Erste Hilfe in der Kita Rasselbande in Sukow

Trösten ist das Wichtigste

Ein blutiger Ellenbogen, heftige Kopfschmerzen, Schwindelgefühl – der sechsjährige Nik ist mit dem Rad gestürzt und Kim, ebenfalls sechs Jahre alt, ist als erste am Unfallort. Aber was kann Kim tun? Antwort auf diese und viele Fragen mehr gibt Gerhard Fischer von den Johannitern derzeit in der Sukower Kita Rasselbande des Diakoniewerks Neues Ufer.
„Ersthelfer von morgen“, werden die Kinder in einem Kurs an drei Kitavormittagen.

Gerhard Fischer ist ein schmaler, drahtiger Mann, 59 Jahre ist er alt, Jahre, die man ihm nicht ansieht. Der pensionierte Lehrer sitzt auf einer kleinen roten Kiste, die angefüllt ist mit Verbandsmaterial – Pflastern, Mullbinden, Kompressen. Am Hemd von Gerhard Fischer hängt ein Namensschild mit dem roten Schriftzug der Johanniter. „Was macht Mama, wenn ihr Euch verletzt habt? Genau! Trösten ist das Wichtigste“, sagt er den acht Vorschulkindern der Kita Rasselbande zugewandt und die Kinder hängen an seinen Lippen. Nachdem Nik eher zögerlich das Trösten versucht hat, ist er beim Pflasterkleben ganz in seinem Element. In wenigen Sekunden ist von der mit Filzstift auf den Arm gemalten Wunde nichts mehr zu sehen.
In kleinen Rollenspielen und mit viel praktischen Übungen lernen die Kinder der Kita Rasselbande, wie sie Trost spenden, sie lernen, dass man Menschen direkt ansprechen muss, wenn man ihre Hilfe braucht und auch, wie man ein Pflaster und eine Mullbinde richtig auf die Wunde bringt.
„Kinder sind da sehr offen – sie haben noch nicht soviel Angst etwas falsch zu machen“, sagt Gerhard Fischer, „Kinder verstehen schnell, dass es das Wichtigste ist, Hilfe zu holen und in der Wartezeit für den Verletzten da zu sein.“ Hilfe zu holen werden sie am Donnerstag gemeinsam probieren. Dann wird Gerhard Fischer die Leitstelle sein und die Kinder dürfen mit einem echten Telefon anrufen und üben, einen Unfall richtig und mit allen nötigen Fakten zu melden.
Gerhard Fischer ist seit 2003 ehrenamtlicher Ausbilder für Erste Hilfe bei den Johannitern in Leezen, 2007 hat er eine Zusatzausbildung für die „Ersthelfer von morgen“ absolviert. „Als Lehrer habe ich ältere Schüler unterichtet und hatte immer etwas Respekt vor den Kleinen. Aber zu Unrecht, wie ich heute weiß: Es ist eine wichtige, eine schöne Arbeit mit den Kleinen, sie verstehen schnell, dass es vor allem darum geht zu handeln.“ Die jüngsten Kursteilnehmer sind wie hier in der Diakoniewerks-Kita fünf oder sechs Jahre alt – die ältesten gehen in die vierte Klasse einer Grundschule.
Gerhard Fischer und seine Kollegen kommen gern auch in andere Kindertagesstätten oder Grundschulen. Für einen geringen Unkostenbeitrag stehen sie den Kindern an drei Vormittagen mit ihrem Wissen zur Verfügung. Die Kinder bekommen Ersthelferhefte mit allen wichtigen Informationen in kindgerechten Darstellungen. Und damit auch die Eltern zu Hause wissen, dass ihre Kinder nun kleine Fachleute in Sachen Hilfe sind, gibts eine Urkunde zum Schluss. Die Telefonnummer für Fragen und eine Kursanmeldung bei den Johanitern in Leezen ist die 03866-462221 Kim hat inzwischen eine Mullbinde am Schienenbein. Auch das war Teil der praktischen Übungen. Aber Kim macht keine Anstalten, die Binde zu entfernen – sie hat noch einen zusätzlichen Nutzen der Ersthelferausbildung entdeckt: „Damit erschrecke ich heute nachmittag meine Mama“, sagt die Kleine und strahlt ihre Vorfreude Gerhard Fischer ins Gesicht.

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