SSC-Spielerin Berit Kauffeldt über die silberne EM und kommende Herausforderungen
Wow! Wer hätte das gedacht … Die deutschen Volleyball-Herren mußten bei ihrer EM in Österreich/Tschechien bereits nach der Vorrunde abreisen, die deutschen Damen stürmten hingegen bis ins EM-Finale und verloren dort sehr unglücklich mit 2:3. Sowohl bei den Herren als auch den Damen wurden die serbischen Teams Europameister. Das deutsche Frauen-Team kann, darf und sollte aber auch über Silber, die beste Platzierung seit 22 Jahren, sehr, sehr glücklich sein.
Im DVV-Team standen auch die aktuellen SSC-Spielerinnen Berit Kauffeldt und Lisa Thomsen.
Nachgefragt bei Berit Kauffeldt
„Olympia wäre das Größte!“
Frage: Ganz, ganz großen Glückwunsch zu EM-Silber. So kurz nach dem Finale … Wie ist die Gefühlslage ?! Es war ja ein irrer EM-Krimi gegen die Serbinnen!
Berit: Zunächst war schon ein wenig Enttäuschung da, denn wenn man im Finale steht und die Gegnerinnen so in Bedrängnis bringen kann, möchte man natürlich auch den Titel. Aber jetzt – einige Tage später – überwiegt eindeutig die Freude über das Erreichte. Wir hatten mit dem Final-Einzug vorher ja gar nicht gerechnet. Und die Vize-Europameisterschaft bedeutet ja auch die Teilnahme am Weltcup in Japan.
Frage: Berit, als Sie am 8. Juli 1990 zur Welt kamen, waren deutsche Teams relativ kurz vorher Europameisterinnen geworden (1983/1987 jeweils die DDR). Als sie ein Jahr wurden, gab es dann noch einmal Bronze für das vereinte deutsche Team und als 13-jährige konnten Sie den dritten Platz der DVV-Auswahl 2003, der vorerst letzten EM-Plakette, bewusst miterleben. Was bedeutet Ihnen diese Vize-Europameisterschaft? Sie waren ja schon Jugend-Europameisterin 2007 und U 20-Weltmeisterin 2009 …
Berit: Man kann die einzelnen Erfolge schwerlich miteinander vergleichen. Im Jugend- und Junioren-Bereich ist es ohnehin schneller möglich, einen Überraschungscoup zu erreichen. Sicherlich die U 20-WM, bei der ich ja viele Spielanteile hatte, war ein großer Erfolg. Aber diese EM, bei den „Großen“, toppt noch einmal alles, auch wenn ich faktisch mehr Ersatzspielerin war. Derartige Erfolge ist man ja in Deutschland im Volleyball gar nicht mehr gewohnt. Da bedeutet mir dieser Silber-Erfolg wirklich ungemein viel.
Frage: Die EM 2011 war sehr erfolgreich und sehr emotional aus deutscher Sicht. Wie war die Stimmung vor Ort – im Team, bei den Zuschauern? Wie bewerten Sie die Organisation, das ganze „Drumherum“? Blieb auch Zeit für Ausflüge oder sogar Disco-Besuche?
Berit: Die Stimmung war sehr, sehr gut. Bei den Serbien-Spielen, in der Vorrunde und im Finale, sorgten die Zuschauer für viel Begeisterung auf den Rängen. Bei den anderen Spielen war allerdings kaum Publikum in der Halle, ein paar treue Fans aus Deutschland unterstützten uns aber. Aber: Mir ist es offen gesagt auch egal, ob Tausende in der Halle sind oder nur ganz wenige. Es ändert damit nichts an der Bedeutung und Wichtigkeit einer EM-Partie. Das „Drumherum“, Hotel, Essen, Trainingsmöglichkeiten, war okay. Leider konnte ich das kulturelle Leben nicht genießen, mußte mich den Trainingseinheiten widmen.
Frage: Jetzt wartet der Bundesliga-Alltag. Fällt es schwer von der EM-Euphorie wieder auf den Bundesliga-Geschehen zurückzuschalten?
Berit: Nein, ich habe Schwerin – ehrlich gesagt – schon vermisst und freue mich, dass es in der Bundesliga los geht. Ich hatte schon richtig Lust, einmal wieder selbst zu kochen und mich nicht nur bewirten zu lassen. Der Bundesliga-Alltag hat auch sein Gutes!
Frage: Meisterschaft, DVV-Pokal und Champions League sowie bald der Weltcup – dazu Olympia vor Augen. Was sollten für Sie persönlich die kommenden Monate mit sich bringen?
Berit: Zunächst geht es ja am 30. Oktober mit dem Flieger nach Tokio zum Weltcup. Wir haben dann noch fünf Tage zur speziellen Vorbereitung. Ansonsten möchte ich in dieser Saison mit dem SSC endlich einmal ein DVV-Pokalfinale erreichen … Und Olympia 2012 in London wäre das Größte!
Dann alles Gute und großes Daumen drücken für Sie!
M. Michels