Schwerin am Ball
Schwerin war am Wochenende am Ball, im Ball und über den Bällen – und das alles mit wechselhaften Erfolgen.
Sportlich betrachtet durften die Fans der Traditionssporten der Landeshauptstadt mit zwei lachenden und einem weinenden Auge das Wochenende bestreiten: Die Volleyballerinnen des Schweriner SC siegten auswärts – standesgemäß – mit 3:0 gegen Aachen und verteidigten damit die Tabellenführung in der ersten Bundesliga, die Post-Handballer mussten hingegen auswärts eine knappe 23:25-Niederlage gegen das Dessauer Team einstecken.
Und besonders erfreulicher sportiver „Fakt“: Die Kämpfer mit „geballten Fäusten“ vom BSC Schwerin gewannen vor 500 Zuschauern in der Schweriner Volleyballhalle ihren Oberliga-Auftakt gegen Cottbus mit 14:10. Klasse, was in Sachen Amateur-Boxsport zur Zeit in Schwerin, aber auch in Wismar – allen finanziellen Widrigkeiten zum Trotz – geleistet wird. Da wirken dann irgendwelche „Champions-Nächte“ wie irreale Produkte ohne Wert.
Doch balltechnisch, mehr oder minder „grazil“, ging es auch beim „Ball des Sportes“ in Frankfurt/Main zu, wo Spitzensportler auf „große Kleine“ oder „kleine Große“ aus anderen gesellschaftlich wichtigen Bereichen trafen. Getanzt wurde aber auch auf den Partys der 59.Berlinale und nicht zuletzt beim „Ball des Mecklenburgischen Staatstheaters in Schwerin“, beim Theaterfest am 7.Februar.
Hier galt für die Leitungsträgerinnen und Leistungsträger, die sich zumindest selbst so sahen bzw. sehen, aus Politik, Kultur, Wirtschaft oder Unterhaltung wohl die Devise nach dem alten Kermit-Spruch eines „O.K.“-Songs: „Also, das Allerschönste, was wir tun können, ist: Tanzen !“. Wenn es dann mit dem Regieren genau so klappt, braucht man sich um die Zukunft der Stadt und des Landes keine Sorgen mehr zu machen.
Vielleicht ist das auch die richtige Antwort auf die „falschen Krisen“: Probleme werden einfach weggetanzt mit Sing-Sang und Musik ?! Aber eventuell war das Theaterfest in Schwerin nur die glamouröseste Demo seit dem Herbst 1989 … Es wird mit den Füßen abgestimmt und hier bedeutete es: „Wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen und tanzen, was das Zeug hält – und die Krisen weg.“. Es hätten allerdings noch einige Transparente angebracht werden müssen, z.B. „Macht das Staatstheater zum Krenz-Kontroll-Punkt !“, „Stasi raus – Champagner rein !“, „Dem Sozialismus und Kapitalismus keine Chance – wir wollen unseren Kaiser wieder !“ oder „Ackermann, Steinbrück, Gysi profitieren – wir die Orientierung verlieren !“.
Der Theater-Ball bewies aber auch, wie nützlich mitunter ein „Schutzschirm“ einer Regierung sein kann, vor allem, wenn man einen Platz unter diesem erwischt, und so die Krisen-Sorgen einfach wegfeiern kann. Man kann „unter sich“ bleiben und den „Pöbel“, das Fuß-Volk“ draußen lassen (obwohl man ja auch gewählter Vertreter des „Fuß-Volkes“ ist …)
Da sage aber noch jemand hiesige Politiker und Unternehmer ließen sich nicht inspirieren. „Schutzschilde aktivieren“ – das machten schon Captain Kirk mit seiner Enterprise oder Captain Sisko mit Deep Space Nine – gegen alle Feinde und Widrigkeiten im Universum, gegen Klingonen, Cardassianer, Romulaner oder das Dominion. Und was gegen das Dominion half, kann gegen oder besser für die Deutsche Bank nicht falsch sein … Darum „hoch den Humpen „– ganz festlich und theatralisch.
Beim Ball im Theater dabei waren auch (mindestens) zwei Größen der Schweriner Politik: Sozialministerin Manuela Schwesig und Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. Die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Schweriner SPD, seit mehr als vier Monaten im neuen Amte, und die seit 100 Tagen amtierende neue OB der Landesmetropole sollen dabei einen guten Eindruck gemacht haben.
Wenn sie nun auch in den nächsten 1000 Tagen zeigen und beweisen, dass sie nicht nur „Rhythmus im Blut“, sondern auch „Ideen im Kopf“ haben, dann könnte alles oder zumindest vieles tatsächlich besser werden – in der Stadt und im Land.
Wie würde ein früherer Bundeskanzler deren Amtszeit wahrscheinlich wohlwollend einschätzen: „Beide haben zumindest nicht viel falsch gemacht.“.
Wenn sie dann noch zumindest viel richtig machen, darf man dann „irgendwann“ wahrlich ausrufen: „Schwerin, jetzt freue `dir` !“.
Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun, packt es an – aber jetzt wirklich mit Power und Leidenschaft !!!
Tja, Leidenschaft – die würden man zur Zeit anderen Ball-Künstlern wünschen, für die zur Zeit keine bestellte Kapelle spielt: Was ist nur los mit den Kickern von Hansa Rostock ?
Wahrscheinlich das erste richtige (mentale) Opfer der Wirtschafts- und Finanzkrise – oder das beste Beispiel für jeden Psychiater, der dann noch meint: „Die Ursachen einer jeden Krise beginnen im Kopf !“. Obwohl ja Fußball eigentlich, wie der Name besagt, mit Bällen gespielt wird oder sollen demnächst weitere „Köpfe rollen“, beim FCH ?
Zumindest ließe sich feststellen, dass es beim FC Hansa dann am besten lief, als der Sport noch zum Sozialministerium M-V gehörte. Jetzt liegt der Ball im Innenministerium … Vielleicht sollten Manuela Schwesig und ihr Ministerium auch beim FC Hansa „wieder“ das „Ruder“ übernehmen, bevor die Hansa-Krise zur CDU-Krise – „dank“ des Innenministeriums M-V – ausartet. Bälle sind jedenfalls in der Dreescher Schwimmhalle vorhanden – sogar mit Palme …
Aber glücklicherweise versteht die neue Sozialministerium, von der u.a. die Palme letztendlich stammt, ja ein wenig Spass (und ist nicht schon auf der selbigen) – hoffe ich zumindest !
Auf eine nicht ballfreie Woche – Mittwoch ist ja schon wieder Länderspieltag, wenn Ballack & Co. auf Norwegen treffen !
M.Michels
PS: Einen gemeinsamen „Tanz“, natürlich nur „metapherhaft“, beschlossen die norddeutschen Kirchenleitungen. Stimmen die Synoden Mecklenburgs, Pommerns und Nordelbiens tatsächlich zu, wird die Nordkirche 2012 Realität – mit Schwerin als Sitz des gemeinsamen Landesbischofs … mm
F.: 1.Die Damen des SSC gewannen am Wochenende gegen Aachen 3:0 (mm/Archiv). / 2.Die Post-Handballer unterlagen hingegen knapp … (P.Bohne/Archiv). / 3.Die Amateur-Boxhochburgen im Land sind insbesondere Schwerin und Wismar (mm/Archv). / 4.Staatstheater Schwerin: Der Theaterball 2009 trotzte der Krise. (mm) / 5./6.In neuen Ämtern seit 2008: Manuela Schwesig und Angelika Gramkow. (PS) / 7.Junge Wismarer Kicker mit Tor-Instinkt – ein Vorbild für Hansa ? (mm/Archiv) / 8.Am Mittwoch geht es „fußballmäßig“ ins Fußball-„Vor“-WM-Jahr für die DFB-Auswahl (mm/Archiv).