Elternbeiträge sollten unabhängig sein

Einheitliche Regelung würde gleiche Chancen für Kinder schaffen

Schwerin (awo) • Auf keinem Gebiet gibt es in Deutschland größere regionale Unterschiede als bei den Betreuungskosten für Kinder. Grund dafür ist, dass die Zuständigkeit traditionell Ländersache ist. Eine Abkoppelung des Elternbeitrages von den prozentualen Festsetzungen wäre denkbar, wird aber nicht umgesetzt.

Familie Weissert bleibt trotz hoher Elternbeiträge in Schwerin (Foto: awo)In Schwerin teilen sich das Land, die Stadt und die Eltern die Betreuungskosten in Kita und Krippe nach einem fest ausgehandelten prozentualen Verhältnis. Wie hoch die Gesamtkosten ausfallen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie hoch sind die Betriebskosten, die Löhne, die Gebäudemiete und so weiter. Vor allem Geringverdiener sehen sich aufgrund der verhältnismäßig hohen Elternanteile an der Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten. Besonders dann, wenn eine Kindertagesstätte nach neuesten Bauauflagen und modernen Einrichtungskonzept saniert oder neugebaut wird.

Zwar gibt es für Eltern vom Land seit 2012 eine Ermäßigung von monatlich bis zu 100 Euro für Kinder unter 3 Jahren und bis zu 80 Euro für Kinder im letzten Jahr vor der Schule. Doch diese ist inzwischen durch steigende Löhne und Betriebskosten, welche wiederum auf die Elternbeiträge umgeschlagen wurden, nahezu aufgehoben.

Julia Weissert ist Mutter von zwei Kindern. Obwohl sie und ihr Mann Vollzeit arbeiten, bleibt aufgrund der hohen finanziellen Belastung am Ende des Monats nicht mehr viel übrig. „Wir zahlen rund 650 Euro für Betreuung und Essensgeld, dazu kommen Ausgaben für Kleidung, Schuhe und so weiter.” In Schwerin können Eltern eine Ermäßigung beziehungsweise Befreiung der Elternbeiträge beantragen. Familie Weissert erhielt allerdings vier Monate nach Antragstellung eine Absage. „Ausgaben wie Versicherungen oder die Altersvorsorge werden bei der Prüfung durch die Stadt nicht berücksichtigt, so waren unsere finanziellen Mittel anscheinend zu hoch für eine Ermäßigung.” Die Weisserts stammen eigentlich aus Frankfurt an der Oder und kamen nach Schwerin, weil sie hier bessere berufliche Perspektiven haben. Natürlich sind sie froh, in Arbeit zu sein, doch von den von der Politik geschaffenen Rahmenbedingungen für Eltern sind sie enttäuscht. In anderen Bundesländern sind die Elternbeiträge wesentlich geringer. Aus Sicht vieler Eltern, passen die unterschiedlichen Kitagebühren von Land zu Land nicht zum Anspruch eines Staates, der durch öffentlich finanzierte Bildung im ganzen Land gleiche Lebenschancen für seine Bürger schaffen will.

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