Erfolg für die Volleyball-Hochburg Schwerin

Nach dem DVV-Pokal-Gewinn 2013 ist vor der erneuten Meisterschaft 2013 …

In der ersten Fußball-Bundesliga nebst DFB-Pokal läßt sich der FC Bayern München von nichts und niemandem aufhalten – in der ersten Frauen-Volleyball-Bundesliga sowie im DVV-Pokal machen es ihnen die Spielerinnen des Schweriner SC gleich.

In der Bundesliga gewannen sie fast alle Spiele, in der Champions League beeindruckten sie ebenfalls und nun holten am 3. März erneut den DVV-Pokal. Mit 3:0 (25:20, 25:20, 25:17) gewann das SSC-Team um Mannschaftskapitänin Denise Hanke klar, deutlich und völlig ungefährdet das Spiel gegen den VC Wiesbaden in knapp 80 Minuten und damit den „Pott“. Frenetisch angefeuert wurden sie von rund 1.200 mitgereisten Fans.

Für den Schweriner SC (bis 1990 SC Traktor Schwerin) gab es nach den DDR-Meistertiteln 1976, 1977, 1980, 1981, 1982, 1983 und 1984, die Deutschen Meister-Titel 1995, 1998, 2000, 2001, 2002, 2006, 2009, 2011 und 2012. Weiterhin Erfolge beim FDGB-Pokal in den Jahren 1981, 1982, 1988 und 1990, und DVV-Pokal-Triumphe in 2001, 2006, 2007 und 2012. Im Jahr 1975 gewannen die Schweriner Volleyballerinnen gar den Europapokal der Pokalsiegerinnen und drei Jahre später, 1978, den Europapokal der Landesmeisterinnen. Im März 2013 kam nun Titel/Pokal-Triumph Nr. 27 hinzu!

Nachgefragt bei Tanja Joachim, Jahrgang 1992, deutsche U 20-Meisterin 2009, Junioren-EM-Vierte 2010, deutsche Meisterin 2012 sowie deutsche Pokalsiegerin 2012 und 2013

„Wir sind eine tolle Truppe…“

Frage: Tanja, die SSC-Mädel präsentierten sich bereits in den Vorjahren glänzend, aber 2012/13 läuft es „wie am Schnürchen“… Worin sehen Sie die Ursachen für die SSC-Erfolge in der Bundesliga, im DVV-Pokal und in der Champions League?

Tanja Joachim: Unsere diesjährige Stärke ist, dass wir so gut wie keine Schwächen haben. Unsere Annahme ist ungemein stark und stabil, so dass wir als Zuspielerinnen die Bälle äußerst schnell und variabel verteilen können. Auch unsere Angreiferinnen auf den Außen- und Mittelposition sind hervorragend, sie können nicht nur treffsicher die Bälle schlagen, nein, sie haben auch viel Einfallsreichtum für Finten und für das Kombinationsspiel. Aber unsere Schnelligkeit ist letztendlich unser großes Plus.

Frage: Insbesondere in den Heimspielen der Champions League beeindruckte das SSC-Team. Welchen Stellenwert hatten für Sie persönlich die Spiele auf europäischer Bühne?

Tanja Joachim: Es ist immer ein tolles Gefühl, international spielen zu dürfen. Für einen Volleyball-Verein ist nun einmal die Champions League das sportliche Nonplusultra, mehr kann man gar nicht erreichen. Es ist die höchste internationale Vereins-Spielklasse. Daher ist die Teilnahme dort etwas ganz Besonderes. Zudem lernt man eine Menge dazu, da international noch einmal auf einem höheren Niveau gespielt, noch schneller agiert wird. Unsere Erfolge in der Vorrunde gegen namhafte Konkurrenz waren natürlich ein ganz tolles Erlebnis.

Frage: Am 3. März wurde nun das DVV-Pokal-Finale in Halle/Westfalen gegen Wiesbaden gewonnen. In der Bundesliga ist Schwerin zudem eine Macht. Ist der Meistertitel 2013 nur noch Formsache?

Tanja Joachim: In diesem Jahr waren wir die großen Favoritinnen, die unbedingt gewinnen „mussten“, was natürlich im Sport so ohnehin nicht gilt. Denn gerade Pokalspiele haben ihre „eigenen Gesetze“. Natürlich freue ich mich sehr, dass es unserem Team gelang, den Pokal erneut zu gewinnen – noch dazu relativ deutlich. Man darf dabei nicht übersehen: Der VC Wiesbaden hat in den ersten beiden Sätzen sehr gut mitgehalten und hatte sich bestens auf uns vorbereitet. Aber am Ende war es doch ein vom Ergebnis klares Resultat für uns.

Vielleicht wäre es auch für die Zuschauer noch spektakulärer gewesen, wenn es ein knapperes Ergebnis gegeben hätte – im letzten Jahr waren wir ja noch eher die Außenseiterinnen, die sich durchsetzten – aber für den SSC ist es ein ganz, ganz großer Erfolg.

Frage: Was ist eigentlich das Markenzeichen des SSC-Teams 2012/13?

Tanja Joachim: Der Teamgeist ist so gut wie nie zuvor. Wir Spielerinnen unternehmen auch viel neben dem volleyballsportlichen Parkett, das ganze Miteinander stimmt. Wir haben viel Spass am Volleyballsport und sind eine tolle Truppe. Auch der Nachwuchs erhält bei uns regelmäßig seine Chance. Es ist wichtig, die jungen Spielerinnen an das nationale und internationale Niveau heranzuführen. Tja, ansonsten ist unser Markenzeichen der einzigartige „Team-Spirit“!

Frage: Und für Sie persönlich … Welche sportlichen und beruflichen Ziele haben Sie?  … Olympia in Rio 2016? Sie selbst wurden ja im Olympia-Jahr 1992 geboren, als Brasilien Olympiasieger im Herren-Volleyball und Kuba Olympiasieger im Frauen-Volleyball wurden.

Tanja Joachim: Nach einigen Praktika im Schweriner Klinikum und im Schweriner Reha-Zentrum möchte ich noch in diesem Jahr mit meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnen. Sportlich möchte ich nun mit der Mannschaft den deutschen Meistertitel verteidigen und hoffe auch in der Saison 2013/14 auf Einsätze mit dem SSC-Team in der Champions League.

Selbstverständlich würde ich mich freuen, wenn ich auch einmal zu einem Lehrgang, zu Einsätzen mit der Nationalmannschaft berufen werden sollte, aber das ist noch ziemlich weit weg für mich.

Frage: Die EM-Endrunde 2013 findet im September in Deutschland statt. Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht diese internationale Meisterschaft für Deutschland, M-V und Schwerin?

Tanja Joachim: Schwerin bietet sich die einmalige Möglichkeit – nach der WM-Vorrunde 2002 – erneut als sehr guter Gastgeber eines internationalen Großereignisses im Frauen-Volleyballsport präsentieren zu können. Der Frauen-Volleyballsport hat ja noch längst nicht die Popularität wie der Fußballsport oder der Handballsport bei den Herren. Ich wünsche mir, dass viele Leute zu den Volleyball-Spielen kommen werden und sehen, wie attraktiv, wie begeisternd der Volleyballsport sein kann. Möglicherweise findet unsere Sportart hierzulande dadurch auch neue Fans.

Frage: Vorher findet in Rostock die EM im Wasserspringen statt. Haben Sie zum Wasserspringen eigentlich auch einen sportiven Bezug? Sie sind ja rank und schlank und eigentlich auch hervorragend für das Wasserspringen geeignet …

Tanja Joachim: Ich bin nicht unbedingt eine wasserbegeisterte Nixe, aber bade natürlich auch im Sommer gern. Ansonsten verfolge ich Wasserspringen, wie andere maritime Sportarten auch gern im TV. Ich komme ja aus einer sportbegeisterten Familie, die offen für alle Sportarten ist! Bestimmt werden die EM im Wasserspringen in Rostock ein ähnlich großer Erfolg wie die EM-Vorrunde im Frauen-Volleyballsport in Schwerin. Ich drücke dafür die Daumen!

Frage: Wie sieht eigentlich der Tagesablauf einer Tanja Joachim aus? Bleibt Zeit für Hobbys und zum Relaxen?

Tanja Joachim: Zurzeit – meine Ausbildung hat ja noch nicht begonnen – habe ich noch viel Zeit. Morgens geht es zum Training, mittags bleibt Zeit zum Ausruhen und Erledigen alltäglicher Dinge und abends bin ich dann wieder beim Trainieren. Ansonsten lese ich gern, treffe Freunde oder gehe ins Kino. Allerdings wird alles stressiger, wenn erst einmal meine Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnt.

Vielen Dank! Alles Gute weiterhin – sportlich, beruflich und persönlich!

Marko Michels

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