühe als erhofft hatte. Doch die entscheidenden Spiele gegen Deutschland (8:2), gegen Russland (7:3), gegen die Slowakei (3:2, nach einer 3:0-Führung nach zwei Dritteln) und letztendlich im Finale gegen die USA (3:2 nach Verlängerung) auf imponierende Weise gewonnen.
Ähnlich imponierend und noch eindrucksvoller traten die Kanadierinnen im Frauen-Turnier auf. Hier gestaltete „Team Canada“ alle Spiele siegreich. Im Finale wurden die USA mit 2:0 bezwungen, die sich zuletzt zweimal den WM-Titel gesichert hatten. Besonders spielstark im Finale präsentierten sich „Young-Star“ Marie-Philip Poulin (18 Jahre) und Goalie Shannon Szabados, die alle Schüsse der US-Damen abwehrte. Zur wertvollsten Spielerin des Olympia-Turnieres wurde allerdings die Mittelstürmerin Meghan Agosta gekürt.
Das olympische All-Star-Team der Herren 2010 hatte übrigens folgende Aufstellung: Miller/USA – Rafalski/USA –Weber/Kanada – Parise/USA – Demitra/Slowakei – Toews/Kanada.
Der Held des gesamten Turniers dürfte aber dennoch der 22jährige Sidney Crosby aus Kanada sein, der das entscheidende 3:2 im Finale gegen die USA markierte.
Aber auch nach Olympia geht es in Sachen „Hockey auf dem Eis“ weiter. Zunächst findet vom 12.März bis 21.März im Rahmen der X.Paralympischen Winterspiele ein Sledge-Hockey-Turnier mit dem Teams aus Kanada, Italien, Norwegen, Schweden, den USA, Korea, Japan und Tschechien statt, wobei auch bei dieser Entscheidung die nordamerikanischen Mannschaften favorisiert sind.
Und: Vom 7.Mai 2010 bis 23.Mai 2010 findet die Eishockey-WM der Herren in Gelsenkirchen, Köln und in Mannheim statt.
Im Organisationskomitee ist auch Franziska Wessely vertreten, die selbst mit der deutschen Auswahl am Olympia-Turnier 2002 teilnahm und auch weiterhin beim SC Riessersee aktiv ist. Außerdem lebte die Bajuwarin ein Jahr in Kanada, arbeitete für den kanadischen Eishockey-Verband und spielte für die Calgary Hurricanes.
MV-Schlagzeilen befragte die junge Eishockey-Dame zu Ihrer Meinung über die Olympia-Turniere 2010, Olympia 2010 allgemein und die kommende Eishockey-WM
Frage: Frau Wessely, Winter-Olympia 2010, was waren für Sie die besonderen Momente ? Was bleibt für Sie nachhaltig im Gedächtnis ? Was und wer beeindruckte Sie ganz besonders ?
Franziska Wessely: Natürlich überschattete der Tod von Nodar Kumaritaschwili den Beginn der Spiele, doch die stilvolle Integration dieser Tragödie in die Eröffnungsfeier war sehr passend. Die Feier war wirklich sehr glanzvoll inszeniert und die Einbeziehung der First Nations von großer Bedeutung. Am meisten hat mich jedoch Magdalena Neuner fasziniert, mit Ihrer Leichtigkeit und Freude an Ihrer Sportart. Sie ist einfach ein sportliches Ausnahme-Talent, und sie hat sich jede Medaillen mehr als verdient.
Frage: Jede Spiele haben Ihre Stars ? Wem würden Sie diesen „Titel“ verleihen wollen ?
Franziska Wessely: Für ganz Canada ist das wohl Sidney Crosby. Das ausgerechnet Canadas Liebling das Tor in der Overtime schießt, das ist schon fast wie aus dem Märchen !
Frage: Ein Zuschauer-Magnet waren die Eishockey-Turniere bei Damen und Herren. Wie lauten Ihre Analysen zu den beiden Wettbewerben ? Wie ist Ihre Meinung zum Abschneiden der deutschen Mannschaft ?
Franziska Wessely: Das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Schweden war erstaunlich gut. Schade, dass diese Leistung in den weiteren Spielen nicht abgerufen werden konnte. Aber die Einstellung und die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist sehr gut und gibt Hoffnung für die „2010 IIHF WM“ im Mai in Deutschland.
Ansonsten: Das Traumergebnis mit Doppel-Gold für beide Teams aus Canada freut mich sehr, aber insbesondere für die Offiziellen rund um die Teams. Diese beiden Medaillen waren die Auszeichnung für harte Arbeit über viele Jahre!
Frage: Aus Ihrer Heimat waren viele Sportlerinnen und Sportler Teilnehmer und sehr erfolgreich. Über welchen Sieg, über welche Medaille eines „guten Bekannten“ oder einer „guten Bekannten“ aus der Nachbarschaft freuen Sie sich ganz innig ?
Franziska Wessely: Bronze für meine Freundin Anja Huber – das war echt Wahnsinn. Es freut mich sehr für sie. Aber auch Maria Riesch hat sich die Medaillen hart erarbeitet und in Garmisch-Partenkirchen ist jetzt eine Menge los! Für die Organisatoren der Ski WM 2011 und auch im Hinblick auf die Olympia Bewerbung München 2018, sind diese Erfolge natürlich „goldwert“.
Frage: Olympia 2010 ist Geschichte, die Winter-Paralympics mit einem Sledge-Hockey-Turnier folgen ab 12.März (bis 21.März) und dann sind schon bald die Eishockey-WM 2010. Wie laufen die „heißen Vorbereitungen“ zu den Titelkämpfen im Eishockey in Deutschland ?
Franziska Wessely: Jetzt haben wir noch circa 59 Tage bis zum Start der WM, eigentlich unglaublich nach zweieinhalb Jahren Vorbereitung. Aber unsere Arenen sind sehr gut vorbereitet und die Zusammenarbeit läuft außerordentlich gut. Im Moment liegen die Schwerpunkte bei der Akkreditierung, Volunteer-Einweisung, den Transportplänen und natürlich die detaillierte Ausstattung im Teambereich. Die PR-Abteilung kümmert sich verstärkt um die Werbe-Maßnahmen, offizielle Musik und die Gruppe der Botschafter, der u.a. Steffi Graf und Erich Kühnhackl angehören. Für das Ehrenkomitee konnten wir, neben unserem Schirmherr Bundespräsident Köhler, nun auch Frau Dr. Angela Merkel für uns gewinnen. Diese Zusage macht uns natürlich sehr stolz.
Der Ticketverkauf läuft auf jeden Fall gut, aber der Faktor „Finanzkrise“ geht auch an uns nicht spurlos vorüber. Es wurden noch ein paar Einzeltickets für die ausverkauften Spiele freigegeben, die man unter +49 621 18 19 0 333 oder über www.iihfworlds2010.com bestellen kann. Selbstverständlich kann man die Tickets auch direkt vor Ort in den Ticket Shops der „LANXESS Arena“ (Köln), „SAP ARENA“ (Mannheim) und der „VELTINS-Arena“ (Gelsenkirchen) erwerben.
Dann viel Glück und Erfolg mit Puck & Schläger sowie mit der WM-Vorbereitung !
Und nächstes Mal auch Schwerin als Austragungsort berücksichtigen !! Der Pfaffenteich – bestimmt bis Mai noch zugefroren – wäre als „Spielstätte“ ideal … 😉
Anmerkung: Franziska Wessely, geborene Reindl, ist die Tochter von Franz Reindl, Jahrgang 1954, der mit der bundesdeutschen Auswahl 1976 in Innsbruck sensationell Olympia-Bronze gewann und heute Sportdirektor beim Deutschen Eishockey-Bund bzw. Generalsekretär für die Durchführung der Eishockey-WM 2010 ist. Franziska, Jahrgang 1982, wohnt in Garmisch-Partenkirchen.
Marko Michels
Fotos:
1.-3.: Impressionen vom traditionellen Schweriner Eishockey-Turnier zum Jahreswechsel. Michels
2. Franziska Wessely im WM-Vorbereitungs-Outfit. (F.Wessely/privat, mit freundl. Genehmigung)
3. Franziska Wessely in gewohnter „Arbeitskleidung“, im Eishockey-Dress. (SC Riessersee/mit freundl. Genehmigung)
4. Nicht Franziska Wessely, sondern Eishockey-WM-Maskottchen Urmel.
5. Logo Vancouver 2010.
