Falsche Tierliebe schadet Jungvögeln

Finger weg von scheinbar hilflosen Ästlingen – Jungvögel brauchen keine Hilfe

Den NABU Mecklenburg-Vorpommern erreichen derzeit täglich zahlreiche Anfragen von besorgten Tierfreunden, wie sie scheinbar verlassenen jungen Vögeln helfen sollen. Der NABU rät: Finger weg, denn hilflos wirkende Jungvögel aufzunehmen ist falsch verstandene Tierliebe. „Es schadet den Tieren sogar mehr, als dass es ihnen hilft“, so NABU-Naturschutzreferent Ulf Bähker. „Die herzzerreißenden Rufe der Jungvögel, die derzeit scheinbar verlassen in den Wiesen sitzen, sind keine Hilfeschreie, sondern Bettelrufe“, erklärt Bähker. Mit diesen halten die jungen Vögel Kontakt zu ihren Eltern. Vogeljunge verlassen oft schon halbflügge das Nest, bleiben aber noch einige Tage in dessen Umfeld. Sie werden dabei weiter von den Eltern versorgt und sollten deshalb unbedingt an Ort und Stelle gelassen werden. Greift der Mensch in diese sensible Phase ein und nimmt das Jungtier mit, unterbricht dies die Bindung zwischen Alt- und Jungvogel.

Bei vielen heimischen Vogelarten läuft derzeit die so genannte Ästlingsphase der Jungen. In diesem Zeitraum sind die Jungvögel noch nicht voll flugfähig, hüpfen aber bereits außerhalb des Nests herum. „Viele Tierfreunde glauben, rufende Jungvögel seien aus dem Nest gefallen und hilflos und müssten deshalb in menschliche Obhut genommen werden. Das ist aber ein folgenschwerer Irrtum“, weiß Ulf Bähker. Die jungen Amseln, Meisen und Sperlinge sind in den meisten Fällen besser dort aufgehoben, wo sie gefunden wurden. Tatsächliche Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn nach zwei bis drei Stunden immer noch keine Altvögel in seiner Nähe zu sehen sind. Ein kurz aufgenommener Jungvogel kann ohne Probleme bei Gefahr durch Katzen oder Verkehr wieder zurück in eine Astgabel am Fundort oder sogar ins Nest zurückgesetzt werden. Anders als bei Säugetieren nehmen Vogeleltern ihre Brut auch nach einer kurzen Berührung durch den Menschen wieder an.

Der NABU stellt klar: Jungvögel sind Wildtiere, ihnen darf nur im echten Notfall geholfen werden. Ansonsten ist dies ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz. Als Haustiere sind sie keinesfalls geeignet und die Chance für eine erfolgreiche Aufzucht in menschlicher Obhut ist sehr gering. Wer Hauskatzen besitzt und trotzdem Vogelkinder in seinem Garten haben will, sollte seinen Stubentiger für ein paar Tage zumindest morgens und abends im Haus halten.
Quelle: NABU

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