Schwerin (KKH) – Fußballer tragen schwarze Streifen über der Wadenmuskulatur, Handballspieler nutzen blaue im Nacken und Tennis-Profis grüne am Schultergelenk – bunte Pflaster, Kinesio-Tapes genannt, zieren nicht nur Profi-Sportler, wenn sie verletzungsbedingt spezielle Muskelgruppen stimulieren wollen. Inzwischen gibt es die klebenden Streifen aus Baumwolle in Drogeriemärkten, Apotheken und im Online-Handel auch für Jedermann zur Selbst-Anwendung zu kaufen. „Wer seine Schmerzen mit diesen Pflastern selbst behandeln möchte, sollte sich im Vorfeld jedoch über die korrekte Handhabung und den Zweck des Tapens informieren, um den gewünschten Effekt zu erzielen“, rät Ronny Schomann vom KKH-Serviceteam in Schwerin.
Denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie und wofür die Tapes zum Einsatz kommen. Je nachdem, ob die Bänder mit Zug oder nur mäßig gestrafft werden, kommt es zur An- oder Entspannung der entsprechenden Muskelpartien. Auch die Art der Klebetechnik reicht von parallelen Streifen bis hin zu fächerförmigen Pflasteranordnungen. Über Online-Schulungen oder die Lektüre eines Selbsthilfe-Buches können erste Praktiken erlernt werden. Darüber hinaus kann ein Fachmann, ein Physiotherapeut oder Orthopäde, zur richtigen Technik befragt werden. Vorsichtig sollten Menschen mit Neigung zu Allergien und sensibler Haut sein, denn die Tapes sind mit einem speziellen Klebstoff versehen, der verhindert, dass sich das Pflaster nicht sofort beim Schwitzen oder Duschen vom Körper löst. „Wer selbst Hand anlegen möchte, sollte außerdem bedenken, dass es oftmals einer zweiten Person bedarf, die beim Kleben der Pflasterstreifen behilflich ist. Gerade Körperregionen wie Nacken oder Rücken lassen sich alleine kaum erreichen“, so Schomann.
Kinesio-Taping gilt grundsätzlich als begleitende Therapiemaßnahme und nicht als Ersatz für einen Arztbesuch bei akuten Beschwerden. Denn ob die bunten Pflaster wirklich die erhofften Effekte bringen, ist bislang umstritten. „Viele Anwender sind vom Nutzen überzeugt, wissenschaftlich ist dies jedoch noch in keiner Studie belegt worden. Deshalb dürfen wir als Krankenkasse diese Methode auch nicht bezahlen“, sagt Schomann. Indem das Tape die oberste Hautschicht anhebt, sollen Blut und Lymphflüssigkeit besser abfließen können. Auf diese Weise soll das entzündete Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen besser versorgt werden und leichter abheilen. Auch die Farbe des Pflasters soll Auswirkungen auf den Heilungsverlauf haben – rote Pflaster sollen die Muskulatur erwärmen, gelbe einen aufhellenden Stimmungseffekt mit sich bringen und blaue Pflaster eine kühlende Wirkung erzeugen. Das Einsatzgebiet der Tapes reicht von Sportverletzungen wie Achillessehnenreizungen oder Knieschmerzen über Rückenprobleme bis hin zu Kopfschmerzen. Erfunden wurde es vor über 40 Jahren vom japanischen Chiropraktiker Kenzo Kase.